5 Inspirationen – Woche 20

Das Wetter war diese Woche eher uninspirierend, das ewige Grau in Grau konnte doch ganz schön aufs Gemüt schlagen. Immerhin drang zwischendurch die Sonne durch, ein kleiner Lichtblick dann und wann – im wahrsten Sinne des Wortes.

Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert?

  • Ich hörte einen Podcast eins zu eins des Bayern Rundfunks mit Matze Hielscher. Ich mag ihn selber vom Podcast Hotel Matze, den ich auch schon oft erwähnte. Spannend hier war seine Betonung der Neugier. Wenn er eine Idee hat, so Hilscher, dann will er die umsetzen. Und das tut er dann auch. Geht nicht? Scheint’s nicht zu geben. Und auch wenn mal was nicht klappt, ist das kein Untergang.

  • Etwas ähnliches hörte ich bei einem weiteren Podcast, derselbe Sender, Gast dieses Mal Herlinde Koelbl, eine deutsche Fotografin. Nach Büchern über deutsche Wohnzimmer und Gesichter der Macht kam ihr neuster Band „Faszination Wissenschaft“ heraus. Ihr Herangehen an Menschen, an Geschichten hat mich fasziniert. Gefragt, was sie von den Wissenschaftlern gelernt hätte, kam die Aussage: Dass es kein Scheitern gibt, dass alles Schritte hin zum Erfolg, zum Ziel sind.
  • Ich kam erst spät zur Lyrik, doch dann kam sie über mich. Und ich liebe sie bis heute sehr. War ich früher ein intensiver Romanleser, finde ich die heute oft so geschwätzig. Ich mag die konzentrierte Form, die Reduktion auf das Nötige. Und so habe ich beschlossen, fortan noch mehr Gewicht auf die Lyrik zu legen, mich noch tiefer reinzubegeben und der Lyrik auch mehr Gehör und Gewicht zu verschaffen. Ein für mich sinnvolles, sinnstiftendes und bereicherndes Projekt, von dem ich überzeugt bin, dass es auch denen, die ich erreiche, viel Schönes und viel Freude bringen kann. Ich habe es schon ein wenig zu spüren bekommen durch das, was ich schon mache, und ich merke, wie gerade diese bereitete Freude so unbezahlbar ist.
  • Im Zuge dieses Vorhabens dachte ich, mal wieder in die Tiefen der Gedichtanalyse zu steigen und die Schulbücher zu konsultieren. Es gibt immer Neues zu lernen. Zwar rauchte der Kopf, doch hatte dieses Lernen auch viel Bereicherndes. Lernen ist wunderbar. Wir sollten nie damit aufhören. Leider werden wir im Leben oft auch lernmüde, vor allem dann, wenn wir mit zu Lernendem konfrontiert werden, das fürs weitere Leben schlicht unbrauchbar scheint – das wusste schon Friedrich Rückert:

Was in der Schule du gelernt, ist’s wohl vergebens,
Weil du gebrauchen es nicht kannst im Lauf des Lebens?

O nein, den Acker hat zum Anbau es entwildert,
Zum Wesentlichen hat’s dich förmlich vorgebildet.

So was im Leben selbst, der großen Schule, du
Gelernt hast, bringst du nicht umsonst dem Himmel zu.

Du mußt die irdischen Aufgaben recht nur treiben,
Und ewig wird davon die Segenswirkung bleiben.

Schön, wenn man sich den Lernhunger wieder zurückholen kann.

  • Kürzlich kam mir mein altes Buch von Wilhelm Busch wieder in die Hände. Es ist beinahe so alt wie ich und begleitet mich seit Kindertagen. Ich mochte ihn da schon wegen seiner Zeichnungen und seiner kleinen und witzigen Verse. Daran hat sich nichts geändert. Dass in diesem so oberflächlich klingenden Witz durchaus auch eine tiefgründige Spitze steckt, macht die Verse heute umso grossartiger. Drum zum Abschluss ein kleines Gedicht:

Glückspilz

Geboren ward er ohne Wehen
Bei Leuten, die mit Geld versehen.
Er schwänzt die Schule, lernt nicht viel,
Hat Glück bei Weibern und im Spiel,
Nimmt eine Frau sich, eine schöne,
Erzeugt mit ihr zwei kluge Söhne,
Hat Appetit, kriegt einen Bauch,
Und einen Orden kriegt er auch,
Und stirbt, nachdem er aufgespeichert
Ein paar Milliönchen, hochbetagt;
Obgleich ein jeder weiß und sagt:
Er war mit Dummerjahn geräuchert!
(Busch, Gedichte, Schein und Sein, 1909)

Frei nach dem Motto: Lass die anderen reden, leb dein Leben und sei glücklich damit!

Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!

4 Kommentare zu „5 Inspirationen – Woche 20

  1. Erst einmal möchte ich ein großes Kompliment für diese schöne wöchentliche Kategorie des Blogs aussprechen, die ich wunderbar und im wahrsten Sinne des Wortes sehr inspirierend finde. Und so bin ich in meinem örtlichen Buchladen an einem Tip aus Woche 1 nicht mehr vorbeigekommen: Doris Dörrie’s „Lesen Schreiben Atmen“ liegt jetzt auf meinem Stapel und wartet darauf gelesen zu werden. Mal sehen, wozu mich die Lektüre darüber hinaus inspirieren wird. Danke für die schönen Beiträge, weiterhin viele insprierende Momente und ein schönes Pfingstwochenende!

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  2. Wilhelm Busch hatte ich vor kurzem auch in den Händen, um meiner Tochter daraus vorzulesen. Auch wenn ich ihr hin und wieder einen altertümlichen Begriff erklären musste, amüsierte sie sich prächtig. Dabei ist Italienisch ihre erste Sprache. Zeitlose Dichtkunst ohne Grenzen.
    Ich selbst lese derzeit „Lo und Lu“ von Ortheil. Sehr interessante Perspektive, wenn mal ein Mann erzählt, wie er als Hausvater mit zwei Kleinkindern den lieben langen Tag gestaltet. Die inspirierenden Höhenflüge, und die bleierne Müdigkeit. Er beschreibt das Ganze köstlich und auf seine typisch detailverliebte Art.
    Ich wünsche dir ein entspanntes Pfingsten, liebe Sandra!

    Gefällt 2 Personen

    1. Ortheil liegt auch noch auf dem Stapel meiner Bücher, die ich noch lesen möchte. Einiges von ihm kenne ich schon, anderes hat mich angesprochen, es fand sich nie der richtige Moment.

      Aber ja, immer wieder schön, zu sehen, wie zeitlos gewisse Literatur ist. Sogar über die Sprachgrenzen hinweg. Man muss nicht immer alles verstehen, um zu verstehen.

      Gefällt 2 Personen

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