Bei Heinz von Förster las ich mal, ein Baum, der umfalle, mache kein Geräusch, wenn es keiner hört. Das widersprach allem, was ich logisch fand. Das Geräusch, so dachte ich, hängt ja nicht von meinem Hören ab, sondern vom Umfallen. Nicht ich produziere dieses Geräusch, sondern der Baum. Er gleitet durch die Luft, trifft beim Fallen auf andere Äste, schlägt auf dem Boden auf. All das produziert Geräusche. So gedacht, käme es nicht drauf an, ob ich da bin, es zu hören, oder nicht. Ich war überzeugt. Doch stimmt das wirklich? Existiert ein Geräusch, das keiner hört?
Simone de Beauvoir hatte den gleichen Gedanken in ihrem Roman «Sie kam und blieb»:
«Wenn sie nicht da war, existierte alles das, der Staub, das Halbdunkel, die trostlose Öde für niemand, es existierte überhaupt nicht… Solche Macht hatte sie: ihre Gegenwart riss die Dinge aus ihrem Nichtsein heraus, gab ihnen Farbe und Duft.»
Ist da also eine Welt, in die wir geboren werden und die wir sehen, wie sie ist, oder erschaffen wir durch unser Dasein, durch unsere Wahrnehmung die Welt erst? Ich für mich denke noch immer, dass alles da ist, egal ob ich es wahrnehme oder nicht. Meine Präsenz ist nicht ausschlaggebend für die Präsenz anderer Dinge. Ich denke aber auch, dass es so, wie ich es wahrnehme, nur ist, weil ich es wahrnehme. Ein anderer würde es anders wahrnehmen und damit eine andere Welt vorfinden als ich das tue. Insofern gibt es eigentlich ganz viele Welten, für jeden die selbst wahrgenommene. Und doch sind all diese Welten die eine Welt, die wir uns teilen.
So oder so finde ich den Gedanken, dass wir der Schöpfer unserer Welt sind, wertvoll, denn er zeigt uns, dass wir die Welt auch verändern können, indem wir unseren Blick auf sie verändern, indem wir eine andere Perspektive einnehmen. Durch die Möglichkeit verschiedener Sichtweisen schaffen wir mehr Offenheit in unserer eigenen Wahrnehmung. Zusätzlich kann es uns auch zugänglicher machen für den Gedanken, dass andere Menschen genau wie wir die Schöpfer ihrer Welt sind, und dass diese, ihre Welt, auch wenn sie sich von unserer unterscheidet, die gleiche Berechtigung hat wie unsere. Ist es nicht auch spannend, mehr über die fremden Welten zu erfahren, als sich in der eigenen kleinen Welt zu verschanzen?
Das Hintergrundgeräusch
des Urknalls
ist vernehmbar
wir kommen
aus dem Sternenstaub
wir bleiben
für eine kurze Zeit
auch wenn sie
ohne Abschiedsgruss
ohne Berührung war
ist sie lebendig
taucht sie in Erinnerungen auf
in der Vielfalt
von Gestalt
die Welt ist
war schon ohne uns
die Dinge
werden nur wirklich
in uns selbst
wir teilen keine Welt
wir sind an der Nabelschnur
auf Gedeih und Verderb
in Verstrickungen
mit anderen angehängt
wir überhöhen
uns selbst
wenn wir uns
aus enger Sichtweise
als Schöpfer
von unserer Welt
die Bedeutung geben
wir verändern
kleine Dinge
vielleicht durch
Einsicht unser Verhalten
wir können uns drehen
und wenden
wir sind an die Wirklichkeit
zum Menschsein
an die Seele gebunden
kein Mensch
kein selbst gemachter Gott
kein Gedanke
wir müssen
im Einfachen
des Alltags versuchen
zum Besseren
die Arbeit die ansteht
in den Begegnungen
uns an die Arbeit zu machen
wir sind Gefangene
in der Leib – Seele – Einheit
wir können nicht aus unserer
eigenen Haut fahren
um anderen den Fingerzeig zu geben
uns damit zum Vermittler
der dummen Menschheit
zu machen
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Hat dies auf Der Bücherflüsterer rebloggt und kommentierte:
Und da ein Baum lebt…macht er mit Sicherheit auch ein Geräusch. Ein Seufzen oder etwas ähnliches dürfte akustisch vorhanden sein. Und wenn nicht. Einfach Stille im Kopf. Eines der schönsten Geräusche überhaupt. Und Respekt und Demut als begleitende Gefühle.
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Sehe ich auch so. 💕
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Guten Abend. Ich fand Deine ( Selbst) Beschreibung sehr schön. Bis in Kürze.
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Danke dir
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