Jedes Kind ist ein Künstlern – Kindern die Welt der Kunst zeigen

„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ (Pablo Picasso)

Wenn ich als Kind mit meinen Eltern unterwegs war, wussten sie, dass ich still und zufrieden bin, wenn ich ein Blatt Papier und Stifte hatte. Ich liebte es, zu zeichnen. Ich zeichnete alles, was ich um mich sah: Häuser, Tiere, Menschen, Blumen. Es entstanden die wohl typischen Bilder, wie sie Kinder. oft zeichnen. Ich kannte nichts anderes, schuf die Bilderwelten quasi aus mir selbst. Das hat durchaus viel für sich, doch wie viel grösser und bunter wären meine Bilderwelten vielleicht geworden, hätte ich gesehen, welche vielfältigen Möglichkeiten es noch gibt, Dinge zu malen oder zeichnen? Leider erschloss sich mir die Welt der Kunst erst spät. Schade eigentlich.

Gerade Kinder lieben es, in neue Welten einzutauchen. Sie sind neugierig, phantasievoll und offen für neues. Wie leicht lassen sie sich begeistern und inspirieren. Heute weiss man, wie wichtig Kunst für Kinder sein kann. Sie fördert nicht nur Kreativität und Ausdrucksfähigkeit, beim Malen, Basteln und Kreieren lernen Kinder auch viel über ihre Emotionen und Gefühle kennen, sie lernen, einen Ausdruck dafür zu finden. Und: Sie üben sich ohne Anstrengung in Genauigkeit und Ausdauer, da es mitunter eine Weile dauert, bis ein Kunstwerk fertig ist. Dass auch die Feinmotorik geschult wird, ist noch das Sahnehäubchen.

Zum Glück gibt es heute wunderbare Bücher, die Kindern die Welt der Kunst altersgerecht eröffnen. Ein paar Beispiele möchte ich hier nennen:


Monica Brown, John Parra: Frida Kahlo und ihre Tiere
4-6 (Nord Süd Verlag 2017)

Dieses wunderbare Buch gibt Einblicke in das Leben und Malen einer der bekanntesten Künstlerinnen der Gegenwart: Frida Kahlo. Nicht nur malte sie immer wieder sich selbst, auch ihre Tiere, die ihr sehr wichtig waren, fanden Eingang in ihre Bilder. Die Farben des Buches nehmen die Farben aus Fridas Welt auf. Ein Buch, das dazu anregt, gleich selbst einen Pinsel oder Stifte in die Hand zu nehmen und die Welt rundherum auf Papier zu bringen.

Christine Ziegler, Stephanie Marian: Kunstfresser – aus dem Leben einer Museumsmotte,
5-9, (Südpol Verlag GmbH 2021).
Die Museumsmotte Heribert macht mit seiner Nichte Jolinde einen Ausflug ins Museum und zeigt ihr, wie spannend die Welt der Kunst ist. Er erklärt ihr, was Kunst ist und wie sie entsteht. Er führt sie dafür durch die Räume des Museums und die Geschichte der Kunst. Und immer wieder gibt er Hinweise, wie Jolinde selbst solche Kunstwerke schaffen könnte. Eine schöne Inspiration für Kinder, es auch auszuprobieren.

Samantha Friedman, Cristina Amodeo: Matisse und sein Garten
5-7, (Diogenes Verlag 2017)

Matisse war schon alt und krank, lag mehrheitlich im Bett und das Malen fiel im schwer. Da kam er auf die Idee, Silhouetten aus farbigem Papier auszuschneiden. Eine neue Kunst war entstanden. Das Buch erzählt die Geschichte von Matisse und dessen Kunst auf eine kindgerechte Weise. Die liebevollen Illustrationen erinnern mit ihren klaren Formen an die Bilder von Matisse. Eine schöne Anregung für Kinder, gleich selbst zur Schere zu greifen und eigene Kunstwerke zu machen.

Michael Bird, Kate Evans: Vincents Sternennacht (Kunst für Kinder): Eine Kunstgeschichte für Kinder,
10+ (Midas Verlag 2023)

Seit es Menschen gibt, gibt es wohl auch Kunst. Es gibt Funde, die tausende Jahre alt sind und davon zeugen. Doch: Was ist Kunst und wie hat sie sich in den vielen Jahren verändert? Dieses Buch bietet einen gut verständlichen Überblick über die Geschichte der Kunst, es erzählt von einzelnen Künstlern und ihrem Schaffen. Dabei liefert der Kunsthistoriker Michael Bird aber nicht nur trockene Fakten, sondern immer auch lebendige Geschichten aus dem Alltag einzelner Künstler. Begleitet werden die informativen Texte durch die liebevollen Illustrationen von Kate Evans. Die schöne und hochwertige Buchgestaltung rundet das Ganze ab und macht, dass das Buch nicht nur für Kinder und Jugendliche ein Hingucker ist.

Sarah Hull: Ist das Kunst?
9+ (Usborne Publishing 2021.)
Was ist eigentlich Kunst und wie arbeiten Künstler? Wieso gefällt mir ein Bild und ein anderes nicht? Ist das überhaupt wichtig? Fragen wie diesen geht Sarah Hull in ihrem Buch nach. Sie zeigt, dass Kunst nicht nur Bilder, sondern auch Skulpturen und weitere Formen beinhaltet. Es bietet Einblicke in eine vielfältige Welt, die nicht immer einfach zu durchschauen ist. Sehr empfehlenswert.

Monica Foggia, Giovanni Gastaldi: David Hockney. Der letzte Maler
10+ (Midas Verlag 2023)

David Hockney ist einer der wohl bekanntesten gegenwärtigen Künstler. Nicht nur seine früheren Bilder sind vielen bekannt, auch seine neuen Kunstwerke, die auf dem iPad entstehen, deuten auf einen kreativen und Neuem gegenüber aufgeschlossenen Künstler hin. In dieser Graphic Novel erzählt ein fiktiver Museumswärter David Hockneys Leben und Schaffen im Zusammenspiel mit dessen Werken, die in einer Retrospektive Tags darauf gezeigt werden sollen. Ein informatives, spannendes Buch nicht nur für junge Lesende.

Nun steht auch dem nächsten Museumsbesuch mit den kleinen Kunstexperten nichts mehr im Weg. Wie toll ist es doch, die Bilder, die sie aus Büchern kennen, plötzlich an den Wänden zu entdecken.

Bücherwelten: Buchtipps und mehr

„Lass die Realität eine Realität sein. Lass die Dinge auf natürliche Weise vorwärts fließen, wie sie wollen“. Lao Tzu

Heraklit sagte, dass nichts so beständig sei wie der Wandel. Dieser Gedanke findet sich bei vielen Philosophen wieder und schaut man in die Natur, sieht man das Prinzip der Veränderung vor sich. Nichts bleibt, wie es ist, alles kommt, bleibt und vergeht. So auch beim Menschen.

„Das Geheimnis des Wandels besteht darin, seine ganze Energie nicht auf den Kampf gegen das Alte, sondern auf den Aufbau des Neuen zu richten.“ – Sokrates

In meinem Leben hat es auch eine Verlagerung gegeben. Nachdem lange das Wort und Bücher im Mittelpunkt standen, habe ich mich mehr zu Farben und Bildern hingewandt. Trotzdem gibt es da draussen wunderbare Bücher, die ich wichtig und gut und lesenswert finde.

  • Philipp Hübl: Moralspektakel – wieso Moralismus oft mehr mit Selbstprofilierung zu tun hat
  • Yuval Noah Harari: Nexus – die Tücken des technischen Fortschritts und welche Entscheidungen nun anstehen
  • David Terwiel: Freundschaft als Beziehung zur Welt – wie Hannah Arendts begriff der Freundschaft als Schule der Pluralität uns gesellschaftlich und politisch helfen kann
  • Wolfram Eilenberger: Geister der Gegenwart – was uns die grossen Denker der jüngsten Gegenwart auch heute noch zu sagen haben
  • Anselm Grün: Alles in allem. Was letztlich zählt im Leben – persönliche und tiefgründige An- und Einsichten eines Menschen, der ungebrochen neugierig und offen für das Leben ist.

Kennt ihr schon eines davon?

Habt einen schönen Tag!

Lesemonat August  

«Und es war Sommer…» So heisst es in einem Lied und so war es auch. Es war heiss, es war sonnig, es war schön. Alles lud zum Geniessen ein und das habe ich getan. Daneben war ich aber auch fleissig, habe viel gelesen und vor allem geschrieben. Neben meiner Geschichte «Alles aus Liebe», die Stück für Stück auf «denkzeiten» erscheint, entsteht in meinem Kopf ein neues Buch und ich durfte einige Interviews realisieren. Das sind immer die guten Zeiten, die, in denen ich tätig bin. Manchmal muss ich mir dieses Tätigsein regelrecht erkämpfen, verfüge ich doch über eine sehr ausgeprägte Fähigkeit, nämlich die zur Prokrastination. Geholfen hat, dass ich die Arbeitszeiten fix in die Agenda eingetragen habe. Damit wurden sie quasi für mich verbindlich. Manchmal muss man sich selbst überlisten.

Meine Lektüre bewegte sich diesen Monat mehrheitlich im Krimi- und Thriller-Bereich. Und ich habe es geliebt. Ich fing mit sicheren Werten an (Nele Neuhaus, deren Reihe ich komplett lesen möchte), genoss ein wenig Krimi-Theorie, liess es abgründiger werden mit Fitzek, Faber und Bentow, um mich dann dem Verbrechen in heimischen Gefilden zuzuwenden (Zürich und Aarau). Mit Romy Fölck habe ich eine neue Liebe entdeckt, die mich in den September begleiten wird, und von Benedict Wells wurde ich berührt durch sein offenes, ehrliches, tiefgründiges Buch über sein Leben und Schreiben.

Wie war euer August? Was habt ihr gelesen? Und: Prokrastiniert ihr auch oder erledigt ihr die Dinge sofort?

Hier meine vollständige Leseliste

Nele Neuhaus: Tiefe WundenVergangenheit, die nie vergeht. Als der Holocaust-Überlebende Goldberg ermordet wird, machen Pia und Oliver eine mysteriöse Entdeckung: Eine Tätowierung am Arm des Opfers deutet darauf hin, dass dieses Angehöriger der SS gewesen war im Krieg. Bald kommt es zu zwei weiteren Morden aus dem Umfeld Goldbergs. Wie hängen diese zusammen und was ist das Ziel des Täters? Um die Antwort zu finden, müssen die Ermittler in die Vergangenheit eintauchen. 5
Nele Neuhaus: Die Lebenden und die TotenAls eine alte Frau ohne Feinde auf offenem Feld erschossen wird, stehen Pia und Oliver vor einem Rätsel, das noch grösser wird, als eine Frau durchs Küchenfenster auf dieselbe Weise umkommt. Zwischen den beiden gibt es keine Verbindung, doch sie sind nicht die letzten, es folgen weitere Tote, ein Zusammenhang wird sichtbar und die Suche nach dem Täter entpuppt sich als Suche nach der Nadel im Heuhaufen – weil sie sich zu sehr an das Offensichtliche halten. Werden sie weitere Morde verhindern und den Täter rechtzeitig schnappen können?5
D.P.Lyle: CSI-Forensik für DummiesEIn Überblick über die verschiedenen Gebiete und Aufgaben der Forensik, wie und wo sie eingesetzt werden, was sie beinhalten, wie sie zur Aufklärung einer Tat beitragen. Informativ, kompetent und gut lesbar geschrieben. Auch gut als Nachschlagewerk verwendbar.4
Sebastian Fitzek: AmoklaufIn einem Radiosender kommt es zu einer brutalen Geiselnahme. Ira Samin, selbst am Rande ihrer Kräfte und nach dem Suizid ihrer Tochter am Ende ihres Lebenswillens, muss als Psychologin verhandeln. Was niemand weiss: Ihre Tochter ist in der Gewalt des Amokläufers. Seine Forderung ist so klar wie schwer zu befolgen: Er will seine tote Verlobte sehen, ansonsten stirbt eine Geisel nach der anderen. Bald ist klar: Hinter all dem steckt eine Verschwörung,  es muss einen Maulwurf geben bei der Polizei – doch wer ist es und kann Ira das Leben ihrer Tochter und der anderen Geiseln retten?5
Henri Faber: AusweglosDrei Frauen hat er umgebracht, der Ringfingermörder, sie haben ihn nicht gefasst. Für Elias Blom und Mats Jäger war das das Ende ihrer Karriere, der eine wurde ins Einbruchsdezernat strafversetzt, der andere schied aus dem Dienst und stürzte ab. Nun gibt es wieder ein Opfer, alles scheint wie damals, nur gibt es nun auch einen Zeugen: Noah, erfolgloser Schriftsteller und Nachbar des Opfers, kam dem Mörder in die Quere und musste es selbst blutig büssen. Bald gibt es erste Zweifel: Ist Noah nicht nur Zeuge, sondern doch Täter? Welche Rolle spielt seine Frau dabei? Als wäre der Fall nicht schwierig genug, muss sich Blom auch noch mit dem ihm feindlich gesinnten Ermittlungsteam auseinandersetzen. 5
Sigrid Nunez: Die Verletzlichen – abgebrochenLose aneinandergereihte Erinnerungen an die Kindheit und wohl noch weiter, ich bin nicht über die jungen Jahre weggekommen, da mich das Buch nicht in seinen Bann ziehen konnte. Nirgends ein Halt, nirgends ein Zusammenhang, nirgends etwas, was mich irgendwie angesprochen hätte – oder zu wenig davon. 
Irvin D. Yalom: Wie man wird, was man ist – abgebrochenDer Autor erzählt sein Leben, erzählt von seiner Kindheit, seinem Studium, seiner Frau und wohl alles, was danach noch kommt. Er tut das sehr detailgetreu und persönlich, wie es sich gehört für eine solche Autobiografie. Irgendwann kommt in mir das Gefühl auf, dass ich nicht einem fremden Leben so genau beiwohnen möchte, ich hätte mir wohl ein paar Erkenntnisse mehr gewünscht, nicht nur das Aufzählen von Ereignissen. Wer sich für Yalom interessiert, wer gerne fremde Leben miterlebt, dem kann ich das Buch sehr empfehlen. 
Max Bentow: Der FedermannSie sind alle jung, blond und schön. Er schneidet ihnen die Haare ab, zerfleischt ihren Körper mit Messern, hinterlässt als Markenzeichen einen ausgeweideten Vogel ohne Federn. Der Berliner Kommissar Nils Trojan muss diesen verrückten Serientäter finden, bevor noch eine Frau sterben muss. Dass seine eigene Tochter in das Beuteschema passt, erhöht den Druck, zudem war da diese Warnung, dass auch Trojan selbst das alles nicht überleben wird. Blutig, temporeich und von der ersten bis zur letzten Seite packend.5
Oliver Thalmann: Mord im LandesmuseumFabio Montis Schwiegervater, der renommierte Anwalt Christian Huber, bittet ihn um Hilfe: Monti soll den Besitzer eines Bildes ausfindig machen, das er unbedingt erwerben will. Kurz darauf verschwindet just dieses Bild aus einer Ausstellung im Landesmuseum, wenig später wird dessen Besitzerin umgebracht. Wie hängen der Raum und der Mord zusammen? Als auch noch der Kurator der Ausstellung verschwindet und ein Erpresserbrief auftaucht, tappen die Ermittler vollends im Dunkeln: Welches Motiv steckt hinter all dem und wer hat ein Interesse? Monti ahnt noch nicht, dass die Aufklärung dieses Falls auch für ihn gefährlich werden kann.  5
Karen Sander: Der Sturm. Vernichtet – abgebrochen15 Jahre nach ihrer Ermordung tauchen zwei bis dahin verschollene Leichen auf, eine Kollegin wird vermisst, eine Buchhändlerin hat Albträume, Ermittlungen laufen kreuz und quer. In kurzen Kapiteln tauchen immer wieder neue Namen auf, ein roter Faden ist schwer zu finden. Vielleicht wäre es besser, wenn man die Reihe von Anfang an gelesen hätte und nicht erst mit diesem Band begonnen, aber ich kam nicht rein und war bald raus. 
Ina Haller: Aargauer GrauenEin Mitarbeiter ais Enricos Pharma-Unternehmen wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Bald stellt sich sein Tod als Mord durch eine Spinnenbiss heraus. Als kurz darauf Medikamente aus der Firma verschwinden, beschliessen Enrico und Andrina, die Sache selbst zu verfolgen, womit sie jemandem gewaltig auf die Füsse stehen und selbst in Gefahr geraten. Zudem stehen sie bei der Polizei plötzlich im Verdacht, selbst etwas mit allem zu tun zu haben. 5
Elisabeth Hermann: Zeugin der Toten – abgebrochenWir starten in einem Kinderheim, Drohungen des DDR-Regimes liegen in der Luft. Wir fahren fort in der Wohnung einer Toten, Judith ist als sogenannte Cleanerin zuständig, diese zu säubern. Danach finden wir uns in einem Fernsehstudio, brisante Akten sollen eine Bombe platzen lassen, weiter geht es bei Agententechtelmechteln und dann war ich raus. Keine Chance, in eine Geschichte hineinzukommen, keine Figur, mit der ich mich nur am Rande hätte identifizieren können, hätte ich vom Klappentext nicht gewusst, worum es gehen soll, hätte ich auf Seite 79 noch keinen Plan gehabt – nicht mein Ding. 
Romy Fölck: TotenwegAls ihr Vater zusammengeschlagen wird, fährt Frida nach vielen Jahren zurück auf den Hof in die Elbmark, um zu helfen. Dort trifft sie auf Haverkorn, der vor knapp 20 Jahren im Mord an ihrer Freundin ermittelt hat. Der Mörder wurde nie gefunden, die Tat hat das Dorf und seine Bewohner verändert. Hängen der Anschlag auf Fridas Vater und der frühere Mord zusammen? Frida will wissen, was passiert ist, doch dazu muss sie auch selbst Geheimnisse lüften, die sie seit bald 20 Jahren mit sich herumträgt. 5
Benedict Wells: Die Geschichten in unsNicht nur der Untertitel erinnert an Stephen Kings Buch «Das Leben und das Schreiben», das ganze Buch tut es. Trotzdem ist es nicht einfach eine Kopie. Benedict Wells schreibt offen wie nie über sein Aufwachsen, über seinen Weg hin zum Schriftsteller, der er heute ist. Er schreibt von seinen Plänen, von der Umsetzung, schreibt davon, wie ein Roman entsteht bei ihm und woran er anfangs scheiterte. Ein ehrliches, ein tiefgründiges, ein persönliches Buch. 5
Michaela Kastel: VerirrtVon ihrem Mann geprügelt flüchtet Felizitas mit ihrer Tochter zu ihrer Mutter. 12 Jahre haben sie sich nicht gesehen, noch immer sind die Monster präsent, die sie damals von zu Hause weggehen und nie mehr wiederkehren liessen. Nun ist es die einzige Zuflucht. Und noch immer sind da diese offenen Fragen, die Ängste, die Gefahren -und die grosse Frage: Wird ihr Mann sie finden? Und: Wem kann sie trauen? Wer sind die wirklichen Monster?5
Romy Fölck: BluthausAus dem Nichts taucht Fridas Freundin Jo auf dem Hof ihrer Eltern auf und verschwindet gleich wieder. Als in der Nähe eine Frau brutal umgebracht wird, fällt der Verdacht auf Jo. Dass sich diese kurz darauf das Leben nimmt, erhärtet diesen. Doch was hat das Ganze mit einem Mord von vor 20 Jahren zu tun? Frida setzt alles daran, den Fall aufzuklären, auch wenn sie zeitweilig an Jos Unschuld zweifelt. Dabei bringt sie sich mehr und mehr selbst in Gefahr. 5

Lesemonat Mai

«Sprich jetzt, bevor es zu spät ist, und hoffentlich kannst du so lange sprechen, bis nichts mehr zu sagen ist.» Paul Auster

Ich war sehr suchend und immer wieder findend, um wieder zu verwerfen und neu zu suchen. Und manchmal suchte ich nicht mal, merkte nur, dass ich noch nicht gefunden habe. Und ich ermahnte mich zu mehr Geduld und fand sie nicht. Das war die Grundstimmung im Mai. Zu schreiben, was diesen Monat sonst geprägt hat, fällt mir schwer, er ist mir bei all dem sprichwörtlich zwischen den Fingern zerronnen. Ich habe viel geschrieben, viel gelesen, wobei ich selbst die Fülle des Lesens nicht wirklich realisiert habe, sondern immer dachte, ich käme zu wenig dazu – die Liste belehrte mich eines Besseren. Was ich aber weiss: Es waren grossartige Lektüren.

Nachdem ich mit André Gorz die Liebe gefeiert habe und berührt wurde, tauchte ich in die Welt Simone de Beauvoirs zurück, las von ihren Reisen, Lektüren, ihrem Schreiben und der politischen Lage ihrer Zeit. Mit Lena Gorelik erforschte ich, was Herkunft bedeutet und wie sie uns prägt. Bei Sartre erfuhr ich mehr über dessen Kindheit und bewunderte seine grossartige Sprache, seinen Humor. Ich tauchte in das Leben von Paul Auster ein, nachdem er selbst gestorben war, und habe mich verliebt in seine Sprache und seine Art des Erzählens. Ich litt mit Tove Ditlevsen und war erschüttert über Salman Rushdies Bericht darüber, wozu Menschen in der Lage sind und was sie damit bewirken. Zum Glück fand Salman Rushdie einen guten Umgang damit: Er schrieb darüber. Und ich las übers Schreiben und Stehlen und Sterben und Erzählen – ach, es war so viel und es war grossartig.

Im Juni stehen noch einige Memoirs an, zudem möchte ich mal wieder historische oder Gesellschaftsromane lesen. Ein paar liegen schon bereit, sie werden mit mir nach Spanien reisen, denn es ist wieder so weit. Leider nicht für lange dieses Mal.

Was habt ihr im Mai gelesen? Habt ihr schon (Lese-)Pläne für den Juni?

Die ganze Mai-Liste findet sich hier:

André Gorz: Brief an G. Geschichte einer LiebeNach achtundfünfzig gemeinsamen Jahren schreibt André Gorz seiner Frau Dorine diese wundervolle Liebeserklärung, die voller Tiefe, Wärme, Poesie ist. Die Liebe dieser beiden Menschen ist förmlich spürbar und sie rührt zeitweise zu Tränen. Bei aller Liebe geht André Gorz aber auch hart mit sich ins Gericht und schilt sich einiger Fehler, denen er mit dieser Schrift entgegenwirken möchte. Berührend!6 von 5
Simone de Beauvoir: Alles in allemSimone de Beauvoir geht weiter in ihrer Lebensgeschichte, dieses Mal nicht mehr ganz chronologisch, sondern oft auch thematisch. Im Grossen und Ganzen behandelt sie die 60er-Jahre, erzählt von gemeinsamen Reisen mit Sartre, von ihrer Beschäftigung mit Musik, Kunst und Kultur, von ihrem Schreiben und sehr intensiv auch von den globalen politischen Ereignissen. 5
Lena Gorelik: Wer wir sindWas nehmen wir mit, wenn wir fliehen müssen, was lassen wir zurück? Wie prägt uns unsere Herkunft, unsere Familie, wie sind wir mit ihr verbunden? Die Geschichte eines Aufwachsens als Tochter und Enkelin, als Mitglied einer Familie mit all ihren Brüchen, Umbrüchen, Erlebnissen und Prägungen. Ein persönliches Buch, das sich Erinnerungen entlang tastet, diese durch das Schreiben verständlich und erfahrbar macht. Der Sog der Sprache, die so eigen ist, zieht am Anfang in die Geschichte herein, lässt dann aber nach und nach und ein Gefühl der Länge auftauchen. 4
Yasushi Inoue: Meine Mutter – abgebrochenIm Alter zieht die Mutter des Autors zu ihm und seiner Familie. Das Buch handelt von diesem Zusammenleben mit der älter werdenden Mutter mit all ihren Vergesslichkeiten und Eigenheiten, sowie von Gedanken darüber und über die Vergangenheit und die Erinnerungen daran. Mich hat es nicht überzeugt, das Buch blieb seltsam blass und distanziert, so dass ich keinen wirklichen Zugang fand. 
Jean-Paul Sartre: Die WörterSartres Erinnerungen an seine Herkunft, auf seine Familie, auf seine Schreibanfänge und darauf, was ihm das Schreiben bedeutet, wofür es steht. Ein sehr analytischer, selbstkritischer, teilweise ironischer, schonungslos offener Blick auf sich selbst und die eigenen Eigenheiten und auch Selbstüberschätzungen.5
Gisèle Halimi: Alles, was ich bin. Tagebuch einer ungeliebten TochterGisèle Halimi schreibt über ihr Aufwachsen mit einer Mutter, die sie nicht liebt. Sie analysiert, wie es zu dieser fehlenden Liebe kommen konnte, wie das ihre Kindheit, ihr Aufwachsen und ihr Sein prägte. Was bewirkte dieses Ungeliebtsein in ihrem Leben, wie beeinflusste es ihre Ziele und ihre Haltung im Leben. Sie breitet ihr Leben von der Kindheit bis zum Tod der Mutter aus und lässt den Leser durch das Erzählen der Geschichten, wie alles war, teilhaben.3
Rebecca F. Kuang: YellowfaceAthena Liu und June Hayward sind seit ihrem gemeinsamen Literaturstudium Freundinnen, beide streben sie eine Karriere als Schriftstellerin an. Während Athena der Erfolg nur so zufliegt, will June der Durchbruch nicht gelingen. Beim Feiern eines weiteren Erfolges erstickt Athena vor Junes Augen und diese wittert ihre Chance: Sie stiehlt deren fertiges Manuskript und gibt es nach intensiver Umarbeitung als eigene Geschichte heraus. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, doch dann droht der Diebstahl aufzufliegen. Ein Buch Themen wie das Schreiben, den Buchmarkt, Rassismus, Aneignung und die Frage, wer Autor eines Werkes ist. Und vieles mehr. 4
Paul Auster: Bericht aus dem InnernPaul Auster erinnert sich an seine Kindheit, an sein Aufwachsen und seinen Weg hin zum Schreiben. Er spricht sein kleines Ich an, geht in den Dialog mit ihm, erzählt ihm, was war und wie er es aus der heutigen Sicht sieht. Und er nimmt den Leser mit auf diese Reise, die eine persönliche ist, eine Reise in sein Inneres, das er herausholt und sichtbar werden lässt.6 von 5
Veronika Reichl: Das Gefühl zu denkenGeschichten vom Lesen, davon, wie das Lesen und die Lektüre das eigene Leben prägen, wie sie ins Leben eingreifen, weil man sich dem Lesen hingibt und nach Antworten sucht, die man schlussendlich nicht in den Büchern, sondern in den eigenen Gedanken zu diesen finden. Veronika Reichl hat diverse Interviews und Gespräche zum Thema Lesen geführt und diese in die in diesem Buch enthaltenen Erzählungen fliessen lassen. 3
Paul Auster: WinterjournalPaul Auster erzählt aus seinem Erwachsenenleben, er zählt auf: Seine Behausungen, seine Lieben, seine Verletzungen, seine Reisen, Begegnungen mit dem Tod und vieles mehr. Es sind dieses Mal mehr die äusseren Dinge im Blick, und doch prägen auch die ganz tief. Davon handelt dieses Buch.5
Marjan Slobo: Der leere Himmel. Lob der Einsamkeit – abgebrochenMarjan Slobo erkundet das Gefühl der Einsamkeit, sieht es in einer mangelnden Verbundenheit mit der Welt begründet und vor allem auch in der menschlichen Fähigkeit des Selbst-Bewusstseins, durch welches wir diese mangelnde Verbundenheit und die Gefühle, die diese hervorruft mittels Sprache wahrnehmen. Sie beruft sich dabei auf Daniel Dennett, verweist auf Philosophen und Literaten, Filme und Musik. Sie mäandert in ihrem Text durch die verschiedensten Bereiche, ohne die konzis auf das Thema zu beziehen, so dass es an Stringenz fehlt. Viele Wiederholungen, falsche Schlüsse (die Logik stimmt nicht) und eine gewisse Ziellosigkeit führten zum Abbruch meinerseits. Schade, das Thema hätte mich interessiert. 
Tove Ditlevsen: AbhängigkeitTove Ditlevsens Erinnerung an ihre Ehen, ihr Abdriften in die Abhängigkeit nach Schmerzmitteln und anderen Medikamenten. Die Geschichte einer Flucht in eine Scheinwelt, weil die wirkliche nicht ertragbar war, die Geschichte des Kampfes, sich mit der Wirklichkeit wieder zurechtzufinden und den Weg aus der Sucht zu schaffen. Ein eindringlicher Roman, der einen durch die Sprache, durch die Unmittelbarkeit, mit der das beschriebene Leben aus den Zeilen spricht, fesselt und nicht mehr loslässt.5
Salman Rushdie: KnifeIn «Knife» schildert er seine Geschichte rund um den Anschlag auf sein Leben. Er schreibt von der Erschütterung durch die wieder aufgebrochene Gefahr, über den Schmerz beim Angriff und den weiteren beim Bewusstsein, womit er die Zukunft seines Lebens umgehen lernen muss. Er schreibt aber auch von der Kraft der Liebe und wie diese ihn durch all das Leid hindurchtrug. Er schreibt offen, zeigt sich verwundet und verwundbar. Er berührt, bewegt, erschüttert, hallt nach. Ein Buch, das mich mit jeder Faser meines Körpers und Fühlens ergriffen hat. Bis in die Träume hinein.5
Oskar Negt: Überlebensglück – abgebrochenOskar Negt ist es gelungen, aus einer durch Flucht geprägten Kindheit auf dem Bauernhof den sozialen Aufstieg ins Bildungsbürgertum mit Universitätsabschluss zu schaffen. Davon handelt diese Autobiografie. Sie beleuchtet die Hintergründe, weswegen die einen als Gebrochene und Opfer, die anderen als Kämpfer und Gesunde aus schwierigen Lebensumständen hervorgehen. Er schaut auf Theorien und behandelt Philosophien und schafft damit eine Distanz zum Gegenstand einer Autobiografie – zu sich selbst. Ich habe ihn verloren in all den Zeilen und irgendwann abgehängt. 
Sigrid Nunez: Sempre SusanEin sehr persönliches Porträt von Susan Sontag. Sigrid Nunez ist 25, als sie beginnt, für Susan Sontag zu arbeiten. Bald zieht sie bei ihr ein, ist die Freundin von deren Sohn, mit dem sie zusammen ist.  Ein Zusammenleben, das aufreibend ist, das sie in eine Mutter-Sohn-Dynamik hineinzieht, in welcher eine dritte Person einen schweren Stand hat. Es ist ein schonungsloser Blick, aber kein verletzender, ein ehrlicher, unverstellter, der sowohl Hochachtung wie auch Unverständnis ausdrückt, die Sigrid Nunez Susan Sontag in verschiedenen Situationen entgegenbringt. 4
Joan Didion: Wir erzählen uns Geschichten, um zu lebenEssays über sich, ihr Leben und die Welt – vor allem auch die der Kunst und des Films, der Künstler und Bohemiens – um sich. Einblicke und Analysen, persönlich und klar, ein unverstellter Blick auf die Wirklichkeit Amerikas in den Sechzigerjahren.4
Nelio Biedermann: Anton will bleibenNach seiner Krebsdiagnose überlegt Anton, wie er das verbleiende Jahr verbringen könnte, um in die Geschichte einzugehen, schliesslich sollte nach seinem Tod etwas von ihm zurückbleiben. Er versucht sich im Schreiben, mit Fotografieren, Malen, Philosophieren. Er schliesst neue Freundschaften, macht eine Reise, überzeugt einen Jungen mit Selbstmordabsicht von der Schönheit des Lebens. Nur der ewige Ruhm, der scheint ihm nicht gegönnt. Oder doch?4
Andreas Kilcher: Kafkas WerkstattEin Blick hinter die Kulissen von Kafkas Schreiben. Wie haben sein Leben und Lesen sein Schreiben inspiriert? Wie durchzogen sie seine Texte? Eine Analyse seiner Lektüren, Interessen und der historischen und lebensnahen Kontexte und daraus abgeleitet ein Bezug zu einzelnen Texten. Der Schreibprozess selbst bleibt leider eher aussen vor, einige Redundanzen lassen das Ganze etwas langatmig wirken, aber es ist eine informative und kompetente Annäherung an Kafkas Schreiben und ein Hinweis auf eine andere Lesart von dessen Werk. 4
Mely Kiyak: Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens anPapa Kiyak hat Krebs. Die Tochter kümmert sich. Sie spricht mit den Ärzten, kocht Essen, will für ihn da sein, redet gut zu und hat selbst keine Kraft. Sie weint plötzlich in den unmöglichsten Situationen, kämpft immer wieder an allen Fronten, wütet über die Bedingungen von Migranten. Und zwischendurch lässt sie sich von ihrem Papa Geschichten erzählen. Von früher. Von der Familie. Berührend. Bewegend. Tief. 5

Inspirationen für die Woche – KW 21

Im Moment rast die Zeit an mir vorbei. Ich bin im Kopf so sehr in meinen Projekten, dass ich wohl ziemlich absorbiert bin. Zwar lese und höre ich immer noch viel, das mich inspiriert, aber ich lasse es vergehen, ohne etwas festgehalten zu haben. Ab und zu mache ich mir noch Notizen ins Notizbuch, aber dabei bleibt es dann. Trotzdem habe ich wieder ein paar Dinge, die mich besonders inspiriert oder angesprochen haben gesammelt.

Als ich letzte Woche auf den runden Geburtstag von Adolf Muschg aufmerksam machte, kommentierte Beat Werder, mit dem ich auf Linkedin verbunden bin mit einer Liste von Links, die er zu diesem Anlass gesammelt hat. Ich möchte die gerne teilen:

►FAZ. net: LINK
►Dokumentarfilm von Sept. 2021 / 86 min. von Erich Schmid
Titel: „ADOLF MUSCHG – DER ANDERE“ / Internet zum Film: LINK
►Literaturkritik. de / Würdigung: LINK

► Feier im ZH-Literaturhaus / So. 12.5.24: LINK

►Tagblatt. ch: LINK

Ich habe (viel zu spät) meine Begeisterung über Paul Auster und dessen Büchern entdeckt. Mein erstes Buch von ihm war sein letztes: Baumgartner. Ich kann es nur empfehlen. Ebenfalls empfehlen kann ich die Sendung mit Elke Heidenreich zu Paul Auster: WDR 4: Erinnerung an Paul Auster.

Und da ich, wenn mich etwas packt, gerne tiefer tauche, habe ich mir auch noch diese Dokumentation auf Arte angeschaut und er hat mich so für sich eingenommen, dass dies meinen Entschluss bestärkt hat, die Romane zu lesen. Alle. Sogar – und vor allem – dieses Monsterbuch, obwohl ich dicke Bücher eigentlich gerne meide.

Paul Auster – was wäre wenn.

Immer wieder überlege ich mir, in welchem Stil ich meine Bücher, die ich gerne ans Herz legen, von denen ich aber keine Rezensionen schreiben möchte (aus Gründen, die ich vielleicht mal in einem eigenen Artikel erläutere), vorstelle. Die Lösung ist gefunden: ich baue sie in meine Inspirationen ein. Heute möchte ich nicht nur einzelne Bücher ans Herz legen, sondern die Arbeit eines Verlags:

Wenn die Liebe zur Literatur auf Buchmacherkunst trifft, entsteht schönes. So beim Input-Verlag in Hamburg. Der Verleger Ralf Plenz hat es sich zur Aufgabe gemacht, grosse Literatur aus Europa neu aufzulegen und sie trotz der wunderbaren Buchgestaltung erschwinglich auf den Markt zu bringen. Titel der Reihe: Perlen der Literatur. Und ja, das sind sie: kleine Schmuckstücke mit viel Liebe zum Detail wie den kaligrafischen Zitaten im Text oder der Banderole mit Stichworten zum Inhalt, mit Aquarell in Buchstaben gemalt. Zudem ist es grosse Literatur, hier nur drei Beispiele:

Gottfried Keller: Die missbrauchten Liebesbriefe – Viggi Störteler, selbsternannter Stern am Literaturhimmel, will nach Vorbild der grossen Schriftsteller einen Briefwechsel mit seiner Frau beginnen. Diese sieht sich dazu ausserstande und holt sich mit einem Trick Hilfe beim Nachbarn, Schullehrer Wilhelm. Schon bald ist das Chaos perfekt.

Virginia Woolf: Orlando. Eine Biografie – ein Leben, das 350 Jahre umfasst und eine Verwandlung von einem Mann zur Frau, eine Reise durch Zeit und Raum. Ein wilder Ritt, ein Werk, das zur Zeit seiner Entstehung mit allen literarischen Konventionen brach, und auch eine Form von Autobiografie. «Orlando» hinterfragt die gängigen Geschlechterrollen, dient als Spiegel des damaligen Sittenkodex und ist zudem ein (teilweise autobiografischer) Künstlerroman.

Michael Krüger: Aus dem Leben eines Erfolgsschriftstellers – kleine Geschichten über die verschiedensten Menschen, die eines eint: Ihre Liebe zur Literatur. Es sind Geschichten, die die oft verworrenen Verbindungen in Familien in lakonischer Sprache offenlegen, zudem Geschichten, die immer auch von Büchern und vom Schreiben handeln.

Nächstes Mal kommt hier passend zu den kommenden Sommerferien ein Krimi-Special für ein paar unbeschwerte, spannende Lesestunden.

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

Gedankensplitter: Mutter

Mutter:  ein Mysterium im Universum, eine Rolle mit vielen Zuschreibungen, ein Ideal, ein Wunsch, eine Sehnsucht, die Ursache allen Übels und der hochgelobte Quell von Honig und Milch. Und alles davon ist oft geglaubt und ebenso oft reine Fantasie.

Kaum etwas ist so behaftet und so beladen wie das Muttersein. Von der Natur so eingerichtet, dass gewisse körperliche Gegebenheiten dazu führen, dass etwas in einem Menschen wächst und später mal in die Welt entlassen wird, sieht man sich als austragendes Wesen vom Zeitpunkt der Empfängnis mit den diversesten Ansprüchen und Erwartungen konfrontiert. Die bedingungslose Liebe wird schon gefordert, bevor man die paar formierten Zellklumpen von blossem Auge sehen kann, das nun adäquate Verhalten von allen Seiten an einen herangetragen. Ist der neue Erdenbürger erstmal auf der Welt, nimmt das alles noch zu. Ein eigenes Leben? Vergiss es. Du hast nun für ein anderes Wesen da zu sein und zu sorgen. Daneben musst du selbstverständlich auch noch alles andere, was gesellschaftlich, privat und politisch gefordert ist, erfüllen. Das widerspricht sich oft? Egal. Dazu kommt: Kinder werden immer Kinder bleiben, also hört auch die Sorge nie auf – und die Zuschreibung. Alles, was dieses Kind irgendwann mal falsch macht, kann man auf die Mutter zurückführen. Weil sie war und tat, wie sie war und tat, ist das nun alles so.

Und so sitzen wir hier alle als Kinder von Müttern. Und ja. Sagen danke. In allen erdenklichen Tonlagen und Bedeutungsnuancen.  

Hier ein paar Mutterbücher passend zum Tag:

  • Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter – wenn am Gewicht der Mutter das ganze Familienleben aufgehängt wird – vordergründig.
  • Delphine de Vigan: Das Lächeln meiner Mutter – wie sich an eine Mutter erinnern, die schöner und toller war als alle, wenn auch kühl und distanziert? Wie mit ihrem Freitod umgehen? Eine Suche nach Antworten über das eigene Aufwachsen.
  • Vigdis Hjorth: Die Wahrheiten meiner Mutter – Eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die keine ist und doch präsent.
  • Edouard Louis: Die Freiheit einer Frau – ein schonungsloser und liebevoller Blick auf die eigene Mutter, die den Weg in die Freiheit sucht
  • Simone de Beauvoir: Ein sanfter Tod – ein persönlicher und tiefgründiger Blick auf das Sterben der Mutter und die Erinnerungen, die dadurch ausgelöst werden
  • Gisèle Halimi: Alles, was ich bin – vom Aufwachsen als ungeliebte Tochter
  • Albert Cohen: Das Buch meiner Mutter – wehmütige Erinnerungen an eine Mutter, im Bewusstsein, sie zu Lebzeiten zu wenig gesehen und geschätzt zu haben.

Damit wünsche ich euch einen schönen Tag.

Inspirationen für die Woche – KW 16

Beim Gang durch die Welt schnappe ich immer wieder Dinge auf, die mich inspirieren, die mich bewegen, die mich begeistern. Diese möchte ich mit uns teilen. Vielleicht findet ihr etwas für euch dabei.

Folgende Bücher kann ich ans Herz legen, sie haben mich begeistert beim Lesen:

Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens

«Tatsächlich hat ‘das Genie’ mit der realen Person, die im Zentrum des Verehrungskults steht, oft wenig gemein… Hinter dem Kult verbirgt sich jedoch ein tiefes menschliches Bedürfnis: Wir brauchen Vorbilder, um uns in unserem Leben zu orientieren. Sie sind Teil unserer Identität, sagen uns, wer wir sind oder sein könnten.»

10 grosse Denker, ihr Leben und Schaffen im Blick, um daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Michael Schmidt-Salomon zeigt, dass all die klugen Geister ihr mutiges und neugieriges Denken und Forschen, ihre Unabhängigkeit, ihr Sinn für Vernetzung und ihr offener Blick sowie der Umstand, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, zu den Denkriesen machte, als die wir sie heute sehen. Was können sie uns also zeigen, was uns für unsere Zeit nützt? Ein sehr informatives, kurzweiliges, packendes Buch.

(Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens: Das moderne Weltbild – und wem wir es verdanken, Piper Verlag 2024)

Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird

«Ich bin ein Mensch, und nichts Menschliches erachte ich als mir fremd.» Publius Terentius Afer

Sarah Bakewell rollt die Geschichte des Humanismus von Anfang an auf. Was heisst es, humanistisch zu denken und zu handeln? Worauf gründen Entscheidungen, was macht den Menschen aus? Ausgehend von der Idee, dass der Mensch im Kern gut sei, bildete sich vor über 700 Jahren eine Lebenshaltung aus, deren Ziel es ist, den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zum Menschen zu machen, der er ist: ein freies, glückliches, im Hier und Jetzt lebendes Wesen, dem das friedliche Miteinander am Herzen liegt, weswegen er auf Mitgefühl und Verantwortung setzt statt auf Gebote und Gesetze. Bakewell erzählt aus dem Leben verschiedener Literaten, Künstler, Denker und zeigt ihre Lebens- und Denkwege auf. Für mich etwas viel Geschichte und zu wenig Denken, was aber subjektiven Vorlieben geschuldet ist.

(Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird: Auf den Spuren der Humanisten, C. H. Beck Verlag 2023)

Arthur Schnitzler: Die Traumnovelle

«So gewiss, als ich ahne, dass die Wirklichkeit einer Nacht, dass nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet.»

«Und kein Traum», seufzte er leise, «ist völlig Traum.»

Die Geschichte von Fridolin und Albertine, einem jungen Ehepaar mit einer kleinen Tochter, verbunden in einer innigen Beziehung, die Risse bekommt, als sie beschliessen, sich alles zu sagen. Die jeweiligen erotischen und Fantasien und Hoffnungen verwirren nicht nur jeden für sich, sondern führen auch zu emotionalen Abgründen miteinander. Was für eine Sprache, was für eine Welt, in die man da hineingerät: In die Tiefen des menschlichen Fühlens und Wünschen. Wo liegt die Wahrheit? Was ist wirklich gewollt, gelebt, was nur geträumt?

(Arthur Schnitzler: Traumnovelle – in verschiedenen Ausgaben, unter anderem SZ Bibliothek 2004)

Folgenden Podcast habe ich gehört:

Freiheit Deluxe mit Jagoda Marinić und Ilker Çatak

Hier geht’s zum Podcast

«Freiheit kommt mit Bewusstsein.» David Foster-Wallace (abgekürzt)

Ein Gespräch über Freiheit, über Ausgrenzung, darüber, ignoriert und ausgeschlossen zu werden. Es ist ein Gespräch über die blinden Flecken in der Gesellschaft, in welcher Exklusion schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es nicht mehr auffällt – ausser, man ist betroffen. Es ist ein Gespräch darüber, wie wir mit mehr Bewusstsein unser Leben leben sollen, denn nur so sind wir frei. Und vieles mehr.

Das vollständige Zitat lautet:

„Die wirklich wichtige Art der Freiheit beinhaltet Aufmerksamkeit und Bewusstsein, Disziplin und Anstrengung, und die Fähigkeit, sich wirklich um andere Menschen zu sorgen, für Sie Opfer zu bringen, jeden Tag auf neue auf unzählige, kleine, unsittliche Arten und Weisen.“

Überhaupt möchte ich euch den Podcast von Jagoda Marinić ans Herz legen. Sie hat eine sehr warme, kompetente Art zu fragen und zuzuhören. Es sind Gespräche, die in die Tiefe gehen, die Persönliches ans Licht bringen und auch die Gesellschaft, wie sie ist, und unser Sein darin immer wieder hinterfragen.

In der ARD-Mediathek und bei SRF Play findet sich nun der von Daniel Kehlmann geschriebene Sechsteiler über Franz Kafka. Da kommt alles zur Sprache: Das Verhältnis zum Vater, die Beziehungen zu den verschiedenen Frauen, seine Freundschaft zu Max Brod – und vieles mehr. Ich bin sehr gespannt, ich habe die Serie noch nicht gesehen.

Hier geht’s zur Sendung

Zu Kafka werde ich in den nächsten Wochen sicher noch mehr schreiben.

Ich hoffe, ihr habt etwas gefunden, das euch anspricht. Wenn ihr Tipps für mich habt, immer nur her damit.

Habt eine gute Woche!

Lesemonat Oktober 23

Der Oktober hat warm und sonnig in Spanien begonnen, wurde dann in der grauen, nasskalten Schweiz fortgeführt und endete da, mit ein paar Sonneninseln zwischendurch, auch eher unwirtlich. Als Mensch, der mit Veränderungen eher Mühe hat, kämpfte ich dieses Mal besonders stark mit dem Ortswechsel. Ich kam lange nicht in meinen gewohnten Arbeitsrhythmus, was immer viel mit sich zieht: Wenn es mit dem Schreiben nicht läuft, steht vieles im Zweifel, ich hadere mit mir und den Umständen. Das Gefühl, zu wenig getan zu haben, nagt an Nerven und Laune. Und doch war es auch ein schöner Monat, einer mit vielen schönen Momenten, einer, der Hoffnungen weckte, einer, der bereicherte. Und: Einer mit viel grossartiger Lektüre.

Ich habe mit Edouard Louis seinen Ausbruch aus dem Milieu der Kindheit und das Leben seiner Mutter erforscht, bin mit Herta Müller nach Rumänien und Annie Ernaux nach Frankreich gereist. Ich habe mit Joan Didion über die Liebe, den Tod und das Leben nachgedacht und bin mit Vigdis Hjorth in eine Mutter-Tochter-(Nicht-)Beziehung eingetaucht – mein absolutes Highlight. Daneben habe ich übers Lesen und Schreiben gelesen und es selbst getan.

«Sie sollten nicht alles glauben, was sie denken.» Heinz Erhard

Im Nachhinein betrachtet war ich um einiges produktiver als ich gedacht hatte. Und so bleibt ein grosses Danke an einen Monat, der es doch gut mit mir gemeint hat.

Die ganze Leseliste:

Edouard Louis: Anleitung ein anderer zu werdenNach einer Kindheit, die von Armut, Spott und Gewalt geprägt war, zieht Edouard nach Amiens, um da das Gymnasium zu besuchen. Er kommt in neue Kreise, steigt in die bürgerliche Gesellschaft auf, fühlt sich endlich frei und zugehörig. Er lebt das Leben, das er immer haben wollte und wovon er kaum zu träumen wagte. Doch bald merkt er: Es reicht noch nicht, er will noch weiter aufsteigen, er will die Distanz zu seiner Herkunft noch mehr vergrössern, als Rache an allen, die ihn vorher verspottet haben. Mit voller Kraft und viel Ehrgeiz stürzt er sich in das Projekt, ein anderer zu werden.    Eine berührende und aufwühlende Autobiografie. 6/5
Camille Laurens: Es ist ein Mädchen – abgebrochenEine Geschichte davon, dass Mädchen nichts zählen, dass Jungen die Wunschkinder sind. Ich fand nicht in den Erzählstil rein, die Sprache war mir zu künstlich, zu gesucht, so dass die Geschichte auf mich nicht wirkte, weil sie mich zu sehr auf Distanz hielt.  
Herta Müller: Mein Vaterland war ein ApfelkernIn einem ausführlichen Gespräch mit Angelika Klammer erzählt Herta Müller von ihrem Aufwachsen in Rumänien, von ihren Phantasien und Ängsten als Kind. Sie erzählt von der Bespitzelung, von der Unterdrückung, von der Auswanderung, erzählt von Leid und dem Erbe eines solchen Aufwachsens. Und immer wieder erzählt sie auch von ihrem Schreiben, vor allem an der „Atemschaukel“, sowie vom Kleben ihrer Collagen. 5
Joan Didion: Blaue StundenJoan Didion erinnert sich. Sie erzählt die Geschichte ihrer Tochter. von dem Tag ihrer Adoption bis zu ihrem Tod. Sie erzählt eine Geschichte von Liebe, Tod, Abschied, Freude und Angst. Sie erzählt von ihren Zweifeln, hinterfragt sich und das Leben. Ein persönliches Buch, ein tiefgründiges und bewegendes Buch. In einzelnen Sätzen und Textfragmenten, fast staccatoartig entwickelt sich ein Gefühlsbild, stellt sich die Trauer um den Verlust und der Kampf ums eigene Weiterleben dar. 4
Annie Ernaux: Die JahrePorträt einer Zeit und eines Lebens, eine Mischung aus Erinnerungen an das Zeitgeschehen, soziale wie politische Gegebenheiten, Redewendungen, Gesinnungen, Sitten und Gebräuche, so wie das eigene Leben inmitten von all dem. Annie Ernaux zeichnet das Bild einer Generation, erzählt von den sich verändernden Umständen und den eigenen Gefühlen, Erfahrungen und Lebensentwürfen. Und immer wieder erzählt sie von ihrem Vorhaben, dieses Buch zu schreiben, von den Gedanken dazu und den Absichten, die sie damit hat. 5
Franz Hohler: Das Jahr, das bis heute andauert. Ein Gespräch mit Klaus SiblewskiFranz Hohler spricht mit Klaus Siblewski über seine Kindheit, seine Familie und sein Aufwachsen. Er erzählt von seinem Weg hin zum Schriftsteller, von seinen einzelnen Stationen und verschiedenen Projekten. Er lässt den Leser teilhaben an seinem Schreibprozess, an Gedanken hinter und zu seinen Büchern, bietet Einblicke in sein Leben und Schaffen. Ein sehr persönliches Buch das sich mit den verschiedensten Themen beschäftigt, das von Hunden und Spaziergängen, von Fussball und Herkunft, von Ideen und deren Weiterentwicklung, und immer auch vom Schreiben handelt. 4
Herta Müller: Niederungen – abgebrochenHerta Müller beschreibt das Leben der Banater Schwaben, erzählt von einer Welt voller Kälte, Düsterheit, Gewalt. Sie erzählt in einer sehr eindrücklichen Weise und mit sprachlicher Brillanz von einer Heimat, der all das fehlt, was einen Ort zu einer Heimat macht. Und doch hat mich das Buch nicht erreicht, kam ich nicht in den Erzählfluss rein. 
Annemarie Stoltenberg: Magie des Lesens. Die schönsten Geschichten über die Liebe zum BuchEine literarische Sammlung von beschriebener Bücherliebe. Urs Widmer, Johann Wolfgang von Goethe, Hans Fallada, Marcel Proust und viele mehr schreiben in ihren Büchern und anderen Texten vom Lesen und von Büchern. 3
Joan Didion: Das Jahr magischen Denkens Joan Didions Mann stirbt bei einem Nachtessen an einem Herzinfarkt, ein Tod aus dem Nichts, den sie lange nicht fassen kann, nicht wahrhaben will. In diesem Buch erzählt sie vom Tod und seinen Hinterlassenschaften, von ihren Gefühlen, von ihrem Erleben, von all den Dingen und Begebenheiten, die sich mit und nach ihm eingestellt haben. Ein wunderbares, tiefgründiges, anregendes Buch, nur für mich zur falschen Zeit. 5
Uwe Timm: Erzählen und kein EndeUwe Timm erzählt vom Erzählen, er zeigt dieses als Verbindung zwischen Menschen und zu sich selbst. Er erzählt vom Aufschreiben dieser Erzählungen, vom Ort des Schreibens, den Mitteln dazu und den Inhalten, die sich im Alltäglichen finden und von da ihren Weg in die Sprache suchen. Er zeigt keine Methoden und Techniken auf, sondern macht Mut, die eigene Stimme zu finden und sie dem passenden Text mit Blick aus der nötigen Distanz zu widmen.4
Martin Suter: Alles im Griff. Eine Business SoapKurzgeschichten aus der Businesswelt, Rangkämpfe, Ellbögeleien, Neidgeschichten. Etwas schwach begonnen, sich gesteigert, amüsant geworden, um am Schluss wieder nachzulassen. Unterhaltsame und kurzweilige Lektüre für zwischendurch. 3
Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: KassandraIch hatte mehr Schreibprozess und wirkliche Arbeitsbeschreibung erhofft, erhalten habe ich Christa Wolfs Erinnerungen an die Zeit der Entstehung, an die politischen Ereignisse, ihre Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie und immer wieder tiefgründige Gedanken zum Leben, zum Menschsein und zum Menschsein in dieser Welt. Vor allem diese Gedanken waren sehr lesenswert und regten zum Nachdenken an. 3
Vigdis Hjorth: Die Wahrheiten meiner MutterDie Künstlerin Johanna verlässt den frischgebackenen, angemessen Ehemann und die gutbürgerliche Familie, um in Amerika mit einem Künstler ihr neues Leben aufzubauen. Nach 30 Jahren ohne Kontakt kehrt sie wegen einer Ausstellung in ihre Heimat zurück und versucht, die Geschichte mit ihrer Mutter aufzuarbeiten. Sie verweigert den Kontakt. Ein Versteckspiel beginnt. Ein Roman aus der Tiefe des Ichs einer verletzten Tochter, die ihre offenen Fragen beantwortet haben will. Ein Roman ums Mutter- und Tochersein, um Schuld und Verpflichtung, um Familie und Eigenständigkeit. Packend, einnehmend, grossartig. 6/5
Max Frisch: Das schwarze QuadratMax Frischs Poetikvolesungen, die er 1981 in New York gehalten hat. Eine Einschätzung, was Literatur kann und was nicht, wozu Sprache gut ist und wo ihre Grenzen liegen.5
Wilfried Meichtry: Nach oben sinken – abgebrochenVom Aufwachsen eines Jungen in einem kleinen Wallisser-Dorf, vom Schweigen der Erwachsenen, von der fehlenden Zugehörigkeit, vom Sein am falschen Ort. Das Thema wäre gut, der Stil hat mich nicht gepackt, es erinnerte mich zu sehr an einen zu lang geratenen Aufsatz, die kurzen amüsanten Zeilen mochten die Längen nicht abzufedern.
Edouard Louis: Die Freiheit einer FrauEdouard Louis zeichnet das Bild seiner Mutter, er erzählt aus seiner Kindheit, was es hieß für sie (und die Frauen aus dem Dorf), Frau zu sein, mit welcher Gewalt und Unterdrückung Frauen zu leben hatten. Er beschreibt die gegenseitige Fremdheit zwischen Mutter und Sohn zu der Zeit, die Distanz zwischen ihnen, die sich erst auflöst, als er weggeht. Und er zeigt, wie es die Mutter schafft, sich irgendwann aus all dem zu lösen und ebenfalls zu gehen, um sich neu zu erfinden, sich zu befreien und endlich frei zu leben.5

Lesemonat August

Der Monat glich eher einem April als einem August. Nach einer unsäglichen Hitze in strahlendem Sonnenschein, tobten bald schon Unwetter und das Grau in Grau der verregneten Umwelt verschleierte den Blick aus dem Fenster. Immerhin war es das passende Wetter, mich in die Bücher zu versenken, so dass ich teilweise wenig davon mitkriegte. Der Monat war – im Gegensatz zu den meisten anderen – thematisch konzentriert, die gelesenen Bücher behandelten Themen der Politik und der Gesellschaft, sie handelten von Herkunft und deren prägendem Charakter für den Menschen und die Gesellschaft, von Macht und Herrschaft und damit einhergehender Diskriminierung derer, welche nicht den Normen des dominanten Herrschaftsmehrs entsprechen.

Das erste Buch war ein Abgesang an die romantische Liebe, im zweiten sollten wütend Wände eingerissen werden. Danach ging es sachlicher zu und her, Mittel und Wege gegen Klassismus wurden aufgezeigt, die Fremde und ihre Grenzen wurden beleuchtet, das Gefühl der Entfremdung in der Gesellschaft erforscht. Ich befasste mich mit dem Liberalismus, um dann wieder zum Klassismus zurückzukehren. Ich beschäftigte mich mit Bildung und Ungerechtigkeit und der Frage, was das Gute ist. Und dann….

Dann kam das Highlight wohl nicht nur des Augusts, sondern einer langen Lesegeschichte – und es wird nachhallen: Didier Eribons «Rückkehr nach Reims» und dessen Fortsetzung «Gesellschaft als Urteil». Selten, dass mich ein Buch so gepackt hat. Selten, dass ich aus einem Buch so viel mitgenommen, so viel für mich erkannt habe. Selten, dass mich ein Buch so begeistert hat und ich daraus so viel Inspiration für eigene Projekte gewann.

Was waren eure Highlights im August?

Die ganze Liste:

Andrea Newerla: Das Ende des Romantikdiktats. Warum wir Nähe, Beziehungen und Liebe neu denken solltenUnsere Liebesbeziehungen sind nicht Privatsache, sondern soziale Konstrukte, die wir verinnerlicht haben. Die Herausstellung der romantischen Liebesbeziehung ist eine neue, konventionelle Errungenschaft und sie unterliegt patriarchalischen und gesellschaftsrelevanten Normen. Dieses Bewusstsein sollte dazu führen, unsere Beziehungen neu zu denken, Freundschaft einen anderen Stellenwert einzuräumen, Sexualität aus der romantischen Beziehung zu nehmen und Intimität vielfältiger lebbar zu machen, um zu neuen Formen des Miteinanders zu kommen, die Individualität, Autonomie und Gemeinsamkeit besser vereinbaren lassen. Viele Wiederholungen, viele Gemeinplätze und Altbekanntes, wobei ein Aufruf zur Anerkennung vielfältiger Lebensformen und -gestaltungen durchaus wichtig ist. 3
Pia Klemp: Wutschrift. Wände einreissen, anstatt sie hochzugehenEin wichtiges, ein dringendes Thema (soziale, strukturelle und systematische politische Entscheidungen, die Flucht und Migration zu einem menschenunwürdigen und oft tödlichen Unterfangen machen), doch ich musste das Buch abbrechen. Die Sprache ist dermassen mündlich, fast vulgär, dass ich das so nicht lesen möchte. Es ist vielleicht des wirklich brennenden Themas wegen in Wut und Rage geschrieben, was zum Titel passen würde, doch hier verleidet mir die Form den Inhalt und wende mich lieber anderen Büchern zu dem Thema zu. 
Francis Seek, Brigitte Theißl: Solidarisch gegen Klassismus. organisieren, intervenieren, umverteilenKlassismus ist überall, und doch kaum ein Thema. Klassismus grenzt Menschen aus, führt in die Isolation, macht krank. Klassismus muss diskutiert werden, muss sichtbar werden, muss als Problem mit all seinen vielen Ausprägungen bewusst werden. Und wir brauchen Lösungen. 26 Texte, teils sachlich, teils Interviews, teils persönlich aus der Betroffenheit heraus zeigen die verschiedenen Aspekte von Klassismus. Das Ziel ist, das Problem sichtbar zu machen, Projekte vorzustellen, die Lösungen anstreben, Strategien zu erläutern, die wir ergreifen können, um etwas zu verändern.

Ein wichtiges Buch, ein Buch, das Pflichtlektüre werden sollte. 
5
Elisabeth Wellershaus: Wo die Fremde beginntGedankenräume über erfahrenen Rassismus, Nachdenken über blinde Flecken bei sich und in der Gesellschaft, eine persönliche Lebensreise durch verschiedene Stationen der eigenen Biografie, pendelnd zwischen Spanien und Deutschland, zwischen verschiedenen Identitäten und Zuschreibungen. Ein persönliches, ein augenöffnendes Buch, ein Buch über systemische, strukturelle und individuelle Diskriminierung. 5
Peter v. Zima: Entfremdung. Pathologien der postmodernen GesellschaftEine Untersuchung der verschiedenen Bereiche der Entfremdung wie Arbeit, Familie, Konsum, Psyche, Medien, etc. sowie das Aufzeigen der Verbindung derselben untereinander. Der Mensch in seinem Fremdsein im Umfeld wird beleuchtet, die Rolle von Geld, Tauschwirtschaft und immer grösser Partikularisierung aufgezeigt, welche den Menschen unter einen Leistungsdruck in zunehmender Anonymisierung der Umwelt treiben, so dass er versucht, ein Image aufrechtzuerhalten, um wenigstens auf Bewunderung zu stossen, so dass er (vermeintlich) seinen Selbstwert bewahren kann. Das Kranken der Gesellschaft an immer grösserer Indifferenz, in welcher sich der Einzelne, auf sich selbst zurückgeworfen und als dieser nicht wirklich anerkannt, von sich und der Welt entfremdet.  5
Elif Özem: Was ist Liberalismus?Was macht den Liberalismus aus, auf welchen Grundsätzen beruht er und wie lassen sich die in der Praxis durchsetzen, so dass eine Gesellschaftsform aus freien, gleichen und individuell pluralistischen Bürgern entsteht? Elif Özem diskutiert fundiert und tiefgründig vor dem Hintergrund von Rawls Gerechtigkeitstheorie, Hannah Arendts Ansätzen zum Pluralismus und anderen philosophischen Wegbereitern bis zurück in die Antike die Idee des Liberalismus und zeigt, wieso die liberale Demokratie «die schlechteste Regierungs- und Lebensform – abgesehen von allen anderen» ist. 5
Andreas Kemper, Heike Weinbach: Klassismus. Eine EinführungKlassismus als Begriff für individuelle, institutionelle und kulturelle Diskriminierung und Unterdrückung ist kaum bekannt als Form der Diskriminierung, dabei wirkt sie auf dieselbe Weise auf Menschen und Menschengruppen wie die besser erforschten Formen des Sexismus, Rassismus und anderer. Das Buch will die verschiedenen Formen des Klassismus aufzeigen, will die Stereotypen offenlegen, mit denen Menschen konfrontiert wird und den Blick auf das Unrecht lenken, das zu oft ignoriert wird sowohl von der Politik wie auch von der Gesellschaft. 5
Maria do Mar Castro Vaerla & Bahar Oghalai: Freund*innenschaft. Dreiklang einer politischen PraxisEs soll eine Vermittlung zwischen rechten Strömungen und linker Identitätspolitik sein, doch ich fand sie nicht. Das Thema der Fraundschaft in seiner Abhandlung bei anderen Philosophen, Begriffe wie Allyship und Solidarität oder Sisterhood wurden behandelt und es fehlte schlicht der rote Faden oder das Ziel, wohin das alles führen soll. 2
Meike Sophia Baader, Tatjana Freytag (Hrsg.): Bildung und Ungleichheit in DeutschlandArtikel zum Thema, welche eine Vielzahl an Studien kommentieren und zusammenfassen, Soziologen zitieren, Artikel nennen. Oft bleibt ein wirkliches Fazit aus, die Aussage, dass gewisse Bereiche noch zu wenig erforscht seien, findet sich nicht selten, und wirkliche Umsetzungsvorschläge sucht man vergeblich. So bleibt man mit vielen Fragezeichen zurück und hat keine Ahnung, wozu das Buch nun wirklich gut war. Vielleicht für angehende Bildungssoziologen, die den Stand der aktuellen Forschung kennenlernen wollen, wobei das Buch dazu wohl einen Anhaltspunkt, aber sicher keine abschliessende Antwort liefern kann. 3
Didier Eribon: Rückkehr nach ReimsDie autobiografische Erzählung von Didier Eribon, welcher zu seinen Wurzeln im Arbeitermilieu zurückkehrt, aus dem er für lange Zeit geflohen war – körperlich und geistig. Eribon verwebt autobiografische Erlebnisse mit politischen, soziologischen und psychologischen Erklärungen, er zeichnet das Bild einer Zeit und einer Gesellschaft, erläutert politische Gesinnungen und Gesinnungswechsel, legt eigene Gedanken und Verhaltensmuster offen. Ein kluges, ein tiefes, ein bewegendes, ein wichtiges Buch. Ein Herzensbuch.6 von 5
Iris Murdoch: Die Souveränität des GutenIris Murdoch geht der Frage nach, was das Gute wirklich ist. Sie beruft sich auf Kant, Platon, Kierkegaard, setzt sich von den Existenzialisten ab, indem sie deren Ansatz als zu wenig weit reichend darlegt. Das Gute ist in sich nicht fassbar, doch liegt es allem sonst zugrunde, ist es das, wonach alles strebt, allen voran die Liebe. Das Buch lässt einen roten Faden vermissen, es hat keine abschliessende Antwort, es ist ein Suchen und sich Annähern, dessen letzter Schritt offen bleiben muss. 4
Didier Eribon: Gesellschaft als UrteilDie Fortsetzung zu «Rückkehr nach Reims», eine weitere Innenschau und Analyse der äusseren Verhältnisse, der Klassenkämpfe und anderer Herrschaftskämpfe in der Gesellschaft. Die Aufschlüsselung verschiedener Macht- und Unterdrückungsstrukturen, die Beschreibung der eigenen verinnerlichten Muster und Zwiespältigkeiten, vor allem auch nach Klassenwechseln. Ein weiteres grossartiges Buch, das neben den Bezügen auf das eigene Leben auch vielfältige Verweise zu soziologischen, philosophischen und literarischen Werken macht. 5

Ewig lockt der Buchtitel

Manchmal gibt es Buchtitel, die sind so witzig, dass die Phantasie gleich auf Reisen geht und sich etwas vorstellt. Ob das dann schlussendlich viel mit dem wirklichen Inhalt des Buches zu tun hat, ist zweitrangig (ausser wenn die Phantasie Grund für den Kauf ist und das folgende Lesen zur Ernüchterung führt). 

Ich sehe die trunkenen Philosophen vor mir, wie sie um den Stammtisch im Wirtshaus sitzen, Kant ruft «no a Mass» und Paracelsus findet, das richtige Mass müsse eingehalten werden, um das Bier nicht zum Gift zu machen. Epikur wird einwenden, dass Lust das grösste Glück sei und Kant mit verschwörerischem Augenzwinkern zuprosten.

Während die Herren es sich gut gehen lassen, macht die Daniel Klein auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, doch er wird nicht fündig. Der gute Sinn scheint ein windiges Ding, das sich einem Fisch gleich immer wieder entwindet. 

Wenn schon der Sinn nicht zu finden ist, dann doch bitte das Ich. Kommissar Northoff sitzt in der Hotellobby und linst hinter der Zeitung hervor, in der Hoffnung, dass das zur Fahndung ausgeschriebene Ich vorbei kommt. Da er da nicht fündig wird, geht er in sich. 

Kant hat mittlerweile seinen Rausch ausgeschlafen und steht schon wieder Red und Antwort auf die Frage, wie man denn mit einem disziplinlosen Gehirn umgehen solle. Nun, ob der Trunkenbold von oben darauf eine Antwort hat? Aber: Wir wollen den Kant nicht mit dem Bier ausschütten, ist er doch ein kluger Kopf und wird durch Vernunft und Urteilskraft sicher eine Lösung finden. 

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Bücher sind nicht ganz so wie oben beschrieben, teilweise aber doch. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sehr lesenswert sind. Deswegen hier mehr zu den einzelnen Büchern:

Daniel Klein: Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders
Wie lebt man ein gutes Leben, was ist ein gutes Leben überhaupt? Das hoffte Daniel Klein zu erfahren, als er sein kleines Notizbüchlein mit Zitaten grosser Philosophen anlegte. Er ergänzte die Sammlung über viele Jahre, bis das Buch irgendwann auf dem Dachstock verschwand, wo er es mit fast achtzig Jahren wieder fand, drin blätterte und beschloss, ein Buch daraus zu machen.

Die Buchbesprechung: HIER

Georg Northoff: Das disziplinlose Gehirn
Kant kam doch aus Königsberg heraus und nimmt im Berlin unserer Tage an einer Tagung von Neurowissenschaftlern teil. Begleitet wird er von einem jungen Studenten, welcher zwar angetan von Kant ist, diesen aber im Namen der Neurowissenschaft widerlegen will. Dies ist die Rahmenhandlung von Georg Northoffs Buch über die Suche nach dem Bewusstsein. Auf amüsante und gut lesbare Art stellt Northoff die heutigen Erkenntnisse der Hirnforschung dar, zeigt auf, was durch Experimente beobachtet werden kann und wo diese Experimente ihre Grenzen haben. Diese  Erkenntnisse werden quasi durch Kants Augen kritisch beäugt, indem die Begrifflichkeiten genau geprüft werden und darauf geachtet wird, dass es zu keinen falschen Zuordnungen kommt. Es soll ja alles seine Ordnung haben.

Die Buchbesprechung: HIER

George Northoff: Die Fahndung nach dem Ich
Zwei Ermittler machen sich auf die Suche nach dem Ich. Ein Hirnforscher und ein Philosoph wollen herausfinden, was es mit dem Ich, dem Selbst auf sich hat. Eine witzige Idee, gut lesbar, ein guter Einstieg in das Thema.

Wolfgang Martynkewicz: Das Café der trunkenen Philosophen
Das Buch behandelt die Leben und das Denken einiger führenden Denker damaliger Zeit, die sich zum Diskutieren ihrer Ideen oft im Café Laumer in Frankfurt trafen. Adorno, Horkheimer, Mannheim, Elias, Hannah Arendt, Hans Jonas und einige mehr werden zueinander in Beziehung gesetzt und durch die Zeit bis 1943 begleitet. Entstanden ist ein Bild der damaligen Denkgebilde, welche vor allem auch durch die Frankfurter Schule bis heute nachhallen, sowie ein Zeugnis der Zeit.

Die Buchbesprechung: HIER

Haben Buchcover und -titel Einfluss auf euer Kaufverhalten?

Lesemonat Mai 2023

Nachdem im April ein Lesehighlight dem anderen folgte, war der Mai etwas durchzogener. Ich hatte teilweise Mühe, überhaupt zu lesen, fand in viele Bücher nicht rein, unwissend, ob es an mir, an den Büchern, an beiden gelegen hat. Zum Glück besteht das Leben nicht nur aus Lesen, auch wenn das eine wunderbare Sache ist, denn: Ansonsten war es ein grossartiger Monat, der mir unter anderem ein wunderbares Fest mit Musik und Tanz (nur schon beim Drandenken juckt es wieder in den Beinen) auf einem Schiff beschert hat, von dem ich sicher noch lange zehren werde.

Lesend bin ich mit einigen Frauen in deren Vergangenheit gereist, habe mir mit anderen Gedanken über unsere Gesellschaft und die Demokratie gemacht. Ich habe überlegt, was es heisst, am eigenen Platz zu sein und welche Freiheit es ist, da auch bleiben zu dürfen. Ich studierte über soziale Schichten und deren verfügbaren Räume nach, wurde mir einmal mehr darüber bewusst, was es heisst, arm zu sein, und wieso wir als Gesellschaft vor Armut nicht die Augen verschliessen dürfen.

Hier die komplette Leseliste:

Ulrike Draesner: Die Verwandelten – abgebrochenEine tote Mutter, ein adoptiertes Kind, eine Grossmutter, ein Heim der Nazis, viele Namen, manchmal mehrere für eine Person – die Geschichte springt von Person zu Person, von einer Situation zu einer anderen, durch Orte und Zeiten, so dass man kaum einen Zusammenhang findet, geschweige denn einen roten Faden. 
Annika Büsing: Nordstadt – abgebrochenIch-Erzählung einer jungen Frau, flapsig, naiv, mündliche Sprache, spätpubertär-trotzig klingend – es ging mir schlicht auf die Nerven. 
Bruno Heidlberger: Mit Hannah Arendt Freiheit neu denken. Gefahren der Selbstzerstörung von DemokratienEine Darlegung des politischen Denkens Hannah Arendt, die Kritik daran sowie die Gedanken, die auch heute noch aktuell und wichtig sind. Es fehlt ein wenig der rote Faden, doch es ist ein guter und interessanter Überblick, der zeigt, dass diese Denkerin noch wichtig ist.4
Birgit Birnbacher: Wovon wir lebenEine junge Frau aus einem kleinen Dorf geht in die Stadt, um Krankenschwester zu werden. Sie geht in dem Beruf auf, bis ihr ein Fehler unterläuft und sie entlassen wird. Sie geht zurück in ihr Elternhaus, hofft, von ihren Eltern aufgefangen zu werden, doch die Mutter ist nach Sizilien weg und der Vater hofft, von ihr betreut zu werden. Sie ringt körperlich und seelisch nach Luft, sieht sie sich doch all dem, was sie hinter sich gelassen zu haben glaubte, erneut ausgesetzt. Sie ist gefordert, ihren Platz im Leben zu finden. 5
Ulrike Guérot: Wer schweigt, stimmt zu. Über den Zustand unserer Zeit und darüber, wie wir leben wollenEin Aufruf zu mehr Offenheit für andere Meinungen, ein Aufruf für mehr Dialogbereitschaft und Schaffung öffentlicher Räume, um die Demokratie und damit auch unsere Freiheit zu bewahren, statt autoritären Systemen die Hand zu reichen. Im Grundsatz ein guter Ansatz, oft zu populistisch und plakativ, sowie mit fragwürdigen Thesen, welche nirgends abgestützt werden. 3
Bruno S. Frey/Oliver Zimmer: mehr demokratie wagen. für eine teilhabe allerAufbauend auf einer Rede Willy Brandts legen die Autoren ihre Sicht auf die aktuelle Demokratie dar, erklären, wieso Repräsentation und Demokratie nicht gleichzusetzen sind und zeigen Lösungen auf, wie Bürger und Bürgerinnen wieder zu mehr Teilhabe an der Demokratie motiviert werden können. Gute Ansätze, aber mich haben die endlosen Ausführungen historischer Beispiele immer wieder abgehängt. Ein klarerer roter Faden und eine stringentere Argumentation wäre mehr gewesen. 3
Sophie Schönberger: Zumutung DemokratieEin Essay darüber, dass Demokratie auf Gemeinschaft beruht, die dann entsteht, wenn der Einzelne bereit ist, sich mit anderen in diese zu integrieren, die Pluralität anzunehmen und auch auszuhalten. Demokratie ist dann eine Zumutung, wenn der andere nicht verstanden wird, die gemeinsame Basis und das gemeinsame Verbundensein im Staat fehlt. Abhilfe schafft die persönliche Begegnung, die Möglichkeit von sozialen (Kommunikations-)Räumen, die den anderen erfahrbar und dadurch vertrauter machen. 5
Doris Knecht: Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habeEine alleinerziehende Schriftstellerin mit Zwillingen, die bald ausziehen, erinnert sich an ihr Leben. Sie erinnert in kleinen Episoden an Zeiten aus ihrer Kindheit, aus der Jugend, an ihre Beziehungen. Sie ist sich nie ganz sicher, was davon wirklich erinnert und was vergessen und neu erfunden ist. Und manches ist wirklich vergessen. Es ist eine Zeit des Umbruchs: Die Kinder ziehen aus, ihr Leben allein beginnt – nur wo soll es stattfinden?5
Eva von Redecker: BleibefreiheitWas, wenn Freiheit nicht mehr als Bewegungsfreiheit räumlich, sondern als örtliches Bleiben zeitlich gedacht würde? Wie muss diese Zeit gefasst und gefüllt, wie erfüllt sein, damit sie die Freiheit erlebbar macht, sie überhaupt gewährt? Was, wenn wir das Leben nicht mehr vom Tod her denken, sondern von der Geburt? Wenn in jeder Geburt ein neuer Anfang und damit eine Freiheit des sich neu Erschaffens läge? Wenn wir immer wieder neu geboren und damit frei in der eigenen Gestaltung wären? Das sind die Fragen, denen Eva von Redecker in diesem Buch nachgeht. Es ist ein Sammelsurium an Gedankengängen und Ausflügen, irgendwie fehlt die praktische Relevanz und wirkliche Antwort, aber es ist eine Fundgrube an weiterzudenkenden Ideen und Konzepten.4
Claire Marin: An seinem Platz sein. Wie wir unser Leben und unseren Körper bewohnen.Welchen Platz nehme ich ein auf dieser Welt? Wie stehe ich in der Zeit und im Raum, im Gefüge von Gesellschaft, Familie, Umfeld? Welche Prägungen hinterlassen Räume in uns und gibt es diesen einen, sicheren Platz, der unserer ist? Ein Nachdenken über die Räume unseres Lebens, ausserhalb und in uns selbst. 5
Stine Volkmann: Das Schweigen meiner MutterVier Schwestern treffen sich für die Beisetzung der Urne ihrer Mutter auf Langeoog, der Insel, welche in der Kindheit die schönsten Erlebnisse beheimatete, bis zu einem Sommer, in dem ein Erlebnis alles mit einem Schlag verändert. Waren die vier vorher ein eingeschworenes Team, gingen sie danach innerlich und mehr und mehr auch äusserlich getrennte Wege.Bei diesem Zusammentreffen brechen alte Wunden auf, Vorwürfe, die im Raum stehen, werden ausgesprochen, die Erinnerung wird wieder lebendig. Doch: Hat sie sich in den einzelnen Köpfen wirklich richtig eingenistet? Ein mitreissender Roman mit authentischen Charakteren, einem guten Spannungsbogen in einer flüssig lesbaren Sprache, der gegen Ende etwas an Tempo verliert 4
Franz Xaver Baier: Der Raum. Prolegomena zu eienr Architektur des gelebten RaumsEin tiefer Blick auf die Architektur verstanden nicht als blosse Konstruktion von Häusern, sondern als Schlüssel zur Wirklichkeit. Was macht einen Raum zum Raum, aus welchen Gesichtspunkten heraus ist er wahrzunehmen und was macht diese Wahrnehmung aus dem Raum? Zum Nachdenken anregend, komplex, teilweise verwirrend, originell und Augen öffnend.4
Dieter Lamping: Hannah Arendt. Leben für die FreundschaftDas Porträt von Hannah Arendt aufgrund der von ihr gepflegten Freundschaften. Ihre wichtigsten Freundinnen und Freunde werden vorgestellt und das, was die jeweilige Freundschaft ausmachte anhand von Zitaten und beleuchtet. 3
Brigitte Reimann: Die Geschwister – abgebrochenDie Geschichte einer kleinbürgerlichen Familie in der DDR, von den drei Geschwistern fliehen zwei wegen mangelnder Zukunftsaussichten in den Westen. Ein Bild der gesellschaftlichen Zustände der ehemaligen DDR sowie des Lebens mit Mauern – real und in den Köpfen. Mich hat es zu wenig angesprochen, die verschiedenen Zeitwechsel machten das Lesen zeitweise schwierig. 
Helmuth Plessner: Grenzen der Gemeinschaft. Eine Kritik des sozialen RadikalismusPlessner thematisiert verschiedene Formen menschlichen Zusammenlebens, stellt dabei Gemeinschaft und Gesellschaft gegenüber, indem er der Gesellschaft als offenes System verbundener Menschen, die das Zusammenleben immer wieder neu entwerfen den Vorzug gibt. Es plädiert im Umgang miteinander für Diplomatie und Takt, da dieser zu einem wohlwollenden und feinfühligen Miteinander führt. 4
Esther Schüttelpelz: Ohne mich – abgebrochenEine junge Frau richtet sich nach der Trennung von ihrem Mann wieder neu ein – in ihrer Wohnung und in ihrem Leben. Diese schnoddrige, mit Flüchen und Kakophonien durchsetzte mündlich anmutende Sprache war für mich nicht lesbar. Abbruch nach wenigen Seiten (zweimal versucht mit demselben Ergebnis)
Daniela Brodesser: ArmutDie persönliche Geschichte der Autorin, wie sie und ihre Familie in die Armut gerieten. Zahlen und Fakten zur Armut in Österreich und Deutschland, die Beschreibung, womit betroffene zu kämpfen haben und was Armut aus Menschen und mit Menschen macht. Das Buch versucht, Aufmerksamkeit für ein Thema zu gewinnen, das noch zu sehr als Tabu behandelt und mit Vorurteilen belastet ist. Es fehlt ein wenig die praktische Hilfe, so bleibt es hauptsächlich das Zeugnis einer Betroffenen, das betroffen macht. 3
Pierre Bourdieu: Sozialer Raum und KlassenBourdieu untersucht den sozialen Raum, analysiert, durch welche Kriterien sich Gruppen bilden und was sie zusammenhält. Er thematisiert die verschiedenen Kapitalsorten, welche für die Klassenzuteilung ausschlaggebend sind, und wie sich Repräsentation einer Klasse legitimiert. Die Materie wäre nicht so komplex, wie sie durch die unglaublich unverständliche Sprache dargestellt wird. 3
Katharina Mevissen: Mutters Stimmbruch – abgebrochenEine älterwerdende Frau, deren Mann und Kinder ausgezogen sind, die aber doch als einzige Identität die der Mutter der Erzählerin hat. Herbst ist im Leben und im eigenen Körper, mit beidem kämpft sie und das auf eine so schräge, komische Art, dass es nach einem kurzen Amüsement den Reiz verloren hatte, zumal kein Bezug herzustellen war aus dem eigenen Erleben, Empfinden, aus eigenen Erfahrungen. 
Heinz Bude: Das Gefühl der WeltWorauf gründen Stimmungen in der Welt und wie wirken sie sich aus? Heinz Bude geht diesen Fragen in sehr loser und wenig analytischer Weise eher plaudernd nach, es fehlt ein roter Faden und auch ein Ergebnis. Nett zu lesen, aber es bleibt wenig haften.3

Lesemonat April

Wieder ist ein Monat vorbei, es war lesetechnisch ein grossartiger, bereichernder, beglückender. Dass ich ihn in Spanien verbrachte, liess die Sonne nicht nur aus Büchern, sondern auch vom Himmel scheinen, was ich sehr genoss.

Ich bin diesen Monat intensiv mit Max Frisch beschäftigt gewesen, habe einige Dokumentationen und Interviews geschaut und auch zwei Biografien gelesen. Dazu fand ich auf Youtube noch eine grossartige Inszenierung von Max Frischs «Andorra», die ich euch nur ans Herz legen kann.

Müsste ich meine Lesehighlights nennen, wären natürlich alle Bücher von und zu Max Frisch dabei, ich beschränke mich auf eines und so wären es dann die vier:

Ich tauchte mit Judith Hermann in ihr Schreiben und Leben ein, wir pendelten zwischen Traum und Wirklichkeit und waren uns nie ganz im Klaren, was nun wozu gehörte. 

Ich las bei Claire Keegan vom Leben eines Mädchens in einem Umfeld, in dem es an Liebe und eigentlich auch allem anderen fehlt, und das in einem neuen Umfeld erst lernen muss, dass es Liebe, Vertrauen und Zuwendung gibt und es diese auch geniessen darf. 

Ich lebte bei Martin Suter mit Tom und Dr. Stotz in dessen Villa und saugte die Geschichten über Melody, die verschollene Liebe von Dr. Stotz auf. Immer schwebte die Frage über uns allen: Was geschah mit Melody?

Ich pendelte mit Max Frisch zwischen Technik und Liebe hin und her, reiste mit Homo Faber nach Südamerika und Italien, um schliesslich in Griechenland zu landen, wo ein Kreis sich schloss. 

Ich beschäftigte mit Themen Schreiben, Wahrheit und Illusion, Identität und Zuschreibung, Schuld, Liebe und vielen mehr. Und ich freue mich auf einen neuen Lesemonat. 

Was waren eure Lesehighlights im April?

Hier die vollständige Liste:

Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagtEine Geschichte vom Schreiben und vom Leben und von der Verwebung von beidem. Eine Geschichte, die zwischen Traum und Wirklichkeit pendelt, nie ganz klar offenbarend, was wozu gehört. Eine Geschichte, die eigentlich keine ist, sondern ein Schreibfluss der Erinnerungen und der versuchten Einordnung derselben. Wir hätten uns alles gesagt – und irgendwie doch alles verschwiegen. 4
Claire Keegan: Das dritte LichtEin kleines Mädchen wird bei Verwandten abgeladen, weil die Mutter wieder schwanger und so ein Maul weniger zu stopfen ist. Plötzlich findet sich das Kind in einer Umgebung voller Liebe und Leichtigkeit, kann sich kaum drauf einlassen, weil klar ist: Irgendwann muss sie zurück. Ein Buch voller Wärme und Poesie. 5
Ingeborg Gleichauf: Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine BiografieEin sehr literarisches, informatives, persönliches Porträt eines Schriftstellers und Menschen mit kurzen Analysen der wichtigsten Werken.5
Daniel Glattauer: Die spürst du nichtEine Sozialstudie in Romanform, bei der ein Flüchtlingsmädchen im Ferienpool reicher Leute ertrinkt, was von den Medien und in den Kommentarspalten derselben ausgeschlachtet wird. Angereichert wird alles mit ein paar Klischees und einem Erzähler, der sich immer wieder quasi an den Leser wendet und sich mit diesem verbündet. Nicht uninteressant, aber teilweise zu gewollt. 4
Anneleen van Offel: Hier ist alles sicherAls Immanuel seine Mutter Lydia bittet, nach 10 Jahren Funkstille nach Israel zu kommen, zögert sie erst. Als sie dann da ist, ist er tot, er hat sich das Leben genommen. Lydia reist durch Israel und gleichzeitig auch durch ihre Vergangenheit, auf der Suche nach ihrem toten Sohn, nach sich, nach allem, was sie verloren hat. Nach einem fast körperlich schmerzhaften, niederdrückenden Anfang sprachlich und inhaltlich gut und einnehmend, doch dann liess es langsam los und hat mich verloren.  3
Joy Williams: Stories13 Kurzgeschichten aus dem amerikanischen Alltag des Kleinbürgertums. Sozialstudien, welche die Herausforderungen desselben offenlegen, ohne dabei zu psychologisieren oder zu plakativ darstellend zu werden. Mit viel Charme, Sprachkunst und einer guten Prise Humor gewürzt. Mich hat es doch nicht durchgehend gepackt, es wirkte oft zu beliebig und planlos. 3
Martin Suter: MelodyTom, ein junger Jurist, wird vom Altnationalrat Dr. Stotz, seine Lebenserwartung beträgt noch ein Jahr, beauftragt, seine noch vorhandenen Dokumente zu ordnen und durch gezielte Selektion nur das zu bewahren, das dem Bild entspricht, das Dr. Stotz hinterlassen möchte. In der gemeinsamen Zeit erzählt Dr. Stotz Tom von seiner grossen Liebe Melody, die eines Tages, kurz vor der Hochzeit, einfach verschwunden ist, ihn aber ein Leben lang nicht mehr losgelassen hat. Nach Stotz’ Tod macht sich Tom mit Laura, der Grossnichte von Dr. Stotz auf der Suche nach der Wahrheit um die Geschichte mit Melody. Was ist wirklich passiert damals?5
Urs Bircher: Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911 – 1981Eine sehr umfassende, objektive Biografie, die das Leben und Schreiben Max Frischs in die politische Zeit der Schweiz und die kulturellen Gegebenheiten einbettet. Ohne Verklärung aber mit der nötigen Zugewandtheit zeichnet Urs Bircher das Bild dieses streitbaren, tiefgründigen, selbstreflexiven, neugierigen, dem Schreiben mit Akribie und Sprachgenauigkeit verfallenen Menschen. Er stützt sich dabei auf das Werk und auf Gespräche mit noch lebenden Weggenossen Frischs. Vermutlich für Schweizer Leser interessanter als für andere. 4
Max Frisch: AndorraEin Lehrer rettet Andri, vorgeblich einen jüdischen Jungen, von den Schwarzen jenseits der Grenze und zieht ihn als seinen Sohn auf. Andri wird von den Andorranern diskriminiert und mit Klischeevorstellungen überhäuft, die er schliesslich selbst glaubt – obwohl er eigentlich kein Jude ist, sondern der leibliche Sohn des Lehrers und einer Frau aus dem Land der Schwarzen. Als diese zu Besuch kommt, will der Lehrer Andri die Wahrheit sagen, doch dieser glaubt ihm nicht, dass er sein Sohn ist, zu sehr haben die Zuschreibungen sein Selbstbild geprägt. Schliesslich dringen die Schwarzen in Andorra ein, nehmen Andri mit und töten ihn. Ein Stück über Macht, Rassismus, Vorurteile und Identität. 5
Max Frisch: Homo FaberEin Techniker lernt auf einer Schiffsreise eine junge Frau, Sabeth, kennen. Die beiden reisen zusammen nach Rom, später nach Athen zu ihrer Mutter, Hanna, die Fabers frühere Freundin war. Dass Sabeth seine Tochter sein könnte, will er nicht sehen. Doch dann geschieht ein Unglück. Ein grossartiger Roman über das Leben, über Lebensentwürfe, über Schuld und Liebe.5
Layla AlAmmar: Das Schweigen in mirTag für Tag beobachtet die junge Frau die Nachbarn hinter ihren Fenstern in ihren Wohnungen. Es ist die einzige Form, wie Beziehungen zu Menschen für sie möglich sind. Sie kriegt Einblicke in die ganzen Gewohnheiten der einzelnen Menschen, in Leben, die so fern von ihrem eigenen sind. Selbst ist sie aus dem Krieg geflüchtet, aus Syrien mit Schleppern und zu Fuss, unter traumatischen Bedingungen in England gelandet. Es hat ihr förmlich die Sprache verschlagen. Für eine Zeitung soll sie ihre Erinnerungen an den Krieg und die Flucht festhalten, damit mehr Verständnis für die Situation von Flüchtlingen geschaffen werden kann. Nur: Wie könnte man das je verstehen?   4

Hier noch der Link zum Youtube-Video:

https://www.youtube.com/watch?v=gxjjz1U7sgU

Rezension – Ann Patchett: Diese kostbaren Tage

Zum Inhalt
Immer beim Schreiben eines Romans überfielen Ann Patchett die Gedanken an den Tod. Die Angst, er könnte sie ereilen, bevor der Roman fertig ist, wurde gross und grösser. Als die Pandemie begann, war an einen neuen Roman nicht zu denken, der Gedanke stand schon zu sehr im Raum. Sie besann sich auf das, was sie neben den Romanen immer geschrieben hat: auf Essays. Und sie schrieb Geschichten, die des Leben schreibt, nämlich die Geschichten ihres Lebens. Sie erzählt von ihrem Aufwachsen mit drei Vätern, davon, wie sie als junge Studentin einen Truthahn für ihre Mitstudenten zubereitete und gewünscht hätte, als Kind besser aufgepasst zu haben, wenn ihre Mutter das für die Familie tat, sie erzählt von ihrem Mann und ihren Freundinnen, davon, wie es ist, nicht mehr zu shoppen für ein Jahr.

«Bücher waren für mich nicht nur Bildung und Unterhaltung, sie waren Partner für mich. Sie zeigten mir auf, welche Fähigkeiten in mir schlummerten. Sie eröffneten mir einen weiten Blick auf den Weg verschiedener Möglichkeiten und halfen mir so dabei, Entscheidungen zu treffen.»

Es ist ein Buch über Liebe und Familie, ein Buch über das Schreiben und das Leben. Es ist ein Buch über Unsicherheiten, Efolge, Freude und Trauer. Es ist ein Buch, das die schönen Seiten des Lebens zeigt und auch Verletzlichkeit offenbart. Es sind kleine Einsichten in ein gelebtes Leben, erzählt mit dem klaren Blick zurück, ohne Verklärung, mit Humor und viel Charme.

Gedanken zum Buch

«Von jedem meiner drei Väter nahm ich die Dinge, die ich benötigte, und dann verwandelte ich sie in Geschichten – mein Vater schenkte mir Kraft, von Mike erhielt ich grenzenlose Liebe und Bewunderung, von Darrell Akzeptanz. Diese Geschichten sind alle wahr, doch ebenso wahr sind Tausende weitere Geschichten.»

Wer aus seinem Leben schreibt, steht immer vor der Frage, wieviel er preisgeben will und kann. Diese Unsicherheit kam auch bei Ann Pratchett auf, als sie das Buch schrieb. Durch das Lesen dieser autobiographischen Essays kommt der Leser der Autorin näher, er blickt hinter die Kulissen, wenn auch nur so weit, wie die Autorin es zulässt. Es gilt also, die Gratwanderung zu bestehen, nicht zu viel preiszugeben, um danach nicht nackt und sich darüber schämend dazustehen, und doch so viel, dass das Bild ein ganzes und rundes wird.

«Durch diese Essays konnte ich mir zusehen, wie ich mich beim Schreiben mit denselben Themen auseinandersetzte wie in meinem Leben: was ich brauche, wen ich liebte, was ich loslassen konnte und wie viel Kraft dieses Loslassen kosten würde. Wieder und wieder stellte ich mir die Frage, worauf es in diese gefährdeten und kostbaren Leben am meisten ankommt.»

Ann Patchett hat sich sprichwörtlich dem Leben entlang geschrieben und dieses beim Schreiben auch selbst neu entdeckt. Dass dies passieren konnte, zeigt die Ehrlichkeit, mit der diese Zeilen geschrieben wurden. Es sind keine publikumswirksamen Zeilen und Geschichten, es sind persönliche Erlebnisse und Gefühle, die immer der Frage geschuldet sind: Was macht das Leben schön. Wenn man das Buch so liest, kommt man nach und nach zum Schluss: Das Leben in seiner ganzen Buntheit, mit allem, was es ausmacht, die schönen wie die schwierigen Momente, sind es, die das Leben schön machen, weil es dann genau das eigene Leben ist, man sich darin zuhause fühlt.

Fazit
Ein persönliches Buch mit Einblicken in ein gelebtes Leben, liebenswürdig, charmant, ehrlich und offen. Sehr empfehlenswert.

Zur Autorin und zur Übersetzerin
Ann Patchett, 1963 in Los Angeles geboren, lebt als Schriftstellerin und Kritikerin in Nashville, Tennessee. Ihr Roman »Bel Canto«, übersetzt in dreißig Sprachen, wurde mit dem PEN/Faulkner Award und dem Orange Prize ausgezeichnet und war auch in Deutschland ein großer Erfolg. »Familienangelegenheiten« stieg in den USA auf Platz 8 der New-York-Times-Bestsellerliste ein.

Ulrike Thiesmeyer wurde 1967 in Düsseldorf geboren 1967 und übersetzt seit 1998 aus dem Englischen und Französischen. Sie übertrug u. a. Werke von Ann Patchett, Kamila Shamsie, Nicholas Sparks, Joanna Trollope und Bernard Henri Lévy ins Deutsche.

Angaben zum Buch
Herausgeber: ‎ Berlin Verlag; 1. Edition (27. Oktober 2022)
Sprache: ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe: ‎ 384 Seiten
Übersetzung: Ulrike Thiesmeyer
ISBN-13: ‎ 978-3827014696

Lesemonat Januar

Man könnte sagen, bei mir fliesst alter Wein in neuen Fässern, denn es ist im neuen Jahr alles so, wie das alte es hinterliess, und so kommt es, dass auch im Januar gelesen wurde. Den Anfang machte Michelle Obama mit ihrem neuen Buch «Das Licht in uns». Nachdem dieses Licht mal entdeckt war, ging es mit Selbstliebe und Aufforderungen zur Lebensänderungen weiter (ein grossartiges Buch, das mir ans Herz gegangen ist). Mit Jay Shetty wurde es dann wieder seichter, Osho toppte das noch. Gekämpft habe ich mit Audre Lorde. Schön daran war, dass ich es nicht alleine las, die Diskussion zum Buch steht noch aus, ich weiss nur, meiner Mitleserin ging es wie mir: Diese Wut und so vieles war uns zu fremd.

Das grosse HIghlight im Januar war Karl Jaspers mit seinen grossen Philosophen, eine wunderbare MIschung aus Ost und West mit tiefgründigen Texten zu Leben und Werk. Von Viktor E. Frankl holte ich mir Ermutigungen für schwierige Zeiten (die ich zum Glück aktuell nicht habe). Danach ging ich mit Alan Watts auf Glückssuche, um am Schluss mit Nietzsche zu schauen, was so ein Leben überhaupt ausmacht und wie es gelebt werden sollte. Eine spannende Lesereise.

Es wurden 10 Bücher, mehrheitlich in Spanien gelesen bei wunderbaren 20 Grad. Wieder zuhause bin ich noch nicht so im Lesen angekommen, dafür habe ich die ganzen Bücherregale umgeräumt, um sie für meine neuen Projekte und weiteren Leseabsichten passend zu haben. Vielleicht schwang auch ein wenig die Freude mit, wieder mit all meinen Büchern vereint zu sein – für mich ein Gefühl von Heimat, frei nach dem Motto:

«My Home is, where my books are.»

Ich habe beschlossen, wieder mehr über Bücher zu schreiben, was ich nun doch eine Zeit lang vernachlässigt habe. Einerseits, weil Bücher seit ich denken kann einen zentralen Wert in meinem Leben habe und ich gerne zum Lesen anrege, vor allem weil ich der Überzeugung bin, dass Bücher gute Freunde sein können, die einem mit Trost, Freude und auch neuen Einsichten das Leben bereichern können.

Was waren eure Lesehighlights im Januar?

Hier die ganze Liste

Michelle Obama: Das Licht in uns. Halt finden in unsicheren ZeitenEin sehr authentisches, offenes Buch über das Leben, über Beziehungen, ein Buch über Selbstzweifel, die auch nicht aufhören, wenn man es nach aussen „geschafft hat“. Ein Buch darüber, wo wir Kraft finden können, wenn es schwierig wird, und darüber, dass wir hinstehen müssen und können, wenn wir etwas bewirken wollen – für uns und für andere. Ein Blich in die Lebensgeschichten von Michelle Obama, das berührt, weil es von Herzen zu kommen scheint. 5
Rüdiger Schache:Die Selbstliebe-Illusion. 7 grosse Selbstliebe-Irrtümer – und wie du wirklich bei dir ankommst. Ein Buch darüber, dass wir uns nicht mehr lieben müssen, sondern anfangen, uns nicht mehr abzulehnen. Indem wir erkennen, wer und was wir wirklich sind und wollen im Leben, können wir zu dem Menschen werden, der wir sein wollen und tief im Herzen auch sind. Die Selbstliebe wird dann von selbst kommen. Etwas seicht, aber leicht und flüssig zu lesen und zum Nachdenken anregend.4
Wayne Dyer: Ändere deine Gedanken und dein Leben ändert sich. Die lebendige Weisheit des TaoInterpretationen der 82 Verse des Tao te Kings, Gedanken und Meditationen über die Inhalte, lebenspraktisch, teilweise persönlich, zum Nachdenken und ins eigene Leben Integrieren anregende Texte. Ein gedankliches Kleinod, ein zu Herzen gehendes und da wirkendes Buch. 5
Jay Shetty: Ruhe in dir. Zeitlose Weisheiten für ein selbstbestimmtes LebenJay Shetty erzählt von seinem Alltag als Mönch im Ashram und greift auf die Methoden der Mönche zurück, um zu zeigen, wie ein selbstbestimmtes und gelingendes Leben erreicht werden kann. Durch Selbsterkenntnis, Annehmen der Umstände, Loslassen des falschen Strebens und Dankbarkeit für die Gaben des Lebens können wir an einen Punkt kommen, mit uns und andern in Frieden und Harmonie zu leben – nach unseren Werten.4
Osho: Tantra. Die höchste EinsichtAbgebrochen – Ein Kommentar zum tantrischen Buddhismus. Sehr ausführliche und mit Beispielen versehen Eklärung des „Gesangs vom Mahamudra“ – leider zur falschen Zeit, da im Moment zu blumig. Zudem zu viele Wiedreholungen, zu  viel Geplauder.
Audre Lorde: Sister OutsiderEin Zeugnis der Wut einer schwarzen, lesbischen, feministischen, alleinerziehenden Mutter und Uni-Dozentin, welche diese ergründet, in Geschichten erläutert und, gezielt eingesetzt, als Motivation für den Kampf gegen die Unterdrückung propagiert. Ein Einblick in die Welt einer Schwarzen und was es bedeutet, mit dieser Hautfarbe auf die Welt gekommen zu sein in den herrschenden Herrschaftsverhältnissen. Manchmal ein wenig zu schwarz-weiss, mitunter aber auch ein kraftvoller Aufruf für mehr Miteinander im Kampf für eine gemeinsame gerechtere Welt. 5
Karl Jaspers: Die grossen PhilosophenEinblicke ins Denken grosser Philosophien. Kein schlichtes Zusammenfassen oder Darlegen, sondern ein analytisches Ergründen und Durchdenken. Sowohl Erläuterung wie auch Schulung im Selberdenken, Hinterfragen, genauer Lesen. Ein grossartiges Buch, ein Buch, das nachhallt und zum tiefer Graben und Weiterdenken inspiriert. 5
Viktor E. Frankl: Zeiten der Entscheidung. ErmutigungenEin Werkzeugkasten aus ausgewählten Texten mit Fallbeispielen aus dem Gesamtwerk Frankls, der dazu dienen soll, gerade in schwierigen Zeiten als Anleitung zum gelingenden und sinnerfüllten Leben zu dienen. Teilweise in wissenschaftlichem Jargon verfasst bieten die einzelnen Texte eine Einsicht ins Denken und Arbeiten Frankls und in seine Logotherapie, es sind Texte, die darauf bauen, dass der Mensch für ein gelingendes Leben einen Sinn braucht und er frei ist, auf eine gute Weise auf das, was das Leben bringt zu reagieren.4

Ein Monat in Büchern – Juni 21

Wieder ist ein Monat vorbei, es war ein Monat, in dem ich mich mehrheitlich mit Lyrik beschäftigt habe, und doch ging auch das eine oder andere Buch sonst durch meine Hände. Eine Auswahl findet ihr hier. Die aufgeführten Bücher sind solche, die mich diesen Monat interessiert haben, die ich teilweise aktuell gelesen habe, mich sonst an sie erinnert habe aus Gründen oder aber solche, die ich zwar angelesen, aus unterschiedlichen Gründen aber (noch) nicht beendet habe.

Björn Kern: Solikante Solo

«Der ist doch total verrückt geworden, das war immer ein beliebter Ausspruch gewesen in ihrer Ehe, wenn sie einmal auf jemanden trafen, der nicht nur nachplapperte, was in den Zeitungen oder im Internet stand. Der ist total verrückt geworden, das galt in ihrer Ehe immer als Kompliment. Was aber, wenn Jann nun wirklich verrückt geworden war?»

Zwei Menschen werden ein Paar, kriegen ein Kind und plötzlich merken sie, dass alles schwierig wird: Die Wohnung wird eng, das Leben überfordert, Gegensätze zeigen sich mehr und mehr, Gemeinsamkeiten schwinden. Ist das das Ende der Beziehung? Bricht hier alles auseinander? Doch da ist die kleine Tochter, die verbindet. Und noch mehr… Ein Buch über die innere Zerrissenheit zweier Menschen, über die Schwierigkeiten, gemeinsam Unterschiede auszuhalten und damit umzugehen, den Wunsch nach Liebe und Zusammengehörigkeit.

  • Herausgeber : FISCHER Taschenbuch; 1. Edition (10. März 2021)
  • Sprache : Deutsch
  • Broschiert : 336 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3596700899
  • Preis: EUR 15.32 / CHF 24.90

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Mareike Krügel: Schwester

Als Lone nach einem Unfall im Koma liegt, übernimmt ihre Stiefschwester Julia einige ihrer Aufgaben als Hebamme. Als Bankerin und Frau eines Pastors steht sie plötzlich vor Herausforderungen, die so ganz anders sind als sie sich das Leben gewohnt ist. Julia beginnt, sich und ihr Leben zu hinterfragen, stellt vieles in Frage, und sucht für sich Antworten darauf, wie es weiter gehen soll und kann. Was erwartet sie noch vom Leben? Wonach sehnt sie sich wirklich? Stimmen die gelebten Rollenbilder noch oder ist es Zeit für neue?

  • Herausgeber : Piper; 2. Edition (15. März 2021)
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 336 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3492058568
  • Preis: EUR 21.07 / CHF 29.90

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Barney Norris: Die Jahre ohne uns

«Dies ist nicht mein wahres Leben und ich glaube auch nicht, dass es das je sein wird. Wahrscheinlich wird es Zeit für mich zu akzeptieren, dass mein wahres Leben niemals stattfinden wird. Es hätte längst beginnen müssen, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben länger als einen Augenblick zu bestehen, sich zu irgendetwas zu entwickeln. Stattdessen sollte ich mich einfach mit dem zufriedengeben, was ich habe.»

Zwei Menschen um die 70 treffen sich an einer Hotelbar und erzählen aus ihrem Leben, ziehen Bilanz. Die Frau erzählt von ihren Plänen, Träumen, von ihrem Scheitern, von Neuanfägen, der Mann erzählt vom grössten Irrtum seines Lebens, bedauert, zeigt, wie all das sein Leben beinflusst hat. Am Ende sitzen sie da und es steht die Frage: Wie gehen beide nun damit um? Wie geht es weiter? Eine sehr ungewöhnlich erzählte Geschichte mit einem äusserst überraschenden Ende.

  • Herausgeber : DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (12. Februar 2021)
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3832181130
  • Originaltitel : The Vanishing Hours
  • Preis: EUR 21.07 / CHF 33.90

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Roland Buti: Das Leben ist ein wilder Garten

«Ich hatte mir nie die Frage gestellt, ob Mama eigentlich ein glückliches Leben hatte.
Und sie hatte sich durch die Seitentür hinausgeschlichen.»

Als ob das Leben nicht schon kompliziert genug wäre nachdem seine Frau ihn verlassen hat und die Tochter ins Ausland zum Studieren gezogen ist, verschwindet plötzlich auch noch Carlos Mutter spurlos. Carlo, von Beruf Gärtner, zieht mit seinem Angestellten und Freund Agon, der vor kurzem grundlos zusammengeschlagen bei ihm aufgetaucht war, los, um sie zu suchen. Sie finden sie schliesslich im Grand National, einem Hotel der gehobenen Klasse, welches in der Erinnerung der alten Dame eine wichtige Rolle spielt.

Ein Buch über den Trost der Natur, über Menschen, über die Vergangenheit und ihre Spuren in der Gegenwart.

  • Herausgeber : Paul Zsolnay Verlag; 4. Edition (17. August 2020)
  • Sprache : Deutsch
  • Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
  • ISBN-10 : 3552059997
  • ISBN-13 : 978-3552059993
  • Originaltitel : Grand National
  • Preis: EUR 20 / CHF 29.90

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Andreas Vollenweider: Im Spiegel der Venus

««Und das alles macht die Musik?», fragte der Junge ungläubig. «Weisst du, es gibt für alle Dinge auf dieser Welt einen grossen Plan der Natur, einen Urplan. Er sieht vor, dass alles, was lebt, gesund, stark und fruchtbar sein soll. Krankheiten und Unglück sind Störungen dieses Plans, sie kommen vor, und manchmal sind sie sogar so stark, dass sie den Plan ganz unter sich begraben, er geht vergessen…»»

Armando Hector Ruiz gilt ab dem neunten Lebensjahr als Wunderkind auf dem Chello, welchem er berührende Melodien entlocken kann. Als seine Musik auch noch heilende Wirkung auf Kranke zeigt, wird er zum Messias. Armando reicht dieser Erfolg irgendwann nicht mehr, Fragen nach den Gründen stellen sich ihm und er sucht an allen möglichen Orten nach Antwort und findet schliesslich einige Erkenntnisse sowohl in den Naturwissenschaften als auch in den alten Philosophien des Buddhismus und der Veden.

Ein Buch über Musik, über das Erwachsenwerden, die nicht fassbaren Dinge zwischen Himmel und Erde.

  • Herausgeber : Midas Collection; 2. Edition (5. Oktober 2020)
  • Sprache : Deutsch
  • Broschiert : 416 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3038761792
  • Preis: EUR 25 / CHF 36.90

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Françoise Dorner: Die letzte Liebe des Monsieur Armand

«Noch einmal dachte ich über unsere Begegnung nach. Zwei Einsamkeiten, die zueinander finden, deren eine die Spielregeln kennt, Intelligenz und Bildung über alles stellt, Herz und Güre der moralischen Pflicht opfert, während die andere, instinktiv und empfindsam, spontan Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken weiss, ohne dass Missverständnisse aufkommen. «

Armand, ein pensionierter Philosophiedozent, fährt im Bus nach Hause, als der mit plötzlichem Ruck hält und Armand fast hinfällt. Ein junge Frau hilft ihm und begleitet ihn nach Hause. Obwohl die beiden 50 Jahre trennen, ihre Leben und Lebenseinstellungen nicht unterschiedlicher sein könnten, verbindet sie etwas: Sie sind beide einsam, ohne Familie, ohne Sinn und Ziel im Leben. Für beide soll diese Begegnung eine Befreiung werden, ein Tor zu Einsichten über das eigene Leben und die eigenen Versäumnisse, und zum Öffner zu mehr Lebensfreude – ein Start in eine neue Lebensetappe.

Ein Buch über die Liebe, über das Glück, ein wunderbares Buch, das uneingeschränkt zu empfehlen ist. HIER findet ihr die ganze Rezension.

Angaben zum Buch

  • Herausgeber : Diogenes; 6. Edition (25. November 2008)
  • Sprache : Deutsch
  • Taschenbuch : 144 Seiten
  • ISBN-13 : 978-3257239034
  • Originaltitel : La douceur assassine
  • Übersetzung Christel Gersch

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