100 Jahre ohne Franz Kafka

«Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.»

Heute vor 100 Jahren starb Franz Kafka. Es waren ihm nur 40 Jahre vergönnt gewesen, 40 Jahre, in denen er an vielem gelitten und vor allem eines geliebt hat: Das Schreiben.

Die Etappen seines Lebens aufzuzählen, würde wenig von dem Menschen aufzeigen, der er war. Ganz erfassen kann man ihn wohl sowieso kaum. Wie viele Versuche sind schon unternommen worden, ganze Regalbretter biegen sich durch unter der Last der Deutungen. Am ehesten findet man ihn vermutlich in seinen Schriften, denn in ihnen liegt sein Herzblut. Da hat er die geheimen Windungen seines Denkens und Fühlens auszudrücken versucht, indem er sie in abstruse Geschichten verpackte, die bei Lichte betrachtet nicht an den Haaren herbeigezogen sind, sondern die Absurdität des Lebens, wie er es sah, abbilden.

Er hat sogar ein Wort geprägt: Kafkaesk. So nennt man eine Situation, in welcher der Mensch sich in einer bedrohlich erscheinenden Lage hilflos ausgeliefert fühlt. Von Solchen Situationen handeln seine Werke: Sei es als Josef K., der einfach verhaftet wird, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein, sei es als Landvermesser, der den Vorschriften der Verwaltung des Schlosses ausgeliefert ist, sei es als Gregor Samsa, der eines Morgens als Käfer im Bett aufwacht.

Immer wieder schreibt er vom Suchen und vom Hadern, etwas, das ihm wohl aus dem eigenen Leben vertraut war. Er haderte mit dem Vater, dem er einen Brief schrieb, aber auch mit der Liebe. Zwar verliebte und verlobte er sich, zeigte sich dann aber doch eher zögerlich und entschied sich am Schluss dagegen und für das Schreiben. Bis es fast zu spät war. Ein Jahr Liebe war ihm noch vergönnt, leider schon von seiner Krankheit gezeichnet. Mir gefällt der Gedanke, dass er nach diesem kurzen Leben das Glück doch noch kennenlernte. Die Liebe sehen und sterben.


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