Als Simone de Beauvoir jung war, gab es einen zentralen Wunsch: Sie wollte frei sein (und schreiben). Der Wunsch entsprang wohl vor allem dem Umstand, dass sie sehr eingeschränkt aufwuchs, mit vielen Verboten und Geboten, von aussen aufgestellte Mauern gegen die eigene freie Entfaltung. Es gibt aber auch die eigenen Schranken, die, welche man sich selber errichtet. Oft haben sie ihren Ursprung in eingeprägten Mustern, die aus der Kindheit stammen, sie äussern sich in Stimmen, die einen selber geformt haben. Das meint Simone de Beauvoir wohl mit diesem Satz aus dem Buch „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“:
„Das Schlimmste aber, wenn man ein Gefängnis mit unsichtbaren Mauern bewohnt, ist, dass man sich den Schranken nicht bewusst ist, die den Horizont versperren.“
Was heisst Freiheit? Ich würde sie so definieren, dass mir ein Leben möglich ist, in welchem ich meine Fähigkeiten nach meinen Wünschen und Absichten entwickeln kann, mir die Möglichkeiten dazu offenstehen. Vielen Menschen auf dieser Welt ist das nicht möglich, sie haben keinen Zugang zu ausreichender Ernährung, Bildung, Gesundheit. Noch immer sind es mehrheitlich Frauen, die darunter leiden. Auch wenn es in unseren Breitengrade sicher besser ist, so finden sich auch hier immer noch strukturelle Benachteiligungen von Frauen, Ungleichbehandlungen, die die Freiheit massgeblich einschränkten. Simone de Beauvoir sah uns hier in der Pflicht:
„Der Frau bleibt kein anderer Ausweg, als an ihrer Befreiung zu arbeiten. Diese Befreiung kann nur eine kollektive sein.“
Es geht nicht an, nur für uns selber zu schauen, denn Unterdrückung ist selten ein individuelles Problem, sondern ein strukturelles. Es ist ein Problem, das in den Köpfen der Menschen sitzt und da ersetzt werden muss durch eines der gleichberechtigten Mitmenschlichkeit oder wie Hannah Arendt es ausdrückt: Weltgestaltung. Schön wäre es, wenn wir uns dieses verinnerlichen würden:
„Das eigene Leben hat einen Wert, so lange man dem Leben anderer einen Wert zuschreibt.“ (SdB)
Simone de Beauvoir: „Das Schlimmste aber, wenn man ein Gefängnis mit unsichtbaren Mauern bewohnt, ist, dass man sich den Schranken nicht bewusst ist, die den Horizont versperren.“
Simone, du kannst nicht vermissen was du
nicht kennst – oder was du nicht erinnerst.
Das Leiden benötigt den
vergleichenden Verstand.
Ohne Vergleich: Kein Leiden.
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Sandra: „Unterdrückung ist selten ein individuelles Problem, sondern ein strukturelles“
Doch braucht es auch „strukturelle Probleme“,
damit das Individuum an ihnen wachsen kann.
Probleme bieten mindestens zwei mögliche Fragestellungen zum Umgang mit ihnen an:
◾ „Wen kann ich wegen dieses Problems beschuldigen und bekämpfen?“
◾ „Wie kann ich mit dieser Herausforderung umgehen, um mich zu erfahren, um an ihr zu lernen und zu reifen?“
🌷
Sandra: „Es ist ein Problem, das in den Köpfen der Menschen sitzt und da ersetzt werden muss durch eines der gleichberechtigten Mitmenschlichkeit“
Also möchtest du Operationen an den offenen Köpfen der Menschen vornehmen? 🤗
So geschieht Mitmenschlichkeit nicht.
Mitmenschlichkeit ist Herzenssache.
🌷
Du sagst: „gleichberechtigte Mitmenschlichkeit“
Mitmenschlichkeit wirkt (wenn es denn solche ist) immer „gleichberechtigt“.
Liebe macht keine Unterschiede.
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Simone: „Das eigene Leben hat einen Wert, so lange man dem Leben anderer einen Wert zuschreibt.“
Mit dem relativierenden zweiten Satzteil schmälerst du den ersten, verkrüppelst du ihn.
Das Leben hat einen Wert – ohne „wenn“, ohne „aber“ und ohne „solange“.
Das eigene Leben hat genau so viel Wert wie
das Leben eines beliebig anderen Menschen.
Nicht mehr, nicht weniger. 🌱
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Ich lasse deine Kommentare so stehen, danke fürs Teilen deiner Gedanken.
Komm gut in die Nacht.
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Danke. Dir auch
eine gute Nacht!
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