„Um Wasser zu finden, solltest du nicht überall kleine Löcher graben, sondern an einer einzigen Stelle bis auf den Grund bohren.“ (Nisargadatta Maharaji)
Die Welt bietet so viele Möglichkeiten, Dinge zu lernen. Alle sind sie reizvoll, alle sind sie inspirierend, in jedem Gebiet findet man Menschen, die einen beeindrucken in ihrem Tun und Können und Sein. So etwas würde man sich auch wünschen. Und so fängt man an, taucht in eine Sache ein, während man nebendran drei andere sieht, die auch toll wären. Und irgendwann wird es ein wenig harzig beim eigenen Weg und man sieht bei einem anderen, dass das einfacher wäre. Und wechselt. Das passiert vielleicht nicht nur einmal, sondern mehrere Male.
Das positive daran ist, dass man viel kennenlernt, viel mitnimmt auf dem Lebensweg. Auf der Strecke bleibt aber die wirkliche Tiefe in einer Sache. Man kratzt meist an der Oberfläche, taucht ein paar Meter, stösst dann zurück an die Oberfläche und kratzt an einer anderen Stelle. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil, es kann sehr befriedigend sein. Wenn man aber wirklich tief gehen möchte, dann wird dieser Weg nie dahinführen.
Wirkliches Eintauchen, wirklich einen Weg zu gehen, mit all seinen Hürden, Schwierigkeiten und Herausforderungen, bedeutet, sich diesem Weg zu verpflichten. Es bedeutet, die Herausforderungen zu meistern, um dann die Früchte zu ernten, die durch die intensive Auseinandersetzung wachsen.
„Mein lieber Freund, du solltest in deinem Leben einen Mittelweg finden zwischen Geben und Empfangen.“ (Bhagavad Gita)
Ich hatte in meinem Leben beide Phasen, die des tiefen Eintauchens und die des eifrigen Suchens, Findens, Verwerfens, neu Suchens. Jedes neue Finden war mit einem Schub neuer Energie verbunden, mit Begeisterung, mit Enthusiasmus. Es war wie Fliegen auf einem Strom von Energie, der mich trägt. Das hielt selten an. Es lässt sich vielleicht vergleichen mit der Liebe: Wenn die erste Verliebtheit schwindet, zieht man auf zu neuen Ufern, um wieder zu schwelgen, verliebt zu schwärmen, im Hochgefühl zu baden. Eine tiefe Liebe wird so nie entstehen. Dazu müsste man sich auf einen Menschen einlassen. Tief einlassen. Mit allem, was gut ist. Mit allem, was schwer ist. Gerade beim Schweren zeigt sich, ob die Liebe trägt. Ob man auch fähig ist, sich tragen zu lassen und mitzutragen, denn beides ist nötig.
„Die persönliche Pflicht im Leben sollte man als seine Verantwortung für das eigene höchste Selbst ansehen.“ (Bhagavad Gita)
Genauso sehe ich heute den Lebensweg: Es ist ein Einlassen auf etwas, das mir selbst entspricht. Mein Leben leben bedeutet für mich, meine Aufgabe zu erfüllen in dem Sinne, dass ich das, was in mir ist, lebe, mich ihm verschreibe, auch wenn es nicht nur einfach ist. Im Yoga gibt es dafür den Begriff Svadharma: Seiner Berufung folgen, die eigene Aufgabe in dieser Welt gut erfüllen. Dabei gibt es keine höheren oder tieferen Aufgaben, sie sind alle wichtig, sowohl für das eigene Leben wie auch für das Zusammenleben als Gesellschaft.
Was ist deine innere Pflicht? Wo siehst du deinen Weg?