Die Welt nach Corona – oder: Es bleibt, wie es war

„Wenn ich auf Twitter so lese, wer wen Corona zum Tod vorwerfen würde und dabei lächeln… die Welt wird auch nach Corona keine friedlichere sein… die Menschen haben NICHTS begriffen“

Das schrieb ich heute auf Twitter. Und nein, es fiel mir nicht leicht, nur: Es ist meine persönliche (leider) und fachliche (ebenfalls leider) Meinung. Ja, es gibt in der heutigen Zeit viel sich zeigende Solidarität. Wenn man aber genau hinschaut, kommt sie meist von Menschen, die vorher schon auf einem sehr mitmenschlichen und solidarischen Weg unterwegs waren. Vielleicht noch mehr im Versteckten, vielleicht auch wenig gelebt, nur gedacht – aber vorhanden. Es ist wunderbar zu sehen, wie plötzlich Menschen sich um Nachbarn kümmern, wie im Netz Angebote entstehen von Künstlern (sicher auch anderen, das ist die Szene, die ich am besten kenne), die Kurse, Tutorials und Ideen gratis bereit stellen, damit aus dem Leben geworfene und mit neuen Situationen konfrontierte Menschen ein Angebot haben, damit umzugehen. WUNDERBAR!

Es gibt aber auch andere. Die nun ihr Angebot (das wohl vorher nicht so optimal lief) inflationär bewerben und mit Prozenten locken. Ich sage nicht, dass das nicht legitim ist, es ist immer noch ein gangbarer und sauberer Weg – schlussendlich müssen wir alle überleben. Aber es gibt auch die noch anderen. Die, welche sehen, was alles zu holen wäre durch die Krise. Mieterlässe, Zuschüsse, Unterstützung – und die Möglichkeit, da wo sie selber Geld zahlen müssten, einzusparen. Und selbst wenn sie selber keine Einbussen haben, setzen sie andere auf Mindestlohn oder entlassen ganz, schnorren bei den anderen um Erlässe, Zinsen und Unterstützung. Ohne Not, einfach, weil es geht.

Wir können gut applaudieren, weil Krankenschwestern gute Dienste leisten. Im Moment sind wir uns auch sicher, dass Coiffeure einen guten Dienst leisten. NUR: Wenn das alles vorbei ist: Wollen wir dann höhere Prämien zahlen, damit Krankenschwestern einen besseren Lohn erhalten? (Und nein, ich bin nicht so naiv, dass ich denke, dass die höheren Prämien denen zugute käme, nur: Selbst wenn es so wäre, würden wir es nicht zahlen wollen – und viele auch nicht können).

Ich lese auf Twitter immer mal wieder: Ach, wenn die und der durch Corona sterben würde, wäre das ein gelöstes Problem. Und ich denke bei mir: Ich mag nicht mit jedem auf einer Welle schwimmen, das tue ich wohl langfristig und auf die ganze Welle betrachtet mit quasi keinem, nur: Ich würde KEINEM den Tod wünschen. Nicht mal im Spass! Und so lange das so ist und sogar auf so viel Zustimmung und Applaus stösst, sehe ich keine Änderung in Sicht. Es bleibt der oben, der oben sein kann, dazu sind ihm alle Mittel recht. Auch der Tod derer, die nicht in seinem Sinne handeln. Frei nach Macchiavelli: Der Zweck heiligt alle Mittel.

Nun kann man sagen: Das sind nur Worte, das ist nur Spiel und Spass – nur: Am Anfang war das Wort – oder: Die latente Wahrheit der Sprache: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Jeder Witz gründet auf einer Wahrheit – gäbe es die nicht, würde man den Witz gar nicht verstehen.

5 Kommentare zu „Die Welt nach Corona – oder: Es bleibt, wie es war

  1. So ist es Sunny. Krisen sind wie Lottogewinne. Sie verderben nicht den Charakter eines Menschen, sie bringen die Eigenschaften nur konzentriert ans Licht. Spätestens wenn das Gesundheitswesen nach mehr Geld verlangt, um hier zu produzieren, egal was, regt sich in uns der Widerwille, denn ist die Krise vorbei, will man nicht mehr daran erinnert werden, doch es könnte noch eine ganze Weile dauern, bis wir wieder dicht gedrängt durch Fußgängerzonen laufen, um genau den Schrott zu kaufen, der unsere Wirtschaft angeblich am Laufen hält. So ist das Leben …

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    1. So ist dass Leben“ ist ein Satz, der zwingend zur Folge hat, dass es schon bald kein menschliches Leben mehr geben wird. Es ist die Art von Weisheit, die uns alle in den Tod führt und jeden Fortschritt zuverlässig verhindert. Das Leben ist das, was wir in jedem Augenblick tun und in jedem Augenblick können wir alles verändern.

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  2. Ich kann ziemlich gut verstehen, warum manche manchen einen Tod durch Covid-19 wünschen. Z.B., wenn dieser jemand durch sein politisches, unverantwortliches (Nicht-) Handeln ursächlich schuld daran ist, dass Hunderte oder gar Tausende Menschen qualvoll erstickend daran sterben mussten, obwohl ihnen zu einem früheren Zeitpunkt noch hätte geholfen werden können – zu einem Zeitpunkt, als längst genug Daten und Berichte aus Wuhan vorlagen … z.B. ein Boris Johnson oder Donald Trump oder Bolsonaro…
    Wenn dann noch dazu kommt, dass solche Personen seit Jahren vor solch einer Epidemie gewarnt wurden, es „Planspiele“ und von Hunderten Wissenschaftlern zusammen erstellte Studien gab, die genau das prophezeiten – und diese (Un-) Verantwortlichen dann nicht nur NICHTs, sondern sogar das Gegenteil von dem getan haben, was dringend nötig gewesen wäre und hätte helfen können, so eine Katastrophe zu vermeiden … z.B. die deutsche Kanzlerin, aber sicher auch ihr französischer Kollege. Wenn dieselben Leute durch rigorose „Spardiktate“ in anderen Ländern zum Abbau der medizinischen Versorgung gedrängt haben (DE-geführtes EU-Europa bspw. gegenüber Italien und Spanien) …
    Nein, dann kann ich mir wirklich ziemlich gut vorstellen, dass man diesen Verbrechern in einem zivilisierten Land, in dem es keine Todesstrafe mehr gibt, nicht einmal für Massenmord, wenigstens wünscht, dass sie ihre eigene „Medizin“ schlucken müssen. Dass sie dasselbe durchleiden müssen, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken, zigtausenden Menschen bewusst zugemutet haben und weiter zumuten.
    Was denn sonst…?

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