Paul Thomas Mann, wie Thomas Mann eigentlich hiess, wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Seine Familie gehört zur besseren Gesellschaft, der Vater ist Inhaber einer Getreidehandlung, hat später verschiedene Ämter inne, seine Mutter stammt aus einer wohlhabenden deutsch-brasilianischen Kaufmannsfamilie. Neben Thomas hat die Familie noch folgende Kinder: Heinrich (1871), Julia (1877), Carla (1881) und Viktor (1890).
Man kann seine Kindheit wohl eine – der Zeit ensprechend – unbeschwerte nennen, schwieriger wird es in der Schule, wo er eher mässig begabt oder interessiert ist, so dass er verschiedene Klassen mehrfach absolviert und schliesslich 1894 ohne Abitur abgeht. Er ist mit dieser Schulkarriere nicht allein, schon Heinrich ist vor dem Abitur ausgetreten und arbeitet beim Schulaustritt seines Bruders bereits als Volontär beim S. Fischer Verlag in Berlin. Bis zum Schulaustritt lebt Thomas bei verschiedenen Lehrern in Pension, ist doch seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes, Thomas Manns Vater, und dem testamentarisch verfügten Verkauf der Getreidefirma, mit den drei Jüngsten Kindern nach München gezogen, wohin Thomas Mann 1894 folgt.
Schon während seiner Schulzeit hat Thomas Mann geschrieben, allerdings keine langen Romane wie später im Leben, sondern – eher schwülstige, von leidenschaftlicher Verliebtheit (zu einem Mitschüler) geprägte – Gedichte (Eine Erinnerung daran findet sich wohl im Tonio Kröger und der Bleistiftszene wieder.). Ein kurzer Ausflug in die Arbeitswelt – Thomas Mann hat eine Stelle als Volontär bei einer Feuerversicherung angenommen und schnell wieder gekündigt – kündigt sich in ihm wohl der Entschluss an, Schriftsteller werden zu wollen. Eine erste Erzählung mit dem Titel Gefallen wird auch sofort in einer Zeitschrift veröffentlicht, es folgen Besuche von Vorlesungen in Literaturgeschichte, Geschichte, Mythologie und mehr als Gasthörer an der Technischen Hochschule sowie weitere literarische Versuche, welche aber von weniger Erfolg gekrönt sind. Trotzdem hatte sein Ersterfolg Thomas Mann die Türen zur Literaturszene Münchens geöffnet.
1895 reist Thomas Mann mit seinem Bruder Heinrich für einige Monate nach Italien. Im Jahr 1896 folgt ein längerer Aufenthalt ebenda, die beiden Brüder bleiben bis im April 1898 und Thomas Mann verfasst mehrere kleinere Arbeiten und beginnt 1897 mit den Buddenbrooks. Zurück in München arbeitet er als Lektor, arbeitet daneben weiter am Verfall der Familie Buddenbrook, bis er diese im August 1900 an Samuel Fischer schickt, welcher den Druck beschliesst. War bislang Heinrich der erfolgreichere Schreiber, überholt ihn Thomas mit seinem Erstling. Dieser Umstand sowie die für den Bonvivant Heinrich zu bürgerliche Existenz von Thomas führt wohl zu einem angespannten Verhältnis zwischen den Brüdern, das sich lange nicht mehr erholen soll.
1903 lernt Thomas Mann Katia Pringsheim kennen, welche er am 11. Februar 1905 heiratet. Schlag auf Schlag folgen vier Kinder: Erika (1905), Klaus (1906), Golo (1909) und Monika (1910), später dann noch Elisabeth (1918) und Michael (1919). (Mehr zu Thomas Mann als Vater findet sich HIER)
Die Jahre von 1905 bis 1914 sind für Thomas Mann gute Jahre (ausser dem Selbstmord seiner Schwester Carla 1910). Er hat Erfolg, der Familie geht es gut. Unterbrochen wird das eigentlich ruhige Leben nur durch einen Kuraufenthalt Katja Manns in Davos, wo Thomas Mann sie besucht und dadurch auf die Idee zum Zauberbergt kommt. Die ersten Kapitel entstehen noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (Der Zauberberg erscheint Ende 1924). Anfänglich bejubelt Thomas Mann den Kriegsausbruch, womit er in guter Gesellschaft ist, allerdings ist er nicht diensttauglich. Er steuert schriftliche Gedanken zum Geschehen bei, lebt ansonsten wie vor dem Krieg weiter, ausser dass ihn häufige Krankheiten plagen. Zwischen den Kriegen passiert wenig Erwähnenswertes, das Leben nimmt seinen Lauf. Auch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ändert daran nicht viel.
Thomas Mann ist gerade in Arosa, als er von diversen Verhaftungen in München erfährt und beschliesst, nicht gleich nach Hause zu reisen. Es kommt in der Zeit zur Denunziation Manns in München, die Aufmerksamkeit der Polizei liegt nun auf ihm, was zu einer Hausdurchsuchung führt. Wäre Thomas Mann jetzt heimgekehrt, wäre er in der Tat verhaftet worden. Thomas Mann schlägt seine Zelte in Küsnacht in der Schweiz auf. Unterzwischen ist sein Haus in München beschlagnahmt worden. 1936 verliert Thomas Mann die deutsche Staatsbürgerschaft und wird tschechoslowakischer Bürger. Bis dahin schreibt er fleissig weiter, immer öfter auch antifaschistische Stellungnahmen. In der Zeit arbeitet er auch an seinen Joseph-Büchern.
Es folgen Reisen nach Amerika, 1938 bleibt er schliesslich ganz. 1939 unternimmt Thomas Mann eine grosse Europareise, der Kriegsausbruch erschwert schliesslich die Rückkehr, aber er schafft es zurück über den grossen Teich. In Amerika unterrichtet er in Princeton als „Lecturer in the Humanities“ bis 1940. Daneben ist er ein mehr als fleissiger Schreiber. Noch immer schreibt er an seinen Joseph-Romanen.
1941 folgt der Umzug der Familie Mann nach Pacific Palisades in Kalifornien, 1943 beginnt Thomas Mann mit dem Doktor Faustus. Durch diese Arbeit findet er auch den Kontakt zu Theodor W. Adorno, welcher ein wichtiger Berater für den Roman wird.
Am 7 .Mai 1945 kapituliert Deutschland, kurz darauf geht Klaus Mann als amerikanischer Soldat nach München und berichtet seinem Vater von den Zuständen vor Ort. Thomas Mann will von einer Reise nach Deutschland nichts wissen. Er arbeitet weiter am Faustus, welcher 1947 erscheint. Im selben Jahr reist er auch zum ersten Mal wieder nach Europa – allerdings nicht nach Deutschland. 1948 beginnt die Arbeit an Der Erwählte, im Goethejahr 1949 folgt der erste Besuch in Deutschland.
1950 stirbt Thomas Manns Bruder Heinrich. Im selben Jahr reist Mann in die Schweiz nach Zürich. Seine Schaffenskraft ist noch immer ungebrochen: Er fängt mit Felix Krull an, engagiert sich für politische Gefangene in der Sowietzone und unternimmt weitere Reisen. 1952 kommt es zum (ursprünglich nicht geplanten) Umzug nach Erlenbach am Zürichsee, dem einer 1954 nach Kilchberg folgt, wo 1955 noch die Goldene Hochzeit gefeiert wird. Kurz darauf stirbt Thomas Mann, nachdem er schon länger öfters krank war, am 12. August 1955 im Krankenhaus in Zürich.
Ausgewählte Werke
Romane
- Buddenbrooks (1901)
- Königliche Hoheit (1909)
- Der Zauberberg (1924)
- Joseph und seine Brüder (1933 – 1943)
- Lotte in Weimar (1939)
- Doktor Faustus (1947)
- Der Erwählte (1951)
- Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954)
Erzählungen und Novellen
- Gefallen (1894)
- Der Wille zum Glück (1896)
- Tonio Kröger (1903)
- Tod in Venedig (1911)
- Unordnung und frühes Leid (1926)
- Mario und der Zauberer (1930)
- Die Betrogene (1953)
Essays
- Berachtungen eines Unpolitischen (1918)
- Theodor Fontane (1928)
- Bruder Hitler (1938)
- Deutschland und die Deutschen (1947)
- Nietzsches Philosophie im Lichte unserer Erfahrung (1947)
Bücher zu Thomas Mann
- Michael Degen: Familienbande
- Erika Mann: Mein Vater, der Zauberer
- Frido Mann: Achterbahn
- Sandra Matteotti: Doktor Faustus: Thomas Manns Autobiographie des Schreibens
- Marcel Reich-Ranicki: Thomas Mann und die Seinen
- Kai Sina: Susan Sontag und Thomas Mann
Hat dies auf Denkzeiten rebloggt und kommentierte:
„Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“
(Der Zauberberg)
Heute würde Thomas Mann 163 Jahre alt – für mich ein ganz Grosser.
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