Inhalt
«Ich wollte, dass man versteht, dieser Ort ist nicht nur ein Zuhause, es ist eigentlich ein Museum, oder wenn Sie so wollen, eine Gedenkstätte für alles, was mir im Leben passiert ist. Und noch passieren wird.»
Rivis Haus, in dem sie ihr Leben lang wohnte, wird abgerissen. Sie verliert ihr Zuhause, sie muss raus. Rivi fängt an zu schreiben. Sie schreibt Briefe an Menschen, die ihr Unrecht taten, schreibt über ihre Erinnerungen, ihre Herkunft, ihr Leiden, ihre Einsamkeit. Und sie kämpft. Gegen den Abbruch, dagegen, Opfer zu sein. Doch bei all dem Leiden liegt die Möglichkeit, dass alles viel schöner war, als sie sich erinnert. Und wer weiss, vielleicht wird die Zukunft auch schöner, als sie im Moment befürchtet.
Gedanken zum Buch
«Ich war ein Mädchen, das die meiste Zeit schwieg, doch tatsächlich wollte ich mein ganzes Leben lang reden, wollte nichts lieber als das. Und jetzt kommt der Tag, und ich rede, oder schreibe vielmehr.»
Rivi hat lange das gemacht, was andere für sie bestimmt haben. Sie liess sich – auf eine manchmal fast erzürnend naive Weise – umherschieben, an der Nase herumführen und hinhalten. Sie spielte das Spiel der Männer mit, die mit ihr ein leichtes hatten. Nun ist der Moment, das zu ändern. Die Aussicht, dass ihr Zuhause abgerissen werden soll, dass sie fremden Bestimmungen weichen muss, weckt ihre Widerstandskräfte, lässt sie endlich ihre Stimme entdecken. Sie will kämpfen. Und sie will aufräumen mit ihrer Vergangenheit und den Menschen, die diese geprägt haben.
«Grosser Gott, wusstest du, dass die Vergangenheit niemals etwas ist, das aus und vorbei ist?»
Auch wenn vergangene Zeiten und was in ihnen geschehen ist, vorbei sind, greifen sie in die Gegenwart hinein. Sie hinterlassen ihre Spuren, prägen das Denken, Fühlen und Handeln. Durch Verdrängen wird man die Vergangenheit nie los, man muss sich ihr stellen. Das will Rivi tun. Sie tut es auf ihre Weise, indem sie Briefe schreibt und den Menschen aus ihrer Vergangenheit ihre Sicht darlegt.
«Diese Idee des Schreibens hat Besitz von mir ergriffen, mein Kopf rast vorwärts, oder besser, rückwärts, und du kennst mich, meine Obsessionen und ich schwenken keine weisse Fahne, ehe die Aufgabe nicht bewältigt ist.»
Einmal angefangen, kann sie nicht mehr aufhören. Immer weitere Gedanken gehen ihr durch den Kopf, immer mehr will sie zu Papier bringen und an die entsprechenden Menschen schicken. Fast scheint es, als ob ein Ventil aufgegangen ist und sich nun alles ergiesst, was vorher angestaut war.
Fazit
Ein Buch in Briefen, Fragmente von Lebenserinnerungen werden zusammengetragen und adressiert. Nach anfänglichem Kampf und Fast-Abbruch nahm das Buch Fahrt auf und zog mich in seinen Bann.
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