Bücher 2021 – Februar

Gelesene Bücher

  1. Natascha Lusenti: Die Welt in meinen Farben
    „Die Welt in meinen Farben“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben erst finden muss, weil sie ihn durch zu viele Verluste verloren hat. Die Geschichte fängt sehr langatmig, wird dann aber immer einnehmender, bis sie den Leser vollends in den Bann zieht. Emilia wirkt als Charakter so glaubwürdig, so authentisch in ihrem Denken, Fühlen, Tun, das sich in einer grossen Verletzlichkeit äussert, dass man sie als Leser ins Herz schliesst und weiter begleiten will.Alles in allem ist Natascha Lusenti eine kleine, feine Geschichte voller Zärtlichkeit, Nachdenklichkeit, Mit-Menschlichkeit gelungen, die von der Suche nach sich selbst, von Zugehörigkeit, von Liebe, Angst und Glück handelt. Wären der unbefriedigende Anfang und ein paar zu ausführliche Ausschweifungen später nicht, könnte man sie rundum wunderbar nennen. (Rezension)
  2. Dorothea Brande: Schriftsteller werden
    Dorothea Brande schrieb das vorliegende Buch 1934 und seit da gilt es als Klassiker. Wichtig ist, was einen Schriftsteller überhaupt zum Schriftsteller macht, die Antwort lautet: Er schreibt. Was so einfach klingt, ist es in Tat und Wahrheit aber nicht. Wie viel hält Schreibwillige oft von dem ab, was sie eigentlich tun wollen? Ganz verschiedene Ängste treten plötzlich auf und lassen zögern, blockieren gar. Schriftsteller werden“ ist keine strukturierte Anleitung hin zu einem Roman, es ist ein Buch über die Entwicklung des Menschen hin zu dem, was er sein will: Schriftsteller. Brande schöpft dabei aus ihrer Erfahrung als Autorin und Lehrerin für Kreatives Schreiben. (Rezension)
  3. Anselm Grün: Das kleine Buch vom guten Leben
    Anselm Grün geht in diesem kleinen Buch der Frage nach, was ein gutes Leben ist und wie wir dieses leben können. Er beruft sich dabei auf die Religionen und Philosophien aus aller Welt, zitiert literarische Werke und alte Weisheiten. Für ein gutes Leben, so Anselm Grün, braucht es nicht viel, ausschlaggebend ist die innere Haltung, das, wonach wir unser Leben ausrichten.Anselm Grün überzeugt durch eine tiefe Weisheit, durch eine Belesenheit und einen offenen Blick ohne religiöse, philosophische oder lokale Grenzen. (Rezension)
  4. Doris Dörrie: Alles inklusive
    „Alles inklusive“ ist die Geschichte verschiedener Menschen, die alle mit ihrem Leben hadern, daran verzweifeln, falsche Entscheidungen treffen, sich selber ins Unglück reiten. Alle wirklichen sie auf ihre Weise verrückt und doch auch wie Menschen mit ihren Abgründen und Hoffnungen. Es ist die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, die nie eine wirklich gelebte und gefühlte war und doch Boden für viele Anschuldigungen mit sich bringt. Doris Dörrie gelingt es, ohne Moralkeule und hochgehobenen Zeigefinger menschliche Schwächen zu erzählen, trotz vieler Tiefschläge und auch verkorkster Lebensentwürfe driftet das Buch nie ins Schwere ab. Es ist wohl gerade die Leichtigkeit des Erzählens, die einen immer weiter lesen lässt, auch wenn die Geschichte ab und an etwas langatmig und gar abstrus wird. (Rezension)
  5. Steven King: Vom Leben und vom Schreiben
    Einer der erfolgreichsten Schriftsteller erzählt aus seinem Leben, das immer auch sein Schreiben mitbeinhaltet, macht es doch einen Grossteil seines Lebens aus. In diesem Buch lässt Steven King den Leser hinter die Kulissen schauen, zeichnet seinen Lebensweg nach und erläutert, was er für grundlegend wichtig hält, wenn jemand schreiben will: Ein Zimmer mit einer Tür, die man abschliessen kann, einen geregelten Tagesablauf mit festen Schreibzeiten, festgesetzte Tagesziele gehören ganz oben auf die Liste. (Rezension)
  6. Marco Missiroli: Treue
    Carlo und Margherita sind ein schönes und ein glückliches Paar, er Dozent für Literatur, sie Inhaberin einer Immobilienagentur. Als Carlo eines Tages auf der Universitätstoilette mit einer jungen Studentin erwischt wird, behauptet er, dieser nur nach einem Schwächeanfall geholfen zu haben. Der Vorfall bleibt als Stachel in der Beziehung. War wirklich alles nur ein Missverständnis? Oder ist entgegen der Behauptungen mehr passiert? Carlo und Margherita gehen unterschiedlich mit dieser Geschichte um, doch auf ihre Weise wird sie für beide eine Obsession. (Rezension)
  7. Jesse Falzoi: Creative Writing
    Ein Schreibkurs in 16 Lektionen, der sich damit befasst, das Handwerk des Autors zu vermitteln. Wie müssen Charaktere gestaltet sein, damit sich ein Leser mit ihm identifizieren kann, wo fängt eine Geschichte an und wie endet sie, was ist ein Thema der Geschichte und worauf baut der Plot auf? Welchen Stellenwert hat der Dialog, und womit beginnt man beim Schreiben einer Geschichte? Wann ist diese fertig? Diese und weitere Fragen behandelt Jesse Falzio und gibt immer auch Übungen vor, an denen man das Gelesene ausprobieren kann.
  8. Maxim Leo: Wo wir zu Hause sind
    Maxim Leos Berliner Familie ist sehr überschaubar, das, was man landläufig sonst als Familie bezeichnet, ist über den ganzen Erdenball verteilt, an spannenden Orten, wie Maxim als Junge denkt, während er im langweiligen Deutschland sitzt. Die Verteilung hatte ernste und tragische Gründe, die Machtübernahme der Nationalsozialisten liess der Familie keine andere Wahl, wollte sie überleben. Ein gelungenes Buch, ein Buch über Menschen, denen das Leben viel genommen hat, ein Buch über Menschen, die Opfer eines Unrechtsregimes wurden, ein Buch, das von den Sehnsüchten und Wünschen von Menschen handelt, welche ein Leben weit weg vom ursprünglichen Lebensentwurf suchen mussten, und ein Buch über Menschen, die dieses Leben fanden und lebten. (Rezension)
  9. Colum McCann: Briefe an junge Autoren
    Briefe an junge Autoren ist kein Schreibratgeber im üblichen Sinne. Column McCann sieht sich eher als Begleiter, als einer, der schreibt, dabei das ein oder andere über die Jahre gelernt hat und nun ein bisschen davon weitergeben will. Entstanden sind leicht lesbare, mit viel Humor und Selbstironie gewürzte kurze Texte rund ums Schreiben, Texte, die anregen, die Mut machen wollen, die dem verzweifelt vor dem leeren Blatt sitzenden jungen Autor sagen wollen: Wir waren alle an dem Punkt, wir kommen wieder an den Punkt, es gibt nur eines: Weiter schreiben. (Rezension)
  10. Ronald B. Tobias: 20 Masterplots
    Nach welchen Mustern ist eine Geschichte aufgebaut? Was steht im Zentrum der Geschichte? Figur oder Handlung? Wie muss ich meine Geschichte aufbauen, dass sie für einen Leser spannend ist? Ronald B. Tobias skizziert 20 verschiedene Möglichkeiten von Plots, ob es eine Liebesgeschichte, eine Suche nach Rache, eine Rettung oder eine Flucht sein soll, in allen Varianten zeigt er auf, wie und wieso sich ein Protagonist verändert und worauf das Augenmerk liegen muss, damit der Plot funktioniert.
  11. Doris Dörrie: Diebe und Vampire
    Diebe und Vampire ist ein Roman über das Schreiben, ein Roman über das Leben einer jungen Frau, die vom Traum, Schriftstellerin besessen ist, aber mehr Gründe dafür findet, nicht zu schreiben, als zu schreiben. Es ist ein Buch, das von den Ängsten und Nöten des Schreibens handelt, ein Buch, das auch autobiographische Züge trägt zumindest, was den Schreibprozess, den Akt des Schreibens betrifft. Es ist aber auch ein Buch über das Scheitern, das Älterwerden – schonungslos, offen, teilweise etwas abstrus, teilweise verwirrend, weil nicht klar ist, was real und was Phantasie der Protagonistin ist, dabei aber unterhaltsam und flüssig zu lesen. (Rezension)
  12. Clara Maria Bagus: Die Farbe von Glück
    Antoine ist sechs, als ihn seine Mutter verlässt. Verzweifelt und tieftraurig bleibt er im Haus zurück, wo ihn Charlotte findet und bei sich aufnimmt. Mit viel Liebe und Geduld schafft sie es, anstelle von Trauer und Verlassenheit durch Zuversicht und Lebensfreude zu ersetzen. Sie haben nicht viel, aber sie haben einander und das ist für beide das wichtigste. Und genau das gerät in Gefahr, als eines Tages Jules auf Charlotte bei ihrer Arbeit im Krankenhaus zukommt und von ihr verlangt, sein gerade geborenes kränkliches Kind mit einem gesunden zu tauschen. Sonst nähme er ihr Antoine. Ein Buch über Schuld, Verlust und Trauer, aber auch über Liebe, Vertrauen und Selbstverantwortung. Wenn auch teilweise langatmig und zu esoterisch, so doch empfehlenswert. (Rezension)
  13. Elisabeth Jacquet: Wir zwei
    Elisabeth Jacquet denkt sich in kleinen Häppchen durch das Leben zu zweit, auf das gefühlte und geteilte Miteinander. Sie zeigt, wie aus Dingen plötzlich gemeinsame Dinge werden, sogar die Welt wird zu einer geteilten. (Rezension)
  14. Inka Piepgras: Schreibtisch mit Aussicht. Schriftstellerinnen über ihr Schreiben
    Schriftstellerinnen über die Schulter geschaut: Was bedeutet es, zu schreiben? Wie sieht der Weg vom Gedanken hin zum Buch aus? Womit hat man dabei zu kämpfen? Vor allem als Frau? Das Buch konzentriert sich auf Frauen, da diese auch heute noch wenig präsent sind im Literaturbetrieb. Entstanden ist ein offenes und ehrliches Buch, das von Ängsten und Nöten spricht, vom Spagat zwischen Familie und Schreibtisch, von Schuldgefühlen und Zweifeln. (Rezension)

Abgebrochene Bücher:

  1. Julian Barnes: Der Mann im roten Rock
    „Die Kunst überdauert persönliche Launen, Familienstolz, gesellschaftliche Dogmen; die Kunst hat immer die Zeit auf ihrer Seite.“
    Ein schöner Satz aus einem sonst sehr schwierigen Buch für mich. Ich habe mit Julian Barnes’ „Der Mann im roten Rock“ begonnen und von Anfang an gekämpft. Ich liebe Barnes, vor allem „Vom Ende einer Geschichte“ war wunderbar, aber hier? Erzählt wird das Leben eines zu seiner Zeit bekannten Arztes (Gynäkologen). In Bruchstücken werden Beziehungen vorgestellt, Lebensabschnitte beleuchtet, wird das Bild eines Menschen und seiner Zeit gemalt. Das Buch ist wahrlich gut recherchiert, aus einem reichen Fundus von Hintergrundwissen heraus geschrieben, aber es spricht mich in seiner Form und Sprache gar nicht an. Mir fehlt die Geschichte, mir fehlt das wirklich erzählende Element. So ist es für mich zu wenig strukturiert, Sachbuch zu sein, zu wenig erzählt, um Roman zu sein.
  2. Carole Fives: Kleine Fluchten
    Eine alleinerziehende Mutter, ein bildschöner, kleiner Junge, und doch zu viel alles. Sie hadert, sie leidet, sie sucht Fluchten, denkt daran, ihn mit einer Weste zu ersticken, obwohl sie ihn liebt. Ein wichtiges Thema ein reales Problem. Und doch… es war zu viel. Zuviel an Dramatik, zu viel an Deprimierendem. Ich weiss wahrlich aus eigener Erfahrung, wie viel es sein kann… in einer Geschichte wäre weniger mehr gewesen. Für mich. Ich konnte nicht weiter lesen. Vielleicht war ich auch zu nah dran – wer weiss.
  3. Thea Dorn: Trost. Briefe an Max
    Eine Postkarte ihres alten Lehrers löst bei Johanna einiges aus. Die ganze Verzweiflung über Corona, den Tod ihrer Mutter, den Schmerz des Verlustes und vieles mehr bricht aus ihr heraus. Ich hatte vom Buch mehr Philosophie erhofft, in dieser Form und vor allem mit dem Inhalt sprach es mich leider gar nicht an. Gut möglich, dass es auch damit zusammen hängt, dass Corona aktuell schon zu viel Thema ist, ich möchte es wohl nicht auch noch lesen.
  4. Christine Girard: Mademoiselle Edith. Hymne an die Liebe
    Die Geschichte einer grossen Sängerin und einer Frau, die ihr Leben lang die Liebe sucht und viele Enttäuschungen erleben muss – bis sie auf den Einen trifft. Das Buch wechselt sprunghaft zwischen den Zeiten (etwas, das ich generell nicht mag, wenn es nicht dringend nötig ist), gewisse Rückblenden bringen dem Fortgang der Geschichte wenig. Auch sonst vermisste ich das Tempo in der Geschichte, zu viele Dialoge mit Geplänkel und Beschreibungen liessen den Lesefluss kaum in Gang kommen.
  5. Gillian Best: Martha und das Meer
    Martha braucht das Meer wie andere Menschen die Luft zum atmen. Als sie John kennenlernt und sie eine Familie gründen, steigt sie für 10 Jahre nicht mehr ins Meer, bis ihr bewusst wird, dass sie sich damit selber verloren hat – und sich wieder finden muss. Sie weiss, wenn sie nicht wieder ins Meer steigt, wenn sie nicht wieder schwimmt, wird sie dieses Leben so nicht weiter führen können…
    Das Buch klang so vielversprechend, doch es schleppte sich dahin, die Figuren waren zu schwach, als dass sie die fehlende Handlung hätten ausgleichen können.
  6. Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees
    Als sein Freund aus der Abtei austritt und eine Familie gründet, sieht sich Lukas vielen Fragen ausgeliefert: Ist sein Weg wirklich noch der richtige? Als dann auch noch eine Frau in sein Leben tritt, steht er vor einer Entscheidung.
    Auch hier wäre das Thema wirklich spannend, doch ich fand nicht in die Erzählung rein. Die Figuren blieben unfassbar, es war für mich alles zu abgehackt und mir fehlte ein wirklicher Erzählfluss. Dem Buch gebe ich aber noch eine Chance.

2 Kommentare zu „Bücher 2021 – Februar

  1. Interessant, was Du alles gelesen hast. „Sage mir, was du liest und ich sage dir, wer du bist.“ Die Gedanken und Aussagen empfinde ich sehr fundiert und treffend. Besonders interessant finde ich den Ansatz, auch von Büchern zu berichten, die nicht fertig gelesen wurden. Deine Gedanken und Überlegungen dazu haben mich fasziniert – mindestens so sehr wie die zu den gelesenen Büchern.

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