Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Das Leben zieht an einem vorbei, man sieht die alltäglichen Kleinigkeiten des Seins, wird müde dabei. Man folgt den ausgetretenen Pfaden, täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich gleich. Ab und an durchbrochen durch herausragende Momente trauriger oder schöner Natur. Immer wieder zurückkehrend in denselben Trott. Hat der Trott die Sicherheit der Kontinuität, so hat er auch den zerstörenden Charakter für das Leben, das Lebendige in einem.
Man gibt nicht auf, spürt in sich den Willen, weiter zu gehen. Will den Tag, die Woche, die Monate und Jahre bezwingen, tief drin wissend, dass noch mehr da ist, es noch mehr gibt – geben könnte auch für einen selber. Ab und an, da sieht man es, spürt es förmlich. Sieht all die Möglichkeiten, die es zu ergreifen gäbe, wären nur die Arme lang genug. Und ab und an stellt man sich vor, sie wären es, spürt sie wachsen gar. Und merkt dann, dass es doch nicht so einfach ist, Arme selten wachsen und wenn, Ziele sich ändern oder gar verschwinden. Und so geht der Trott von Neuem los. Und man geht weiter in den ausgetretenen Pfaden, ab und an dankbar, sie zu haben, dann wieder müde von dem stetigen Gehen.
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Wo bin ich?
Verschüttet im Alltagstrott
Will wieder auf die Beine
Ich flehe zu Dir, mein Gott
Lass mich hier nicht alleine
© Gerhard Falk
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Danke dir von Herzen für das Gedicht!
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Wohl wahr, wohl wahr.
Was wohl die Gitterstäbe sind? Wer hat sie geschmiedet?
Wer erneuert sie? Wer rüttelt daran?
Das Innen und das Aussen.
Schauen wir raus, schauen wir rein.
Wieviel Selbstbescheidung, wieviel Selbstbeschneidung?
Wandert man womöglich von einem Käfig zum anderen?
Wenn das Gros der Menschen sich im Käfig wähnt,
wird es eng.
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Wir selber als Schmiede,
stets bedacht,
Normen zu genügen,
existierende wie bloss gedachte.
Das Innen als Sammelbecken des Aussen,
alles vermischt
bis zur Unkenntlichkeit
Des Seins.
Fühlend als einer unter vielen
und doch allein.
Ab und an erdrückt,
fast schon verrückt.
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Klingt für mich wie typische „Teenage Angst“. Heute ist der Himel grau.
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Ich denke, jeder hat Ängste und der Himmel ist im Leben ab und an grau. Ob das nun wirklich spezifisch für Teenager sein soll, weiss ich nicht, ich denke nicht. Aber oft wird man schräg angeschaut, wenn es einem eben nicht gut geht. Vielleicht denken drum so viele, sie müssen immer „gut“ sagen, wenn sie nach dem Befinden gefragt werden – und vielleicht interessiert es auch wirklich keinen…
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