Rezension: Rebecca Martin – Nacktschnecken

Sich finden – im Leben und in der Beziehung

Ich stelle mir vor, du hättest nicht zufällig neben mir gesessen, als ich gerade aufstehen und schon wieder gehen wollte. […] Es ist so leicht, sich zu verpassen – selbst dann, wenn dir der andere gegenübersteht. Wir hätten all die Dinge nicht geteilt, wir hätten die gemachten Fehler nicht gemacht, zumindest nicht miteinander…

Nora und Paul sind seit langem ein Paar. Sie haben sich eingerichtet, ihre Rollen gefunden, verstehen sich quasi blind. So gehen sie durch die Jahre. Eigentlich könnte alles gut sein, es ist auch nicht schlecht, nur kommt immer wieder das Leben dazwischen, bringt Probleme auf, zeigt Risse in den festgelegten Rollenmodellen, lässt Nora zweifeln: an sich, an Paul, an der Beziehung. Wie viele Kompromisse kann man machen, ohne sich selber zu verlieren? Wie viele Zugeständnisse muss man machen, um den anderen nicht zu verlieren?

Nacktschnecken handelt von einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben und in ihrer Beziehung sucht. Rebecca Martin versteht es, in einer Sprache, die ganz der Protagonistin entspricht, mit viel Feingefühl und Tiefgang die Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens zu schildern, ohne dabei zu psychologisieren. Vielmehr zeigt sie das pralle Leben mit all seinen Höhen und Tiefen durch die erlebte Geschichte. Dadurch ist ein Zeugnis einer Generation entstanden, das selbst wenn es nicht die eigene betrifft, verständlich und nachvollziehbar wird. Und jeder, der durch diese Phasen des Lebens hindurch ging, wird sich irgendwo wiederfinden in der Erzählung von Nora und Paul.

Fazit
Ein feinfühliges und tiefgründiges Buch, in dem alles passt: Plot, Figuren, Sprache. Empfehlenswert.

Zum Autor
Rebecca Martin
Rebecca Martin wurde 1990 in Berlin geboren. 2008 veröffentlicht sie ihren Roman Frühling und so, 2009 macht sie Abitur. Es folgt die Ausbildung zur Werbetexterin an der Texterschmiede Hamburg. Im Sommer 2012 erscheint der zweite Roman Und alle so yeah im DuMont Buchverlag. Seit September 2013 absolviert sie ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.

Angaben zum Buch:
MartinNacktschneckenTaschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Dumont Verlag (12. März 2015)
ISBN-Nr.: 978-3832163204
Preis: EUR 14.90 / CHF 21.90

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4 Kommentare zu „Rezension: Rebecca Martin – Nacktschnecken

  1. Schön, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Mich konnte es leider nicht überzeugen. 😦
    Dabei wollte ich es wirklich mögen… Aber Geschmäcker sind halt verschieden.
    Mir war es zu sehr real – und dadurch irgendwie langweilig. Wahrscheinlich war es auch einfach die falsche Zeit für mich. Denn nach einem Streit konnte ich das Buch erst mal nicht zur Hand nehmen. Hmmm. Schwierig zu beschreiben.

    Hab einen schönen Tag!

    Sabrina

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    1. Ich fand das Buch gut geschrieben, sprachlich überzeugend, indem diese die Protagonistin vertrat. Der Plot war gut und der Inhalt stimmig. Es ist so, dass es ein Buch ist, das sehr realistisch ist, das dadurch auch eher langatmig ist, wenig Spannung in sich trägt und damit das Seitenumblättern nicht ganz so automatisch erfolgen lässt. Das alles fand ich sehr gut und damit war es ein gutes Buch. Es war nicht „mein“ Buch, da ich mich lieber packen lasse. Das fehlte dem Buch für meinen Geschmack – aber wie du sagst: Die Geschmäcker sind verschieden. Auch dir einen schönen Tag, liebe Grüsse Sandra

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      1. Wieso heisst es Nacktschnecken?
        Assoziation: Schnecken sind langsam – genauso wie eine Beziehung sich langsam und träge vorwärts entwickelt.
        Nackt ist man in einer Beziehung: Da heißt es offenlegen. Nackt sein, heißt auch verwundbar sein.

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