Ich blicke jetzt auf einen Monat schlechtes Wetter zurück hier in Spanien. Einen Monat hat sich die Sonne kaum gezeigt, es war grau, windig, es regnete, von den Sandstürmen reden wir besser nicht, der Sand sitzt noch immer überall. Und ich frage mich, ob das einfach eine schlechte Wetterlage war, wie es mal passieren kann, oder ob das mit dem Klima zu tun hat, das aus den Fugen ist. Ich weiss es nicht. Die Frage ist, ob es wichtig ist, dass ich es weiss. Selbst das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass wir uns um das Klima kümmern sollten, dass wir dringend unseren Lebenswandel, unsere Ressourcenverschwendung, unser Sein auf dieser Welt überdenken müssten. Ich glaube, das ist allen klar, wir bestätigen es uns gegenseitig – und belassen es dann meist dabei. Wir sind ja nur klein, die Frage zu gross, machen können wir sowieso nichts. Zudem: Auf uns hört ja sowieso keiner.
Es ist eine Machtlosigkeit in der Welt, eine Hilflosigkeit und auch ein mangelndes Vertrauen in die Politik. Oft sprechen wir von denen da in der Politik, während wir uns als die hier sehen. Dazwischen ist ein grosser Graben, wir sehen wenig Verbindung. Das ist gerade für ein politisches System wie eine Demokratie natürlich eher schlecht, da diese von der Teilhabe der Bürger, welche sie ausmachen per Definition, leben würde. Ich mag in dem Zusammenhang Hannah Arendts Definition von Politik. Sie schiebt sie gerade nicht den Politikern zu, sondern sagt, dass Politik überall da betrieben wird, wo Menschen miteinander als Verschiedene über eine gemeinsame Welt diskutieren. In ihren Worten:
„Sprechend und handelnd schalten wir uns in die Welt der Menschen ein, die existierte, bevor wir in sie geboren wurden, und diese Einschaltung ist wie eine zweite Geburt, in der wir die nackte Tatsache des Geborenseins bestätigen, gleichsam die Verantwortung dafür auf uns nehmen.“
Statt uns hinter unseren Meinungen zu verstecken, andere nicht zuzulassen und die Welt den Politikern zu überlassen, wäre es wünschenswert, die eigene Verantwortung wieder wahrzunehmen und im Wissen, dass jeder genauso betroffen ist von dieser Welt, mit anderen in den Dialog zu treten – gerade um auch andere Sichtweisen kennenzulernen. Nur aus verschiedenen Perspektiven lässt sich die Welt erfassen.
Wir leben in einer Welt, die eng vernetzt ist. Finanzmärkte hören nicht an Landesgrenzen auf, ebensowenig ist das Klima ein national beschränktes Problem. Diese Globalisierung bringt nicht nur eine grössere Weltreichweite mit sich, sie führt auch dazu, dass wir unsere Probleme global angehen müssen, sprich: Wir können ökonomische und ökologische Themen nicht mehr nur national abhandeln, wir müssen den globalen Dialog und eine gemeinsame Lösungsstrategie suchen.
Buchtipp: Ned O’Gorman: Politik für alle. Hannah Arendt lesen in unsicheren Zeiten, Nagel und Kimche, München 2021.
Ja und nein zu den „globalen“ Herausforderungen, liebe Sandra. Ich meine, der sog „Klimaschutz“
Ist nur eine Ausrede, um vom nicht vorhandenen aber dringend erforderlichen Naturschutz abzulenken. Und der ist lokal, der ist eine Aufgabe für jeden von uns, für jede Gemeinde, jedes Unternehmen, jede Verwaltung, jeden einzelnen Staat. Von unten nach oben findet Naturschutz statt. Und wird die Natur geschützt, braucht es keinen Klimaschutz mit „globalen“ Dirigenten. Dass globaler Klimaschutz ein leeres Wort ist, sieht man übrigens an den Bewaffnungsprogrammen und Kriegshandlungen überall in der Welt. Schlimmere „Klimakiller“ gibt es nicht.
LikeGefällt 3 Personen
Ich stimme dir zu: Ja und nein – ich denke, es brauch beides. Eine Nation alleine wird auch die Natur nicht schützen, gewisse Auswirkungen haben schlicht weitreichendere Konsequenzen. Aber: Vor Ort im Kleinen lässt sich schon viel tun.
LikeGefällt 1 Person
ich meinte es schon konkreter: NUR wenn wir vor Ort richtig handeln, können auch weiter gesteckte Ziele erreicht werden. Lokale Ansätze können Heilung, bringen. globale Ansätze müssen sich daran orientieren und subsidiär bleiben. Die Natur (und im weiteren dann das Klima) kann nicht gesunden, wenn sie nicht vor Ort gesundet.
Leider beobachte ich das Umgekehrte: man verspricht sich globale Heilung von der Verminderung einer Größe (CO2), und ergreift Maßnahmen, die die Natur vor Ort nur noch schlimmer verwüsten. Zwei Beispiele für Zerstörung von Landschaft unter der Devise: wir retten das Klima: der Bau von Elektroautos in der wasserarmen Brandenburger Landschaft und die Abholzung eines Märchenwaldes bei Kassel, um Windgeneratoren Platz zu machen. Es gibt eine große Zahl solcher Beispiele, leider, auch bei uns in Griechenland . Was zu sehen ist, ist die Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts, während das Ziel – Verminderung von CO2 – in immer weitere Ferne rückt.
LikeGefällt 1 Person
Ich meinte es durchaus auch so vor Ort….
LikeGefällt 1 Person