138 Jahre Gottfried Benn (*2. Mai 1886)

„Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.“

Ich hebe mein Glas auf Gottfried Benn, er würde heute 138 Jahre alt.

„Es ist kein Leben dies tägliche Schmieren u. Spritzen u. Quacksalbern u. abends so müde sein, dass man heulen könnte. […] Sinnlosigkeit des Daseins in Reinkultur und Aussichtslosigkeit der privaten Existenz in Konzentration.“

Es klingt nicht so, als ob Gottfried Benn gerne Arzt gewesen wäre. Mehr Freude bereiteten ihm seine erotischen Abenteuer, von denen er trotz nicht weniger Abweichungen vom Bild eines Adonis zahlreiche genoss, und sein Schreiben. Für dieses waren seine medizinischen Kenntnisse und Erfahrungen eine wahre Fundgrube, wühlte er doch auch in seinen Gedichten nur zu gerne in den menschlichen Eingeweiden und liess Körperteile und menschliche Absonderlichkeiten zu Poesie werden. 

Aber er konnte auch anders:

«Wer allein ist, ist auch im Geheimnis,
immer steht er in der Bilder Flut,
ihrer Zeugung, ihrer Keimnis,
selbst die Schatten tragen ihre Glut.»

Habt einen schönen Tag!

***

HIER ein älterer Beitrag zu Gottfried Benn.

2 Kommentare zu „138 Jahre Gottfried Benn (*2. Mai 1886)

  1. Der Einsame

    Wer einsam ist, der hat es gut,
    Weil keiner da, der ihm was tut.
    Ihn stört in seinem Lustrevier
    Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
    Und niemand gibt ihm weise Lehren,
    Die gut gemeint und bös zu hören.
    Der Welt entronnen, geht er still
    In Filzpantoffeln, wann er will.
    Sogar im Schlafrock wandelt er
    Bequem den ganzen Tag umher.
    Er kennt kein weibliches Verbot,
    Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
    Geschützt vor fremden Späherblicken,
    Kann er sich selbst die Hose flicken.
    Liebt er Musik, so darf er flöten,
    Um angenehm die Zeit zu töten,
    Und laut und kräftig darf er prusten,
    Und ohne Rücksicht darf er husten,
    Und allgemach vergißt man seiner.
    Nur allerhöchstens fragt mal einer:
    »Was, lebt er noch? Ei Schwerenot,
    Ich dachte längst, er wäre tot.«
    Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
    Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
    Worauf denn auch der Satz beruht:
    »Wer einsam ist, der hat es gut.«

    ― Wilhelm Busch

    Danke.
    Dir auch einen schönen Tag!

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