Auf den Suchen nach den eigenen Wurzeln
Lieber Gott, ausgerechnet Afghanistan! Du musst verrückt sein, Felicity, wirklich. Hast du so lange studiert, nur um anschliessend am Ende der Welt mit einem Schleier herumzulaufen?
Felicity hat soeben ihr Medizinstudium beendet, sie ist mit einem zuverlässigen, sie liebenden Mann, der dazu noch anerkannter Chirurg ist zusammen. Glück pur? Könnte es sein, wenn Felicity das nicht alles hinter sich lassen und nach Afghanistan gehen wollte. Eine Flucht oder Berufung?
Doch je näher das Ende des Studiums und die Prüfungen gerückt waren, umso stärker war der Drang geworden, wieder eine neue Richtung einzuschlagen, auszubrechen aus ihrem geregelten Leben.
[…] Ohne ergründen zu können, woher der melancholische Satz kam, dachte sie: Ich werde das Land der Liebe niemals betreten.
Alles ist gepackt, eigentlich kann es losgehen zum Flughafen, doch Felicitys Mutter ist verschwunden – diese hatte sie fahren wollen. War das ein Versuch, Felicity von ihrem Plan abzubringen? Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war immer eher distanziert gewesen, aber dass sie ihr nun Steine in den Weg legte? Ob ihr was passiert war?
Nach einem ersten Schrecken und den Gedanken an das Schlimmste, steht fest: Nach einem kurzen Besuch im Pflegeheim ihrer kürzlich versztorbenen Mutter ist sie mit einem Karton unter dem Arm aus diesem gestürmt und sogleich nach Rom abgeflogen. Felicity verschiebt ihre Reise nach Afghanistan und reist ihrer Mutter hinterher. Was sie in Rom erfährt, weckt auch ihr Interesse: Die ganze Vergangenheit, wie sie bislang erzählt worden ist, war auf Lügen aufgebaut. Die Wahrheit geht tief, führt zurück ins Naziregime. Je tiefer die beiden Frauen graben – und sich dabei als Mutter und Tochter näher kommen –, desto brisanter werden die Funde.
Hanni Münzer hat mit Honigtot aus dem Vollen der Schriftstellerkunst geschöpft: Eine emotionale Geschichte, die von ihren lebensnahem Charakteren lebt, Schauplätze, die plastisch werden und damit den durchdachten, spannend aufgezogenen und stimmig ausgeführten Plot lebendig werden lassen. Die historischen Hintergründe sind fundiert recherchiert ohne dabei zum Geschichtsunterricht zu werden. Alles in allem ein wunderbarer Lesegenuss.
Fazit:
Eine emotionale Geschichte, bei der alles stimmt: Plastische Schauplätze, lebensnahe Charaktere, stimmiger Plot und Spannung. Sehr empfehlenswert.
Zum Autor
Hanni Münzer
Hanni Münzer hatte schon immer eine lebhafte Fantasie (zum Leidwesen von Eltern und Lehrern) und verschlang bereits als Sechsjährige jedes Buch. Nicht alles war jugendfrei. Aus der Leidenschaft zu lesen, entwickelte sich die Leidenschaft zu schreiben.
2013 veröffentlichte die in Wolfratshausen Geborene ihr Debüt „DIE SEELENFISCHER“. Es war ein Experiment, das versehentlich gelang. Plötzlich war sie Autorin.
Interview mit der Autorin: Nachgefragt
Angaben zum Buch:
Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Piper Verlag (13. April 2015)
ISBN-Nr.: 978-3492307253
Preis: EUR 9.99 / CHF 14.90
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2 Kommentare zu „Rezension: Hanni Münzer – Honigtot“