«Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl von Heimat, als ich das so sah, und ich dachte daran, daß nun jemand da war und da sein würde, daß ich nur wenige Schritte zu machen brauchte, um ihn zu sehen und bei ihm zu sein, heute, morgen, auf lange Zeit vielleicht –«
Inhalt
Drei Kameraden aus dem Krieg, Robert, Gottfried und Otto, eröffnen im Berlin der zwanziger Jahre eine Autowerkstatt, die sie mehr schlecht als recht finanziell über die Runden bringt. Als sie bei einer Autoausfahrt auf Pat treffen, wächst zwischen ihr und Robert eine erst feine, dann immer stärker werdende Liebe heran, welche. Robert führt Pat in seine Welt ein, die aus viel Alkohol, Salons mit Prostituierten und vor allem tiefen und echten Freundschaften besteht. In diese gelebte Liebe und Lebensfreude schlägt das Schicksal hinein, Pat wird schwer krank, muss sogar ins Sanatorium. Es bleibt nur noch die Hoffnung und damit immer wieder neue Zuversicht, dass alles noch ein gutes Ende nehmen wird.
Bedeutung
«Theater, Konzerte, Bücher, – alle diese bürgerlichen Gewohnheiten hatte ich fast verloren. Es war nicht die Zeit danach. Die Politik machte genug Theater.»
«Drei Kameraden» ist ein Zeitzeugnis. Es durchleuchtet das Berlin der zwanziger Jahre mit klarem Blick, welcher in die Tiefe führt. Das Buch zeigt die Lebensfreude nach dem Krieg, aber auch die Versehrtheit der Kriegsrückkehrer. Es zeigt das Leiden an der Zeit und die seelischen Wunden, die vom Krieg übrigblieben, das Nicht-vergessen-Können, das Misstrauen in die Zeit. Es zeigt die schwierige wirtschaftliche Lage, in welcher eine ganze Schicht von Menschen ums Überleben kämpft, in welcher die Möglichkeiten immer weniger und die Nöte immer vielfältiger werden.
«Drei Kameraden ist aber auch ein Buch über die Freundschaft, über den Zusammenhalt von drei Menschen, die füreinander einstehen und hinstehen. Es sind aber nicht nur die drei Menschen, die freundschaftlich verbunden sind, sie bilden nur den engsten Kreis. Es ist eine ganze Gruppe von Menschen, die zu einem Freundeskreis gehören, bestehend aus den untersten Schichten des Milieus, bestehend aus Alkoholikern, Prostituierten und sonst Randständigen, bestehend aus ganz viel Mitmenschlichkeit – trotzdem.
««Liebst du mich eigentlich?» fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. «Du mich?»
Nein, ein Glück, was?»
«Ein grosses Glück.»
«Dann kann uns ja nichts passieren, wie?»
«Gar nichts –« erwiderte sie und faßte unter den Mänteln nach meiner Hand.»
«Drei Kameraden» ist aber auch ein Buch über die Liebe, ein Buch über die Verbindung zweier Menschen in schwierigen Zeiten, in welchen das Vertrauen in das Gute durch die Herausforderungen des Lebens schwer geworden ist.
«Drei Kameraden» besticht durch einen feinen Witz, eine unglaublich tolle Sprache voller Poesie und eine grosse Menschlichkeit. Es ist ein sehr berührendes Buch, ein einnehmendes Buch, ein zum Nachdenken anregendes Buch. Es ist ein Buch, welches zeigt, dass auch in schweren Zeiten (oder gerade da) Werte wie Freundschaft, Verlässlichkeit und Mitmenschlichkeit wichtig sind. Es ist ein Buch, das zu jeder Zeit aktuell ist, weil jede Zeit ihre Herausforderungen kennt und Menschen damit umgehen müssen.
Persönlicher Bezug
Natürlich war mir das Buch «Im Westen nichts Neues» ein Begriff, der Name Erich Maria Remarque bekannt, und doch hatte ich weder dieses noch ein anderes Buch je gelesen, geschweige denn mich mit der Person Remarque auseinandergesetzt. Dann las ich den Roman «Ascona» von Edgar Rai (HIER die Rezension) und es gab quasi kein Halten mehr: Ich wollte mehr über Erich Maria Remarque erfahren und ich wollte vor allem das Buch lesen, welches er in dem gelesenen Roman geschrieben hat. Und ja, es wird nicht bei dem einen Buch bleiben.
Erich Maria Remarque
Erich Maria Remarque (eigentlich Erich Paul Remark, den Mittelnamen «Maria» legte er sich aus Verehrung für Rainer Maria Rilke zu) wurde am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren. Er besuchte ein katholisches Lehrerseminar und wurde 1916 in die Armee eingezogen, wo er nach sechs Monaten Ausbildung an die Front berufen wird. Wegen einer Verletzung verbringt er die Zeit bis 1918 im Lazaret. Die Armeezeit wird ihn das ganze Leben prägen, seine pazifistische Sicht begründen. Es folgen die verschiedensten Berufe, Händler, Agent für Grabsteine, Lehrer oder Organist sind nur ein paar. Daneben veröffentlicht er Gedichte und Kurzprosa, 1920 folgt der erste Roman «Traumbude». Die Jahre drauf reist er als Journalist durch Europa, wird Sportredaktor und veröffentlicht schliesslich 1929 den Roman «Im Westen nichts Neues», mit welchem er berühmt werden sollte. 1932 folgt die Reise in die Schweiz, nach Porto Ronco (in der Nähe von Ascona) ins Exil. 1933 werden seine Bücher verbrannt, 1938 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, 1939 die Emigration nach Amerika. Nach dem Krieg lebt Remarque abwechselnd in New York und Porto Ronco (CH). 1946 gelingt ihm mit dem Roman «Arch of Triumph» ein weiterer Erfolg, an welchen er mit den folgenden Romanen nicht mehr anschliessen kann. Erich Maria Remarque stirbt am 25. September 1970 in Locarno.
Angaben zum Buch
Verlag: KiWi-Taschenbuch; 4. Edition (8. März 2014)
Umfang: 592 Seiten
ISBN: 978-3462046311
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