Iris Murdoch: Die Souveränität des Guten
Inhalt
«Was macht einen guten Menschen aus? Wie können wir uns moralische verbessern? Können wir uns moralisch verbessern? Das sind Fragen, die Philosoph:innen versuchen sollten, zu beantworten.»
Iris Murdoch geht der Frage nach, was das Gute wirklich ist. Sie beruft sich auf Kant, Platon, Kierkegaard, setzt sich von den Existenzialisten ab, indem sie deren Ansatz als zu wenig weit reichend darlegt. Das Gute ist in sich nicht fassbar, doch liegt es allem sonst zugrunde, ist es das, wonach alles strebt, allen voran die Liebe. Das Buch lässt einen roten Faden vermissen, es hat keine abschließende Antwort, es ist ein Suchen und sich Annähern, dessen letzter Schritt offenbleiben muss.
Gedanken zum Buch
«Das Gute ist ein leerer Raum, in den menschliche Entscheidungen einziehen können.» Iris Murdoch
Das Gute ist kein Wert an sich, es muss erst verwirklicht werden durch das, was man tut. Indem man sich auf eine Weise verhält, die frei von (negativen) Absichten ist, wenn wir mit einem Blick auf die Welt schauen, der von Liebe durchdrungen ist, kommen wir dem Guten auf die Spur.
«Nach dem Guten zu fragen, ist nicht das Gleiche, wie danach zu fragen, was Wahrheit oder was Mut ist, da die Idee des Guten in eine Erklärung der Letzteren einfliessen muss.»
Das Gute lässt sich nicht fassen, nicht definieren, es ist das, was allem zugrunde liegt, sofern dieses nach dem Guten, was immer auch das Schöne und Richtige ist, weil es von Liebe durchdrungen ist, strebt.
«Der gute Mensch ist demütig.» Iris Murdoch
Nach Iris Murdoch ist der Mensch von Natur selbstsüchtig, indem er immer sich im Blick hat und alles, was er sieht, durch dieses Ich passiert. Nun ist der Blick dieses Ichs nie ungetrübt, er kommt aus einem Geist, der ständig in Bewegung ist, oft mit Sorgen beschäftigt, die sich wie ein Schleier über die Welt legen.
Hier setzt nach Iris Murdoch die Demut an, indem sie den Menschen erkennen lässt, dass das eigene Selbst nichtig ist, so dass er die Dinge sehen kann, wie sie sind – und nicht, wie Anais Nin es ausdrückte, so wie er ist. Er liest keinen Zweck oder Sinn in die Welt hinein, sondern sieht sie als Wert an sich. Als solcher Mensch ist es ihm möglich, ein guter zu werden.
«Als moralische Akteure müssen wir versuchen, gerecht zu sehen, Vorurteile anzulegen, Versuchungen aus dem Weg zu gehen, Einbildungen zu kontrollieren und zu zügeln, unsere Gedankengänge zu lenken… Güte und Schönheit sollten einander nicht gegenübergestellt werden, sondern gehören weitgehend zur selben Struktur.»
Fazit
Ein Buch, das sich mit eigenständigen Gedanken auf die Suche nach dem Guten macht, das den Leser mitnimmt auf diese Suche und ihn zum Mitdenken anregt.
Entdecke mehr von Denkzeiten - Sandra von Siebenthal
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Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!
Manche der zitierten Gedanken gefallen mir, andere sind mir zu angestrengt, mit ihrem „sollen“ und „müssen“. Das Gute ist einfach, naheliegend, alltäglich. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“
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Da geht es mir wie dir, liebe Gerda. Ich habe generell immer mehr Mühe mit vielen der hochgestochenen, hochkomplexen Gedankengängen zu eigentlich mit dem gesunden Menschenverstand gut zu bewältigenden Themen. Zudem: Viele der kompliziert ausformulierten Gedankengänge ist im alltäglichen Leben nie präsent. Es mag in universitären und daran interessierten Kreisen spannend und gut sein, ich bin wohl langsam immer weiter davon entfernt.
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Sandra: „Das Gute ist kein Wert an sich, es muss erst verwirklicht werden durch das, was man tut.“
„Das Gute“ gibt es gar nicht.
Gut und schlecht
sind (Be-)Wertungen,
die ohne Bezug sinnlos sind.
Eine Moral ist auf die jeweilige Gruppe zugeschnitten.
Eine „objektive“ oder allgemein gültige gibt es nicht.
🌻
Sandra: „Indem man sich auf eine Weise verhält, die frei von (negativen) Absichten ist“
Einige Leute nennen das Werfen von Streubomben eine „gute Absicht“ ― wenn diese auf Menschen treffen, die einen bestimmten Pass tragen. Treffen die gleichen Bomben die „eigenen Leute“, nennen sie es eine „schlechte Absicht“.
Jede Moral ist eine Art Gängelband.
Sie wird nur dann und dort gebraucht, wenn und wo die Höhe der Geistigen Reife der Menschen dies erfordert.
Der reife Mensch braucht keine Moral.
🌻
Sandra: „Nach Iris Murdoch ist der Mensch von Natur selbstsüchtig, indem er immer sich im Blick hat und alles, was er sieht, durch dieses Ich passiert.“
Das ist nicht zutreffend: Der Mensch ist nicht von Natur selbstsüchtig, er ist es nur so lange, wie er sich von den anderen getrennt sieht und das eigene Wohl, das der eigenen Familie, der eigenen Partei usw…. für wichtiger ansieht als das Wohl aller.
Wenn also die Angst größer ist als die Liebe,
braucht es Gängelbänder wie Gesetz, Moral, Etikette…
Ist eine Frage der Reife.
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