Rezension: Horst Eckert – Schattenboxer

Intrigen, Vertuschungen und Wettlauf mit der Zeit

Etwas schimmerte dort obenauf. Torsten stoppte das Boki-Mobil und stieg aus, um sich die Sache anzusehen. Hatte sich jemand einen bösen Scherz erlaubt?
Nach wenigen Schritten wurden ihm die Knie weich. Seine Eingeweide verkrampften sich. Er hielt die Luft an.
Nein. Bitte nicht.

EckertSchattenboxerVincent Che Veih, Enkel eines Nazis und Sohn einer RAF-Terroristin hat es in diesem Fall mit dem grausamen Mord an einer jungen Frau zu tun. Einen Tag nach der Beerdigung der tochter eines Kollegen, die sich das Leben genommen hatte, liegt auf deren Grab die schrecklich zugerichtete Leichte einer anderen jungen Frau. Zwar kannten sich die beiden Frauen nicht, aber es gibt ein verbindendes Element: Beide engagierten sich in einer Initiative, die sich für die Freilassung eines zu Unrecht inhaftierten – und in ihren Augen unschuldigen – Mörders einsetzte. Der Fall zieht immer weitere Kreise, reicht zurück in die aktive Zeit der RAF und zum Mord des Managers Rolf-Werner Winneken (angelehnt an den Fall um Detlev Karsten Rohwedder, den man aber nicht kennen muss, um das Buch zu verstehen).

Dann verschwindet eine zweite junge Frau, die Polizei arbeitet auf Hochtrab. Als auch noch Veihs Lebensgefährtin wie vom Erdboden verschluckt ist, wird die Suche zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Horst Eckert ist wieder einmal ein spannender Krimi gelungen, der den Leser packt und nicht mehr loslässt. Es gelingt ihm, Fakten aus der Realität mit Fiktion zu verbinden. Mit plastischen Figuren – allen voran Vincent Che Veih, welcher im Privaten immer ein bisschen neben sich zu stehen scheint, im Beruf aber zielgerichtet seinen Dienst tut – schafft er es, seine Kriminalgeschichte real erscheinen zu lassen. Der Schauplatz Düsseldorf, Eckerts eigener Wohnort, tut durch seine wirklichkeitsgetreue Darstellung, die auf der persönlichen Kenntnis des Autoren beruht, das Seine dazu.

Schattenboxer ist ein detailgetreuer, authentischer Krimi, der alles vereint, was einen guten Krimi ausmacht: Charakterstarke Figuren, Verdächtige – auch falsche –, falsche Spuren, Tempo, Cliffhanger. Ab und an ist das Hin und Her in den Zeiten ein bisschen verwirrend, vor allem wenn man verpasst, die Daten am Kapitelanfang genau zu lesen, dies ist aber eher dem ungenauen Leser (der zu seiner Verteidigung nur die Spannung anbringen kann) denn dem Autor anzulasten.

Fazit:
Horst Eckert ist mit Schattenboxer wieder ein Krimi gelungen, der Lesevergnügen und Spannung bis zur letzten Seite verspricht. Absolut empfehlenswert.

Zum Autor
Horst Eckert
Horst Eckert wurde am 7. Mai 1959 in Weiden/Oberpfalz geboren und wuchs in Pressrath auf. Er studierte in Erlangen und Berlin Soziologie und Politische Wissenschaften, jobte als Bierschlepper und Fahrstuhlführer, später als Hospitant im Berliner ZDF-Studio. Nach einem Umzug nach Düsseldorf 1987, die Liebe war Schuld, arbeitete er 15 Jahre lang als Fernsehreporter, seitdem ist er hauptberuflich als freier Schriftsteller tätig. Von ihm erschienen sind unter anderem Annas Erbe (1995), Finstere Seelen (1999), Ausgezählt (2002), Der Abrsprung (2006), Sprengkraft (2009), Schwarzer Schwan (2011).

Ein Interview mit dem Autoren findet sich hier: Horst Eckert – Nachgefragt

Porträt der Frankfurter Rundschau

Angaben zum Buch:
EckertSchattenboxerGebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Wunderlich Verlag (27. Februar 2015)
ISBN-Nr.: 978-3805250795
Preis: EUR 19.95 / CHF 29.90

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