Viele haben es wohl auch schon als Kind gehört: «Was denken die anderen, wenn du dich so verhältst.» Es war damit klar, dass ich nicht in Ordnung bin und mein Verhalten nicht nur von meinem Vater, sondern auch von denen rundum missbilligt würde. Es war ebenso klar, dass dies zu vermeiden sei. Als brave Tochter bemühte ich mich redlich, doch nicht nur das: Ich nahm den Satz mit in mein Leben und er sprach in vielen Situationen quasi aus dem Off zu mir. Da ich wie wohl alle Menschen angenommen und akzeptiert werden wollte, verkniff ich mir vieles lieber, als Ausgrenzung riskierte. Bloss nicht zu laut sein, bloss nicht negativ auffallen, es bloss allen recht machen, lautete die Devise. Doch wozu?
Indem ich mich immer zurücknahm, vergab ich mir nicht nur die Chance, aus vollem Herzen selbst zu leben, ich zeigte mich anderen auch nicht. Oft wirkte ich aus der eigenen Unsicherheit heraus eher arrogant, als wolle ich nicht mit anderen sprechen. Dass ich mich nicht traute aus der Angst heraus, einen Fehler zu machen, nahm keiner an. Die Strategie ging also nicht auf. Doch was dann?
Ich habe erkannt, dass es bei Lichte betrachtet egal ist, was andere denken, denn diese Gedanken haben weder einen Einfluss auf meine Gesundheit noch auf mein Wohlbefinden – das haben nur meine eigenen. Auch die Angst, dass sie mir etwas vorspielen, mich aber nicht mögen, ist unbegründet, denn wenn ich nichts davon merke, tangiert es mich nicht – auch das tun nur meine Gedanken. Zudem: Indem ich die ganze Zeit denke, was andere denken, und mich mit mir befasse, gehe ich ziemlich egozentrisch durch die Welt. Indem ich die Aufmerksamkeit mehr nach aussen auf die anderen richte, mich ehrlich für sie und was sie zu sagen haben, interessiere, trete ich in Beziehung. Und das ist es doch, was ich eigentlich will.
Und sollte mir doch mal zu Ohren kommen, dass jemand negativ über mich sprach, halte ich es mit Epiktet, da Humor immer eine gute Lösung ist:
«Wenn dir jemand mitteilt, dir sage jemand Böses nach, dann rechtfertige dich nicht, sondern antworte: Er kannte wohl meine anderen Fehler nicht; denn sonst würde er nicht nur diese hier erwähnen.»
Fragst du dich oft, was andere von dir denken?
Der Humor ist Klasse. Ich habe oft versucht mich inabhängig zu machen , von dem was andere denken könnten. Ob es gelingt? Aber ich gebe dir recht. Die Gedanken der anderen haben mit mir und meinem Leben erst al nichts zu tun. Die Gedanken über sich selbst. Die könnte man ändern. Und letztlich ist das was in dieser svhnelllebigen Zeit verloren geht – die Beziehung. An der Oberfläche sprudelt es, Zeit für Tiefe ind Ernsthaftigkeit ist kaum drin.
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Ja, die Drittereichüberlebensstrategiesätze meiner Eltern klangen so ähnlich.
Fall nicht auf, mach es jeden recht, wir kleinen Leute undsoweiter.
Nicht mehr, @die anderen.
Die Frage ist, was ich von mir denke, heute.
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Eigentlich die wichtigste Frage, ja.
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Ja, die weisen (oder zumindest gebräuchlichen) Sprüche unserer Familie prägen ein Leben lang. Ich bin glücklicherweise neben den nur leise verhallenden strengen Worten mit viel bunteren „Regeln“ aufgewachsen: „sei exzentrisch“, „lass dich von niemandem kleinmachen“ und „stell immer Fragen, das macht gscheit“- so stupsten mich meine Großtanten in eine andere Welt, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin!
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Eine schöne Art, in die Welt zu wachsen.
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Ja, das „was sollen die denn von uns denken“ oder „so etwas tut man nicht/sagt man nicht“ das kenne ich auch aus meiner Jugend. Dazu gehört auch „und wehe, du kommst mit einem Kind nach Hause“.
Wenn man so zurück denkt: es hat sich unheimlich viel verändert. Gottseidank!
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