Lebenskunst: Angst

«Es gibt mehr Dinge auf der Welt, die wir fürchten, als Dinge, die uns wirklich zerstören. Wir leiden viel öfter in unserer Vorstellung als in der Realität.» Seneca

Kennst du das auch: Du willst etwas unbedingt tun und schiebst es doch immer auf. Deutlicher wird es, wenn du mit einer Situation konfrontiert bist, die dich überfordert, weil sie etwas von dir verlangt, dem du dich nicht gewachsen fühlst, oder weil du Angst hast. In dir schreit alles «das kann ich nicht» und du suchst nach Wegen, dich der Situation zu entziehen. Tief drin weisst du, dass es kein Entkommen gibt, du musst da durch. Oder du willst es eigentlich wirklich, wenn da nur nicht all die negativen inneren Stimmen wären.

Angst ist etwas zutiefst Menschliches, Evolutionäres. Sie diente vor vielen Jahren dazu, körperlich und seelisch vor Gefahren zu schützen, was überlebenswichtig war. Heute sind die Gefahren selten so  bedrohlich, doch die Angst übernimmt noch immer diese Alarmfunktion und steht uns so oft im Weg. Wir mögen sie nicht, doch eigentlich zu Unrecht, denn Angst ist immer ein Fenster nach innen. Wenn du ihr offen begegnest und sie hinterfragst, gibt sie dir viel über dich preis. Plötzlich merkst du, was in dir oft unbewusst abläuft, du entdeckst zum Beispiel die Angst vor dem Scheitern, aber auch die Angst vor Erfolg – beides könnte dein Leben, wie es ist ändern. Willst du das? Doch bedenke:

«In Ängsten findet manches statt, was sonst nicht stattgefunden hätte.» Wilhelm Busch

Wenn du also das nächste Mal Angst hast, vor etwas wegrennen willst: Schau hin und frage dich: Was macht mir daran Angst und wieso? Oft sind die Antworten überraschend und gewinnbringend.

Wovor hast du Angst?

3 Kommentare zu „Lebenskunst: Angst

  1. Hallo liebe Sandra,

    die Angst gehört ja nicht nur philosophisch zu den wesentlichen Inhalten unseres Lebens, ein Grundbegriff wohl in jeder Hinsicht.
    Wenn ich Versagensängste habe, so habe ich ja dann auch Angst vor mir.

    Die Angst wird ja von innen zugetragen, die Furcht von außen.
    Wenn ich das berücksichtige, dann, mit einer Krankheit eventuell nicht umgehen zu können. Krankheit als solches, auch ohne Vorhandensein, kann bei mir Ängste auslösen…

    Danke Dir sehr für Deinen Beitrag, gerade die Perspektive der Angst als Innenschau zu berücksichtigen i.S. einer Selbsterkenntnis, ist doch immer wertvoll.

    Und Seneca stimme ich auch voll zu.

    Der Philosophieprofessor sagte seinerzeit, auf die Fragen von uns Studenten zu den Prüfungen und dem Risiko durchzufallen:
    „Wir müssen sehen, dass die Sonne uns nicht blendet, wenn die Prüfung stattfinden. Dann müssen wir die Vorhänge vorziehen, dann wird es nur ein bisschen dunkel.“ (Er war Kierkegaard-Experte)

    Wünsche Dir ein sonniges und buntes Wochenende

    Matthias

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  2. Sandra: „Angst ist etwas zutiefst Menschliches“

    Wenn du einen Hund, eine Katze, oder auch nur eine
    kleine Spinne in bestimmten Situationen beobachtest:
    Sie kennen so etwas wie Angst. Vielleicht sogar Pflanzen.

    Angst ist ein natürlich hinterlegter Schutz-„Mechanismus“,
    der in Signalfunktion den Individuen helfen soll, die Körper
    vor Schaden zu bewahren.

    Angst ist nicht „etwas zutiefst Menschliches“. Das Besondere bei uns Menschen ist, daß wir einen zur Phantasie fähigen Verstand zur Verfügung haben, der uns Szenen vorführen kann, daß es uns nur so graut.

    Du weist schon mit dem Seneca-Zitat darauf hin.

    🌼

    Sandra: „[Die Angst] diente vor vielen Jahren dazu, … seelisch vor Gefahren zu schützen“

    Das, was wir Seele nennen, brauchen wir nicht zu schützen, sie überlebt die Körper, die wir zerstören können – wie auch die Liebe und das Bewußtsein unschützbar und unverwundbar sind.

    Schützen und verwunden können wir nur
    das…, was in unserem Machtbereich liegt.

    🌼

    Sandra: „[Die Angst] diente vor vielen Jahren dazu, körperlich … vor Gefahren zu schützen“

    Nicht nur „vor vielen Jahren“… Ohne die „Alarmfunktion“ Angst würden wir hier nicht leben können.

    🌼

    Es ist nicht die Alarmfunktion Angst, die uns in unserer Entfaltung behindert, sondern der Illusionskonstrukteur namens Verstand, der die gruseligsten Schauermärchen strickt und damit den Emotionalkörper triggert.

    Sofern wir in der Lage sind, das zu sehen – indem wir Abstand zu den Gefühlen halten – können wir aus dem behindernden emotionalen Netz aussteigen und souverän unsere Entscheidungen treffen.

    🌼

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