Eine unfestliche Geschichte

Es war einmal ein Berliner, dem fiel just am Silvester ein Bleiklumpen auf den grossen Zeh. Der Schmerz war so gross, dass er jaulend auf einem Bein um den Christbaumständer hüpfte, dabei in der einen Hand den schmerzenden Fuss hielt, in der anderen den Karpfen, den er seiner Liebsten vorher mit einem Kuss entlockt hatte. Diese tat besorgt, doch er wusste es genau: Das war pure Heuchelei, denn insgeheim hegte sie die Hoffnung, bis spätestens zum Neujahrsläuten ihn in die Notaufnahme gebracht und so den Karpfen wieder zurückerobert zu haben.

Unweigerlich schoss es ihm durch den Kopf: So waren sie also, diese Rauhnächte, an denen jeder hehre Vorsätze fasste und dabei zur Unterstützung Wunderkerzen schwang. Alle wollten sie bessere Menschen werden, aber erst im neuen Jahr, im alten gönnten sie einem nicht mal einen Karpfen. Vermutlich hatte ihm die – nun plötzlich nicht mehr so – Liebste den Bleiklumpen gar extra auf den Zeh geworfen, aber da hatte sie die Rechnung ohne ihn gemacht, denn dieser Karpfen war seiner und er gäbe ihn nicht mehr her.

Die Uhr schlug Mitternacht, er wollte mal nicht so sein, ging auf die Liebste zu und umarmte sie, wenn auch zögerlich, ohne zu merken, dass sich hinterrücks die Katze derselben angeschlichen hatte, schwupps, den Karpfen eroberte und damit von Dannen zog. Sie hatte sich keine guten Vorsätze gefasst…*

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Für die abc.etüden, Woche 51.17: Was für die Adventsetüden galt, gilt auch für die Sonderedition Weihnachts-/Neujahrsetüden, Textwochen 52.17/01.18.
Die Grundregel bleibt: 3 Wörter, maximal 10 Sätze, und darf wie schon in den letzten Wochen gern zu einem „mindestens 3 Wörter“ erweitert werden.
Erneut gilt: Die 3+ Wörter können aus der nachfolgenden Liste (12 Wörter) selbst ausgewählt werden:

Berliner, Bleiklumpen, Christbaumständer, Karpfen, Kuss, Heuchelei, Hoffnung, Neujahrsläuten, Notaufnahme, Rauhnächte, Vorsätze, Wunderkerze

 

*alle 12 drin und erst noch in der richtigen Reihenfolge J Und ich habe extra mehrfach nachgezählt: Exakt 10 Sätze. Wenn das mal kein fulminanter Jahresschluss ist. An dieser herzlichen Dank für diese Etüden, die doch immer wieder Spass machen!

Der Ursprungspost: HIER

 

8 Kommentare zu „Eine unfestliche Geschichte

  1. Vielen Dank für diese überaus vergnügliche Geschichte mit allen Wörtern auf einmal!
    (Was das lästige Zählen der Sätze angeht: Ich begreife (und daher bemängele (oder nicht)) ein Satzende nur nach Punkt, Fragezeichen oder Ausrufezeichen, soll heißen, in dieser Klammer steht nur ein Satz.)
    Liebe Grüße
    Christiane

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      1. Hm. Soweit ich weiß, sagt der Duden (als übergeordnete Instanz) nicht aus, dass mit einem Doppelpunkt ein Satz endet, aber auch nicht, dass er es nicht tut. Aber ich bin kein Experte und gestehe, dass meine Annahme hier lediglich meinem (Etüden-) Vorteil dient. Also, wenn du dich anschließen willst … 😉

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          1. Ja, und unten schriebst du: Nach einem Doppelpunkt kommt ein Satz – aber ist doch egal: Hier ist es so oder so richtig. Und ich mag das Format. Ich möchte es nur richtig machen. Damals hatte ich das zählen vergessen. Alle, die ich danach zählte, waren auch drüber, das hat mich kurz verletzt, da bin ich eher sensibel, Erwähnt habe ich es hier nur, weil du es mehrfach selber erwähnt hattest in den Regeln 😉

            Ganz liebe Grüsse zu dir

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          2. Lass mich aus deiner damaligen Etüde dies hier einfach als Beispiel zitieren, das macht es mir leichter.
            „Sabine: „Siehst du, das meine ich. Du schmeckst nicht mal mehr, man muss dir sagen, was du isst. Ist doch klar: Broccoli mit Lebensmittelfarbe.““
            Das ist bei dir ein Absatz, sind aber, jeweils bis zum Punkt gezählt, drei Sätze.

            Ich würde im umgekehrten Fall auch wissen wollen, ob und wo ich mich irre, und ich würde auch darauf herumreiten. Und du hast mit Sicherheit recht: Ich zähle nicht bei allen Mitschreibern immer penibel nach. Tut mir leid, ich wollte dich auf keinen Fall verletzen. 😦
            Ganz liebe Grüße zurück
            Christiane

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          3. Ich gebe zu, ich habe deine gezählt und du bist nach deinem Rüffel an mich mehrere Male überbordet – nach der Zählweise, wie ich dich verstand 😉 Aber damit ist nun gut. Ich werde in Zukunft zählen, du warst im Recht mit deinem Rüffel damals (gebe ich zu), ich hätte dann nur Rüffel gegen alle andern auch gewünscht (mein verletztes Ego 😉 )

            Alles Liebe
            Sandra

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