Die Ferien sind vorbei. Ich erinnere mich gut, als sie bevor standen. Sie waren so lang, so gross, so erschreckend anders als der Alltag. Ich bin ein Mensch, der seinen gewohnten Ablauf schätzt, die Freiräume, die Engpässe, die geregelten Strukturen. Man weiss, was kommt, man ist es gewohnt, läuft in den vorgespurten Pfaden. Manche mögen das langweilig finden, ich mag es – brauche es ein Stück weit.
Mein Alltag ist eher einsam. Ich wurstel mich so durch den Tag, vermeide es, zu viele Menschen zu sehen, geniesse meine Ruhe. Für diese Ferien hatte ich Programm geplant. Das macht man so. Vor allem an Festtagen. Besuche quer durch die Schweiz, Familie hier, Familie dort. Je näher die Tage kamen, desto grösser wurde der Schrecken des Vorgenommenen. Nicht nur sollten wir ständig unterwegs sein (ich mag keine Reisen), wir würden überall unter Menschen, teilweise vielen Menschen, sein.
Nun gut, es war nicht aufzuhalten, die Zeit nahm ihren Lauf, die Ferien kamen – und alles wurde noch viel schwieriger als geplant. Pläne wurden umgestossen, ganze Gruben taten sich auf. Dass alles noch viel Schlimmer wurde, als je ausgemalt, hatte sehr traurige Gründe. Diese Ferien haben mich aber Vieles gelehrt und in mir eine sehr grosse Dankbarkeit zurück gelassen.
Ich habe einmal mehr gelernt, was wirklich zählt im Leben. Gemerkt, worauf man bauen kann, was blosse Hülsen sind. Ich habe gesehen, wie viel Wertvolles ich im Leben habe und worauf ich meinen Schwerpunkt setzen sollte, statt meine Zeit mit unnützen Dingen zu vertun. Prioritäten setzen heisst es so schön. Man weiss es und tut es so selten. Wieso nicht? Was bringt einem der ganze Rest? Hofft man auf Anerkennung? Von wem? Sind es die wert, die man so „erobern“ muss? Handelt man aus Pflichtgefühl? Tut man wirklich Gutes, wenn man es nicht aus freiem Herzen, sondern reiner Pflichterfüllung tut? Will man dazu gehören? Wozu eigentlich, wenn es einem gar nicht entspricht?
Ich bin unendlich dankbar für die Menschen, die da waren in dieser Zeit. Menschen, die Halt gaben, Zuspruch und Liebe. Ich bin dankbar für die Hilfe, das Mitgefühl und die positiven Gedanken und Worte, die ich erfahren durfte. Und ich bin dankbar für das Gefühl, nicht alleine zu sein, auf Menschen bauen zu können.
Ich habe in diesen Ferien:
– viel erhalten
– etwas geschaffen und mich dabei toll gefühlt
– die ganze Bandbreite an Gefühlen durchlebt
– viel gelernt
– Pläne umgestossen und gemerkt, es geht
Ich denke nicht, dass ich mich grundlegend geändert habe. Der Alltag kommt nun wieder; da der Wechsel von den Ferien hin zum Alltag wieder ein Wechsel ist, liegt er mir auf dem Magen. Aber ich bin guter Dinge, denn ich weiss: ich bin nie allein. Und dafür bin ich sehr sehr dankbar.