Wieder bricht ein neuer Monat an, schon der fünfte dieses Jahr. Ich bin ein Mensch, der gerne vorausschaut, plant, was er tun will, der sich Ziele setzt und dann schaut, wie er diese auch erreichen kann. Ich lese zwar immer wieder von dem schönen Treibenlassen auf dem Strom des Lebens, doch im Wissen, dass wir das sowieso immer auf eine Weise tun, weil nie alles voraussehbar und planbar ist (und das ist gut so), möchte ich den Rest als selbst gestalteten sehen und leben.
Manchmal schaue ich auch gerne zurück, um zu sehen, woher ich komme, was ich in der Zeit getan habe, wie meine Wege verliefen. Zu schnell vergisst man so vieles, auch oder vor allem Gutes, denkt, man hätte nichts erreicht und merkt erst beim nochmaligen Hinschauen, dass es doch eine Menge war. Das ist auch bei meinem April der Fall. Ich habe gefühlt keine Zeit zum Lesen gehabt und doch wurden es dreizehn Bücher. Ich habe mich mit den grausamen Zahlen der weltweiten Armut auseinander gesetzt, gelesen, was Würde bedeutet und wieso sie wichtig ist. Ich las über Hannah Arendt als Denkerin und darüber, wie sie in der heutigen politischen Situation noch relevant ist. Ich begleitete Simone de Beauvoir durch ihre Kindheit und Jugend und lernte mit ihr Sartre kennen, um schlussendlich in die Romantik zurückzugehen und anhand von Rahel Varnhagens Biographie zu lesen, was es bedeutete, damals Jüdin und Frau zu sein.
Ich bin im April von Spanien zurück in die Schweiz gekommen, habe Abende mit lieben Freunden verbringen dürfen und bin jeden Tag dankbar dafür, in all dem einen Menschen in meinem Leben zu wissen, der mich in meinem Sein und Tun versteht, annimmt und begleitet. Es war ein guter Monat.
Die Bücher
Ferndinand von Schirach: Der Mensch | Sechs Ergänzungen zur Menschenrechtserklärung, eine Utopie für eine wünschenswerte Zukunft in veränderten Zeiten. | 5 |
Ned O’Gorman: Politik für alle. Hannah Arendt lesen in unsicheren Zeiten | Was wir von Hannah Arendt über Politik lernen können und müssen, damit wir wieder gemeinsam als Verschiedene in Freiheit unsere gemeinsame Welt schaffen. | 4 |
Avishai Margalit: Politik der Würde | Ein Buch über die Frage, wie eine Gesellschaft sein muss, damit die Bürger ihre Würde behalten, sprich, damit sie nicht entwürdigt werden. | 5 |
Thomas Pogge: Weltarmut und Menschenrechte | 5 | |
Seyla Benhabib: Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne | Interpretation und Einordnung von Hannah Arendts Denken, ein persönlicher, tiefgründiger, weiterführender und auch kritischer Blick auf die Werke und Gedanken von Hannah Arendt. | 5 |
Ferdinand von Schirach: Die Würde ist antastbar | Essays zu Lebens- und Zeitthemen. | 4 |
Ann-Kristin Tlusty: Süss | Frauenfiguren und ihre Verfestigung in patriarchalischen Strukturen. | 5 |
Carolin Emcke: Für den Zweifel | Fünf Gespräche zu Themen wie das eigene Begehren, Hass, Gewalt, die Zeit als Kriegsreporterin und das eigene Denken und Schreiben. | 5 |
Eva Weber-Guskar, Mario Brandhorst (Hrsg.): Menschenwürde | Ist Menschenwürde absolut oder kontingent? Wem kommt sie zu und aus welchen Gründen? | 4 |
Lucy Delap: So sieht Feminismus aus | abgrebrochen, weil das Bibliotheksbuch sich aufhängte | |
Arruzza, Bhattacharya, Fraser: Feminismus für die 99%. Ein Manifest | Ein antikapitalistisches Manifest für gerechtere Lebensbedingungen für alle Frauen, nicht nur eine kleine Elite. | 4 |
Simone de Beauvoir: Memoiren einer Tochter aus gutem Hause | Autobiographische Erzählung über die Kinder- und Jugendjahre bis hin zum Kennenlernen Sartres. Die Grundlegung zum Denken und Leben der Simone de Beauvoir. | 5 |
Hannah Arendt: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik | Das Leben als Jüdin auf der Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft, schwankend zwischen Anpassung und WIderstand. | 4 |
Dreizehn Bücher in einem Monat, Chapeau. Und alle sind ja nicht die „leichte Kost“. Darunter sind das eine und andere Buch, die mein Interesse wecken. Danke für diese Vorstellung.
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Sehr gerne, schön, konnte ich ein wenig inspirieren.
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Was für eine Auswahl.
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Die Leseliste ist beeindruckend. Ich habe übrigens nun „Elemente und Ursprünge …“ von Hannah Arendt auf dem Tisch. Ich werde es gleich zu lesen beginnen. Einen schönen Start in die Woche wünsche ich!
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Ich bin gespannt. Ich kämpfe, aber das liegt wohl daran, dass ich eigentlich ein anderes von ihr lesen wollte, dieses aber wegen der Reihenfolge vorgeschoben habe.
Auch dir einen guten Wochenstart!
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Ich weiß nicht, wie schnell ich aufhole, habe aber zu lesen angefangen. Es ist ein sehr langes Buch – vielleicht gebe ich hier und da ein paar Anmerkungen durch. Bin gespannt, was du darüber schreiben wirst!
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