Susan Sontag: The Doors und Dostojewski

«Das meiste, was ich tue, ist entgegen landläufiger Auffassung intuitiv und unreflektiert und ganz und gar nicht intellektuell und berechnend… Ich folge einfach meinen Instinkten und Eingebungen.»

Das schreibt Susan Sontag, von der man eine solche Aussage wohl kaum erwarten würde, gilt sie doch als Intellektuelle par excellence. Es ist nicht die einzige Stelle in diesem langen Interview, welche Susan Sontag in einem neuen Licht erscheinen lässt. Offen spricht sie über ihre Krankheit, ihr Schreiben und ihr Leben. Immer wieder lässt sie mich beim Lesen innehalten, nach- und weiterdenken. Ich habe das Gefühl, ich komme ihr näher, entdecke neue Facetten dieser grossartigen Frau. Und oft spricht sie mir auch aus dem Herzen, so dass ich eine Verbundenheit fühle.

Ein Satz, den ich mitnehme aus diesem Buch, ist der:

«Interpretieren heisst die Welt arm machen.»

Er erinnert mich daran, wie schnell wir dabei sind, die Dinge zu interpretieren, ihnen eine Bedeutung zuzuschreiben, die wir dann als einzig wahre akzeptieren und damit all die Möglichkeiten, die es auch gegeben hätte, die Dinge zu sehen, ausblenden. Was für eine Verarmung, was für eine Einschränkung.

Habt einen schönen Tag!


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2 Kommentare zu „Susan Sontag: The Doors und Dostojewski

  1. Ich kann es auch so sehen, dass das Interpretieren die Welt ärmer macht, wenn es bedeutet, dass durch zu enge oder vereinfachte Interpretationen die Vielschichtigkeit und der Reichtum von Erfahrungen und Phänomenen reduziert werden. Wenn Interpretationen festgefahren sind und – wie Du schreibst – nur eine einzige Sichtweise oder Erklärung zulassen, schränkt das die Offenheit für neue Perspektiven wirklich ein. In diesem Fall wird die Komplexität der Welt nicht vollständig wahrgenommen, und es entsteht ein eingeschränkter Blickwinkel.

    Auf der anderen Seite kann das Interpretieren die Welt auch reicher machen, indem es hilft, tiefere Bedeutungen und Zusammenhänge zu verstehen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Ich finde, Interpretationen können dazu beitragen, neue Einsichten zu gewinnen und unterschiedliche Sichtweisen auf eine Sache zu erkunden. Entscheidend ist, wie offen und flexibel wir beim Interpretieren bleiben und ob man bereit ist, alternative Deutungen in Betracht zu ziehen.

    Es hängt also wohl von der Art und Weise ab, wie das Interpretieren praktiziert wird: starre und einseitige Interpretationen könnten die Welt ärmer machen, während kreative und reflektierte Interpretationen sie bereichern können.

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