Inspirationen für die Woche – KW 22

Während meine Tagesstrukturen immer gleich sind (was von anderen oft belächelt oder gar verspottet wird, aber dem Umstand geschuldet ist, dass das selbständige Tun eines Menschen, der im Kopf immer von diversen Reizen in verschiedene Richtungen getrieben ist und herumschwirrt zwischen Themen und Orten und Projekten und Gedanken und Ideen, einer äusseren Struktur bedarf, da er sonst a) den Halt verliert und b) die Disziplin nicht aufbringt, Dinge täglich ohne äusseren Zwang und zielgesteuert auf ein Ende zuzuführen), ändern sich die Inhalte doch immer wieder und das teilweise enorm. Ich mag das. Ich mag das freie Fliegen zwischen den Themen, zwischen Zeiten und Denk (!!)-Räumen. Ich mag meinen strukturierten Alltag, denn nur so ist das freie und kreative Fliegen möglich.

Ich weiss gar nicht, wieso ich nun darauf komme. Vielleicht, weil die Ferien vor der Tür stehen und damit gewisse – bei mir zum Glück geringfügige – Änderungen auf mich zukommen. Zu meiner Woche:

Worauf stiess ich? Was kam mir in den Sinn und was möchte ich mit euch teilen? Hier die Inspirationen für die Woche 22: Zuerst wir versprochen, mein

Krimi-Special

Es ist nicht das, woran man als erstes denkt, wenn man ihre Namen: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre lasen gerne Krimis. Sie verschlangen sie teilweise regelrecht, diskutierten drüber, schätzten die abgrundtiefen Welten, die sich in Krimis auftaten. Nun stehen die Sommerferien vor der Tür, für viele Gelegenheit, sich einfach mal in Bücher fallenzulassen. Was wäre da schöner als ein spannender Krimi oder Thriller? Darum hier ein paar, die ich gerne empfehlen möchte:

Claire Douglas: Girls Night – Nur eine kennt die ganze Wahrheit

«Von Furcht und Schmerz gepackt, begann Olivia unkontrolliert zu zittern; alles in ihr erstarrte u Eis, als ihr wieder einfiel, wie es zu dem Unfall gekommen war… Die Gestalt auf der Strasse, die jetzt menschenleer dalag und sich in eine endlose dunkle Leere zu erstrecken schien. Wer war das gewesen? Und wohin waren ihre Freundinnen entschwunden?»

Vor zwanzig Jahren war Olivia mit ihren drei Freundinnen im Auto unterwegs und geriet in einen Unfall. Sie überlebt schwer verletzt, von den anderen fehlte jegliche Spur. Der Fall wurde nie geklärt, die Vermissten tauchten nie mehr auf, was blieb, war das Misstrauen, dem Olivia fortan in ihrer Kleinstadt ausgesetzt war.

Die Journalistin Jenna plant einen Podcast zum Jahrestag, befragt dabei Bekannte und Verwandte der Beteiligten, um sich ein genaues Bild des Unglückstags zu verschaffen. Damit tritt sie offensichtlich jemandem auf die Füsse, denn plötzlich sieht sie sich mit Drohungen konfrontiert. Was ist damals wirklich passiert? Wer befürchtet, dass man ihm auf die Schliche kommt? Klar ist: Das Ganze scheint gefährlich zu werden.

Christine Brand: Vermisst. Der Fall Anna

«Es ist kurz nach sieben. In einer halben Stunde muss er los; es bleibt gerade noch genug Zeit, den ersten Schritt ztu tun, um seinen Entschluss von heute Abend umzusetzen… Dario öffnet das Dokument, an dem er sei einer gef¨ühlten Ewigkeit arbeitet… Er löscht den ersten Satz, und schreibt ihn noch einmal neu.

Mein Name ist Dario Forster. Ich brauche Eure Hilfe.»

Oft schreibt Christine Brand über wahre Kriminalfälle, nun hat sie eine Ermittlerin erfunden, die sich ungeklärten Verbrechen annimmt, weil sie Gerechtigkeit sucht. In ihrem ersten, mittlerweile dreissigjährigen ungelösten Fall sieht sich Malou Löwenberg, keine konventionelle Polizistin, sondern eine eigenwillige junge Frau mit einem mit Namen versehenen Roller, Tattoos und einem sonderbaren Hobby, mit einer Mutter konfrontiert, die just als ihr Sohn Dario fünf Jahre alt wird, verschwindet. Bei ihren Nachforschungen stösst Malou auf ähnliche, ebenfalls ungeklärte Fälle: Frauen, die am fünften Geburtstag ihrer Kinder verschwinden. Sind die jährlichen Geburtstagskarten, welche alle Kinder erhalten, ein Zeichen, dass die Mütter noch leben, oder aber ein makabres Spiel mit den Hoffnungen der Zurückgebliebenen?

Jens Henrik Jensen: Oxen. Pilgrim

«Er sah das Schwert vor seinem geistigen Auge aufblitzen und spürte die Anstrengung wie einen Phantomschmerz in seinem rechten Arm. Den Hieb schräg nach unten. Die klaffende Wunde, die er hinterliess… Er meinte, noch immer den Schaft des Schwertes zu umklammern. Doch seine rechte Hand war fest geballt um… nichts…»

Der sechste Band der Reihe, aber auch für sich allein gut lesbar: Wochenlang war Niels Oxen in den Katakomben gefangen gewesen, grausame Kämpfe galt es zu überstehen, doch er hat überlebt. Und braucht nun vor allem eines: Abstand von dem, was war. Er geht wandern. Margarethe Franck, vom dänischen Geheimdienst suspendiert wegen eines Zerwürfnisses, sucht eine neue Herausforderung, die sich bald einstellt – nichts Grosses, nur ein kleiner Finanzbetrug. Heisst es. Schon bald hat Franck die leise Ahnung, dass es sich doch um mehr handeln könnte, und Oxen sieht sich mit dem nächsten Albtraum konfrontiert.

Arne Dahl: Stummer Schrei: Eva Nymans Erster Fall

«Er fängt Feuer, der Fahrer verliert die Kontrolle und schert in der Kurve in die falsche Richtung aus, rast von der Autobahn und pflügt wie ein Feuerball durch das goldgelbe Rapsfeld. Das Letzte, was von dem Fahrer zu sehen ist, ist sein ausgestreckter Mittelfinger, der wie eine Fackel brennt.
Das Fernglas senkt sich in der einen Hand, der Fernzünder in der anderen… Es hat begonnen.»

Wenn man gerne Krimireihen liest, ist es besonders schön, von Anfang an dabei zu sein. Diese Chance gibt uns Arne Dahl, indem er nach seiner sehr erfolgreichen Serie um Carl Mørck eine neue Ermittlerin an den Start schickt: Eva Nyman. Zwei selbstgebaute Bomben töten zwei Menschen: Einen Marketingmanager, der sich der Autolobby verschrieben hat, und einen Konzernboss aus der Stahlindustrie. Die Bekennerbriefe deuten auf einen Klimaaktivisten hin, der seine Anliegen mit fanatischen Parolen und sehr brutalen Mitteln zu verfolgen scheint. Oder steckt doch noch mehr dahinter? Das glaubt zumindest Eva Nyman und nimmt die Fährte auf.

Ich lese normalerweise eher selten Krimis, die Leidenschaft kommt immer in Phasen und dann packen sie mich dermassen, dass ich einen nach dem anderen verschlinge. Dann endet die Phase wieder und es folgt eine lange Pause. Was ich immer gerne mache, das gestehe ich nur hier und ganz unter uns: Ich liebe die ganz banalen, eher seichten Krimiserien wie SOKO Stuttgart, Die Chefin, etc. sehr. Ja, sie sind nicht so packend und schillernd wie Netflixserien. Sie hinken an Tempo und Brutalität massiv hinter amerikanischen Serien hinterher. Aber sie haben ihren eigenen Charme. Und so viel Menschliches neben den Fällen. Das mag ich. Ganz praktisch ist: Man kann sie in der ZDF-Mediathek nachschauen. Grossartig (und gefährlich für Prokrastinierer).

Ich stiess über sieben Ecken, wie das oft so geht bei mir, auf folgende Poetik-Dozentur aus Tübingen (grossartige Reihe, die ich nicht kannte, aber nun auf dem Radar behalten möchte) auf die Vorlesung von Eva Menasse aus dem Jahr 2021. Der schöne Titel des Ganzen: «Treppen, Rampen, Räume». Spannende Einblicke in die Entstehung eines Romans, die ich gerne teilen möchte: Poetikdozentur mit Eva Menasse

Ich wünsche euch eine schöne Woche!


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