Ich hörte eine Zeit lang den Podcast «Das Lesen der anderen», in welchem Menschen ihre fünf prägendsten Bücher vorstellten. Es blieb natürlich nicht aus, dass ich mir über meine Gedanken machte. Ich hatte vier auf Anhieb, es war kein Nachdenken nötig, kein Zögern fand sich ein. Das fünfte machte es mir schwer. Ich überlegte, ich kam nicht drauf, bis ich bei mir dachte, dass dies wohl das ist, was mich ausmacht: Das fünfte gibt es wohl, nur wechselt es immer mal wieder, je nach Alter, Zeit, Lust und Laune. Es gibt so vieles in der Welt, das interessant ist, so dass es mir oft schwerfällt, mich ein für alle Mal festzulegen, unwiderruflich (einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel). Und: Es wäre unfair all den Büchern gegenüber, die ich noch lesen wollte: Meine fünf Plätze wären belegt, da käme nichts mehr dafür in Frage.
Wieso aber die gewählten vier Bücher?
– Mit «Grimms Märchen» fing alles an. Ich kriegte sie vorgelesen, ich liebte die Geschichten, allen voran «Der eiserne Heinrich», den ich mir immer wieder neu wünschte als Gute-Nacht-Geschichte.
– Thomas Mann, Doktor Faustus: Ich habe das Buch gelesen, zerlesen, analysiert, damit gelebt in der Zeit meiner Masterarbeit. Die Zeit war durchtränkt von Thomas Mann und der Master ein erstes Etappenziel eines Traums, den ich schon als kleines Mädchen hatte: Studieren.
– Goethes Faust: Ich las es wieder und wieder, dieses Streben nach Erkenntnis, nach Verstehen, dieses Verzweifeln oft auch am Leben und seinen Beschränkungen, die ich so gut kannte, haben mich immer wieder neu eingenommen – und die Sprache, die Kunst dahinter.
– Rilke: Das Buch ist zerlesen, durchgearbeitet, es ist mein Begleiter seit vielen Jahren und immer wieder auch Zuflucht, wenn ich auf der Suche nach etwas Schönem, Tröstenden, Tiefen bin.
Was sind für euch prägende Bücher?
Das könnte ich nicht so bestimmt sagen, wie du, aber sicher waren meine prägensten Bücher jene, welche ich in meiner Jugend gelesen habe, weil diese damals die größten Emotionen und Erkenntnisse in mir ausgelöst haben.
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Darum bin ich froh um das fehlende fünfte Buch – das steht dann für alle anderen 😉
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Ich probiere es mal aus dem Ärmel, ohne lange nachzudenken (in Klammern, die Fragen, die diese Bücher mir, auf ihre Weise, beantwortet haben):
– Max Frisch: Stiller (wer bin ich, was darf ich sein)
– Ingeborg Bachmann: Alles (was ist Glück, was ist Erleben)
– Vergil: Die Äneis (wohin, wolang, Zeit und Reise)
– Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstandes (wogegen, wofür im Leben)
– Friedrich Hölderlin: Alles (wodurch, womit durch den Tag, fürs Glück)
Aber damit komme ich nicht aus. 5 sind viel zu wenig 😀
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Was für eine schöne Auswahl, schön auch, Ingeborg Bachmanns wundervolle Erzählung hier zu sehen. Aber ja, 5 sind zu wenig. Immer.
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So ziemlich alles von Heinrich Böll, besonders „Gruppenbild mit Dame“ und Billard um halb Zehn“.
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Den las ich eine Zeit lang auch sehr begeistert. Wäre spannend, wie es heute wäre, da Bücher ja oft unterschiedlich wirken zu verschiedenen Zeiten. Muss ich mal versuchen.
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