Else Lasker-Schüler (11.2.1869)

Else Lasker-Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elbertfeld geboren. Schon früh konnte sie lesen und schreiben, es scheint ihr wurde das Talent in die Wiege gelegt. 1899 veröffentlichte sie erste Gedicht mit Styx folgte 1901 ihr erster Gedichtband. 
Wie viele andere Juden war auch Else Lasker-Schüler eine Vertriebene des Nationalsozialismus. Um ihr Leben fürchtend, ging ihr Weg zuerst nach Zürich, später nach dem von ihr sehr geliebten Jerusalem. Geblieben ist sie dort allerdings nicht aus freien Stücken, ihr wurde die Rückreise verwehrt. Aus dem einst geliebten Land wurde ein schwieriger Ort: Deutsch war eine verpönte Sprache, so dass sie neben der Heimat Deutschland und all ihren Freunden da auch noch die Heimat der Sprache verlor. 

Else Lasker-Schüler starb am 16. Januar 1945 und wurde auf dem Ölberg in Jerusalem begraben. Sie hinterlässt ein umfangreiches lyrisches Werk, Erzählungen und Dramen.  Da sie in ihrer Freizeit gerne zeichnete, hat sie ihre Gedichtbände zum Teil sogar selber illustriert. Ihre künstlerische Ader zeigt sich auch in ihrem Breifwechsel mit Franz Marc, bestanden doch die Briefe mehrheitlich aus einer Kombination von Bild und Text – Zeichnungen, die in Marcs Schaffen einflossen.

Ein paar meiner Lieblingsgedichte von Else Lasker-Schüler:

Ein alter Tibetteppich
Deine Seele, die die meine liebet
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit
Maschentausendabertausendweit.

Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzentron
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.

Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielten Sternenhände vier –
Die Mondfrau sang im Boote.
– Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatur.
Ich beweine die blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir
– Ich aß vom bitteren Brote –

Mir lebend schon die Himmelstür,
Auch wider dem Verbote.

Die Liebe
Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen, Seide,
Wie pochendes Erblühen
Über uns beide.

Und ich werde heimwärts
Von deinem Atem getragen,
Durch verzauberte Märchen,
Durch verschüttete Sagen.

Und mein Dornenlächeln spielt
Mit deinen urtiefen Zügen,
Und es kommen die Erden
Sich an uns zu schmiegen.

Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen, Seide
Der weltalte Traum
Segnet uns beide.

Hier eine kleine Deutung.

2 Kommentare zu „Else Lasker-Schüler (11.2.1869)

  1. Hallo liebe Sandra,

    die Gedichte sind sehr eindringlich und schön zugleich. Danke für Deine Veröffentlichung hier, verbunden mit Deiner persönlichen Sicht und Deutung.
    Else Lasker-Schüler ist mir immer nur mit ihrem Namen begegnet, es war mit tatsächlich zu viel, bei ihr zu lesen. Umso mehr freue ich mich jetzt, auch was ihren Hintergrund der unerfüllten Liebe betrifft, wie wahrscheinlich viele Menschen diese unerfüllte Sehnsucht in sich tragen….

    Und Deine Veröffentlichung von Dir selbst zum Lesen und Deinen darin liegenden Wurzeln und Bewusstseinshaltungen erreichen mich auch, wenn ich auch selbst nicht so viel lese.
    Adorno, der in der gestrigen Veröffentlichung ja im abgebildeten Buch Gegenstand des Textes war, meinte ja einmal, wir Menschen müssen immer weiter denken, immer weiter, niemals aufhören. Persönlich und aus eigener Erfahrung möchte ich das bestätigen und hinzufügen, und so wirst Du es wie auch Th. Adorno wahrscheinlich auch verstehen, dass zugleich das Loslassen seine Bedeutung hat. An die Stelle des Denkens darf auch das Fühlen treten, wenn es nicht schon parallel läuft.
    Aber ich will nicht so viel hinzufügen. Mich hat ebenso gefreut der gestrige Untertext von Karl Jaspers.

    Zur Kritischen Theorie bzw. Frankfurter Schule, den anderen Autor:innen dazu, habe ich leider keine Gesprächspartner. Im Studium seinerzeit war Philosophie mein Wahlpflichtfach, speziell Sören Kierkegard u.a., was nur von wenigen innerhalb des Studiengangs der Sozialpädagogik besucht wurde.
    Gewünscht habe ich mir immer wieder, über Gesprächskreise o.ä. Gleichgesinnte zu finden. Aber die Suche führte (bislang) nicht zum Ziel. So freue ich mich darüber zu lesen bei Dir.
    Karl Jaspers war seinerzeit als Professor uneingeschränkt dafür, dass die Studenten hälftiges Mitspracherecht bekämen, also eine paritätische Besetzung von Gremien innerhalb der Universität.
    Karl Japsers hatte immer gemeinsam mit seiner Ehefrau Gertrud einen gepackten Koffer bereitstehen, da das Ehepaar fürchtete, dass die Ehefrau als Jüdin von den Nationalsozialisten deportiert würde. Für beide Personen war klar, dass Karl Jaspers dann mitginge….aus Liebe….zum Glück ist es dazu nie gekommen.

    Wünsche Dir ein buntes Wochenende mit bereichernden Texten in Deinen Büchern.

    Lieben Gruß von Matthias (Dortmund/ Nordrhein-Westfalen)

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Matthias
      Lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar, der mich in all seinen Punkten sehr gefreut hat. Der Wunsch nach Gesprächen ist auch bei mir immer da, leider finde ich die Menschen auch nicht. Schön, wenn ich dann im Netz auf interessierte stosse, wo immerhin ein Austausch stattfindet.

      Die Frankfurter Schule habe ich immer wieder am Rande gestreift, Fromm mochte ich sehr und las ihn auch viel, wobei der ja nicht so lange und prägend dabei war, andere Namen sind zentraler. Ich habe gerade ein Buch zu ihnen gelesen, die Rezension kommt in Bälde.

      Jaspers finde ich sehr faszinierend, von ihm habe ich „Die grossen Philosophen“ gelesen und sehr geschätzt in ihrer Tiefe, ihrer Verbindung, der Analyse Jaspers. Da will ich noch mehr lesen, wobei ich aktuell auch wieder mit Arendt liebäugel – immer mal wieder halt.

      Sei ileb gegrüsst
      Sandra

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s