Ich habe mich gefragt, was Würde überhaupt ist. Etwas hat Würde, heisst, es ist würdig, es wird als würdig erachtet. Von wem? Es reicht nicht, dass ich mich selber als würdig sehe, wenn mir die Würde von anderen abgesprochen wird, sprich: Ich bin darauf angewiesen, dass andere mir die mir (zustehende oder innewohnende?) Würde zusprechen. Wenn ich die Würde betone, heisst das, dass es auch Unwürdiges gib, sprich, die Würde hebt mich über anderes, welches diese nicht hat, hinaus. Oft sprechen wir von der Menschenwürde, was den speziellen Status zeigt, den wir dem Menschen in der Natur zusprechen. Vielfach geht dieser Sonderstatus dahin, dass wir uns über der Natur, sprich, dieser gar nicht mehr zugehörig sehen. Unser Verhalten Natur und Umwelt gegenüber zeigt das deutlich.
Wir beuten Tiere aus, halten sie für den eigenen Profit unter unwürdigen (!!!) Bedingungen, schlachten sie nach grausamen Transporten bestialisch ab und zerstückeln sie, damit dem Konsumenten das Fleisch nicht ausgeht und er dieses auch noch möglichst günstig kaufen kann. Wir reden von Klimakrise und fahren immer grössere Autos, wir wollen die Umwelt retten, aber bitte ohne eigene Einbussen oder Aufwand. Schlussendlich geht es auch da nur um uns: den Menschen. Das Klima wollen wir nicht retten, nicht mal die Welt, nur wissen wir, dass wir irgendwo leben müssen und wir haben nur diese eine. Wir hören dann Zahlen zum steigenden Meeresspiegel und ebensolchen Temperaturen, aber so wirklich präsent ist es wohl nicht, dass wir wirklich dringenden Handlungsbedarf sehen. Zudem kommt immer wieder etwas dazwischen, das wichtiger scheint und das Thema vom Tisch fegt.
Was also ist Würde? Und sind wir so, wie wir uns oft verhalten, wirklich würdig im Sinne davon, dass wir uns uns selber und anderen gegenüber würdig und würdigend verhalten? Würde Würde nicht auch bedeuten, würdevoll zu sein, sprich achtend und wertschätzend durchs Leben zu gehen, nicht nur Würde für sich einzufordern? Würde hat viel mit Selbstachtung zu tun und mit Achtung von aussen. Was wir also für uns wollen, müssen wir auch bereit sein, zu geben – auch über die Grenzen des Menschseins hinaus.
Ich bin mit Deinen Grundgedanken sehr einverstanden, weniger mit den drastischen Formulierungen: „bestialisch abschlachten“, „grausame Transporte“ und „zerstückeln“. Ein Metzger ist normalerweise kein bestialischer Schlächter, der Tiere zerstückelt. Zwar kann das Töten von Tieren so drastisch formuliert werden, aber Du läufst Gefahr, damit vielen Metzgern die Würde zu nehmen. Ich schreibe es deshalb, weil ich Metzger kennengelernt habe, denen solche Zuschreibungen nicht gerecht werden.
Du schreibst für mich richtig, Würde haben heisse auch, sie niemandem zu nehmen.
Anders ist es, wenn – wie Du schreibst – etwas nicht als würdig erachtet wird, z.B. die Arbeit des Metzgers. Dann kann er wohl als bestialischer Schlächter gesehen werden, was in der Konsequenz hiesse: Nichts essen, was durch die Hand eines Metzgers ging.
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Wenn ich an Filme aus Massentierhaltungsfabriken (anders kann ich das nicht nennen) denke, passiert es da durchaus so, wie ich es schrieb. Es gibt aber den Metzger mit Berufsethos durchaus und da würde ich die Begriffe nicht verwenden, da stimme ich dir zu.
Sieht man aber die Tiertransporte in überfüllten, dunklen Lastern, dann kann ich die nicht anders als grausam finden.
Ich würde mir landläufig einen würdevolleren Umgang mit Tieren wünschen, was nicht heisst, dass KEIN Metzger diesen pflegt.
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Sandra: „Ich bin darauf angewiesen, dass andere mir die mir (zustehende oder innewohnende?) Würde zusprechen“
Du deutest es hier schon an, daß der scheinbar eindeutige Begriff „Würde“ mehr als nur einen Aspekt aufweist:
A – Eine dir “zustehende“ oder verliehene Würde (Beispiel (Ehren-)Doktor-Würde).
B – Die Würde, die niemandem genommen werden kann, auf deren „Entstehung“ und Erhalt niemand „angewiesen“ ist.
Eine Würde, die uns verliehen wurde, ist eine oberflächliche.
Sie kann uns auch kurzerhand wieder aberkannt werden.
Die Würde, die uns nicht aberkannt werden kann, wurde uns von
niemandem zugesprochen. Wir „haben“ sie einfach, weil wir sind.
Ob wir diese Würde in anderen sehen können oder
ob andere sie in uns sehen, ist davon unberührt.
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Sandra: „die Würde hebt mich über anderes, welches diese nicht hat, hinaus“
Mittels der in A erwähnten Würde könnte sich jemand über jemanden vermeintlich „erheben“, der eine solche nicht in der Tasche hat. (Das entspräche dem geistigen Reifegrad eines Kleinkindes (2).
Die in B erwähnte Würde erhebt nichts und niemanden über irgendetwas oder irgendwen.
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Sandra: „…nicht nur Würde für sich einzufordern“
Beachtung läßt sich einfordern, die Würde nicht.
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Sandra: „…würdevoll zu sein, sprich achtend und wertschätzend“
Würdevoll, achtend und wertschätzend sind wir und verhalten
wir uns ab dem geistigen Reifegrad des Erwachsenen (4).
Geistige Reife und Würde
sind aber nicht das Selbe.
Die Geistige Reife kennt einige Level, die Würde
bringen wir bereits mit. Sie kennt kein Wachstum.
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Sandra: „Würde hat viel mit Selbstachtung zu tun und mit Achtung von aussen“
Deine und meine Würde sind auch ohne unsere Selbstachtung
und ohne (Be-)Achtung von außen vollumfänglich gegeben.
🌼
Bei weitergehendem Interesse am Thema:
https://philosophischereplik.home.blog/category/wuerde/
https://nirmalo.wordpress.com/category/wuerde/
Herzlich willkommen,
Nirmalo
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Hat dies auf Der Bücherflüsterer rebloggt und kommentierte:
Ich sage es ja. Der Bundestag. Jeden einzelnen Tag. Denken. Mit Herz und verstand. Offenbar keine einfache Kombination. Wenn ich nur den zweiten Absatz nehme….
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