Auf der ganzen Welt überschlagen sich Freude, Lob und Bewunderung für den Gotthard. Die Umsetzung, das Projekt an sich – man sieht es als Leistung. Nur die Schweizer überschlagen sich mit Selbstkriteleien, mit Kleinredereien, mit Sinnfragen. Sie hängen die Politiker an ihren Kleidungststücken (zu teuer, zu unförmig, zu unpassend) auf und unterstellen ihnen Profilierungsgier. Sie fragen sich laut, wozu man diese Röhre überhaupt brauche und verspotten jeden und alles, das damit zu tun hat oder etwas Positives äussert.
Das ist wohl genau dieses Schweizer Bünzlitum, das nichts Neues gelten lassen kann, das sich immer (früher hinter dem Vorhang am Küchenfenster, heute hinter dem Bildschirm sitzend) das Maul zerreisst und keinem was gönnt – schon gar nichts Grosses.
Allerdings sehen sich die Kritler nicht als Bünzlis, im Gegenteil… irgendwie traurig.
Bünzlis‘ haben wir auch genug, allerdings fehlt den deutschen Planern oft die Schweizer Genauigkeit. Das liegt aber eher an der Ausschreibungspflicht innerhalb Europas, die es in der Schweiz wohl nicht gibt, wie ich nur vermuten kann. Übrigens sind die größten Bauwerke der Menschheitsgeschichte immer angegangen worden während der Erbauung und wurden von der nächsten Generation als Meilenstein des „Könnens“ gefeiert 😉
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Arno, wir haben in der Schweiz viele Gesetze der EU übernommen darunter mehr oder weniger freiwillig auch die Ausschreibungspflicht. Daran kann es also nicht liegen.
Aber vielleicht haben wir auch einfach das Talent Löcher in grosse Dinge zu bohren. Für etwas müssen die Steinhaufen ja gut sein.
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Gute Löcher zu bohren ist auch eine Kunst 🙂
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Ich denke, dieses Klein-Klein, das Du hier beschreibst ist mit ein Grund, weshalb Leute wie Louis Chevrolet das Land verlassen und ihre grossen Ideen anderswo umgesetzt haben…
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Ich habe schon von vielen Künstlern gehört, dass es in der Schweiz schwer ist. Wer gross denken will, muss wohl gehen.
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Oder muss mit dem Vorwurf der Arroganz und der Selbstüberschätzung leben.
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Geht übrigens auch Sportlern in der Schweiz so. Als ein Weltklassesportler auf die Frage, was denn seine Ziele an den olympischen Spielen seien antwortete, dass er an die Spiele ginge, um zu gewinnen brach ein Sturm der Entrüstung ob soviel Arroganz aus.
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Der Schweizer begnügt sich damit, dabei zu sein..
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Ist in der Politik genauso : Im Laufe der Kampagne zur #GSOA-Initiative wurde an einer Sitzung darüber diskutiert, was wir machen, wenn wir 30% Ja-Stimmen kriegten. Ich warf ein: „Wieso fragen wir uns nicht, was wir machen, wenn wir gewinnen, also mehr als 50% der Stimmen erhalten? Das ist doch das Ziel, dass wir anstreben oder?“
Kollektives Kopfschütteln und spöttisches Lächeln in der Runde.
Ich meine, ich gehe doch nicht für 30% auf die Strasse, lasse mich als Landesverräter oder schlimneres beschimpfen und rede mir den Mund fusselig. Auch wenn es unmöglich scheint, musste das Ziel in diesem Fall doch die Abschaffung der Armee sein.
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Und staunt, dass er nur unter „ferner liefen“ lief.
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