Roman nach einer wahren Geschichte
„Manchmal muss man an Orte der Vergangenheit zurückkehren, damit Frieden einkehren kann. Damit nimmt man den Erinnerungen die Schärfe. Ich wuchs in zwei Sprachen auf, lebte zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei verfeindeten Nationen, die bis heute nach einer Aussöhnung suchen. Ich war fast mein ganzes Leben lang zwischen den Welten.“
(Ella Berner)
Als Kind einer Deutschen und eines Tschechen erfährt Ella schon als kleines Kind, wie es ist, zwischen den Stühlen zu sitzen. Das Schicksal will es, dass ihre Familie immer auf der falschen Seite steht und das machthabende Regime gegen sich hat. Als 1945 Ellas Vater von tschechischen Revolutionsgarden erschlagen wird, wird alles noch viel schlimmer. Ellas Mutter ist gezwungen, mit den beiden Kindern zur Familie ihres ermordeten Mannes zu ziehen, welche sie hasst und ihr fortan das Leben schwer machen wird. Ella selber wird in Klosterschulen gesteckt, in welchen ihr Leben zur Tortur wird.
„Was der alte Mann im Beichtstuhl in meiner Seele anrichtete, ist mit Worten nicht zu beschreiben.“
Doch dann verliebt sich Ella in Pavel. Und sie scheint endlich auf der Sonnenseite des Lebens angekommen. Leider trügt der Schein, es folgen Psychiatrie, eine weitere Flucht, weitere Gefahren… bis Ella die Liebe ihres Lebens trifft. Doch noch immer schlägt das Schicksal weiter zu.
Die Frau zwischen den Welten ist ein bewegendes Buch über eine Frau, die vom Schicksal mehr als auf die Probe gestellt wurde. Oft sitzt man beim Lesen da und fragt sich, wie ein einzelner Mensch so viel tragen, ertragen kann. Es ist die Geschichte einer Frau, die schon als kleines Mädchen lernen musste, dass man keinem trauen kann – und das rettet ihr sogar später das Leben. Es ist die Geschichte einer Frau, die trotz allem immer wieder aufsteht und kämpft. Für sich, für das Leben, für die, welche sie liebt.
Hera Lind erzählt die Geschichte von Ella Berner auf eine gut und flüssig lesbare Weise, es gelingt ihr, den Leser von der ersten Seite an zu packen und nicht mehr loszulassen. Die Geschichte trägt mit ihrer Tragik sicher viel zu diesem Effekt bei. Auch wenn das Buch stilistisch sicher nicht der grossen Literatur zuzuzurechnen ist, da es ab und an ins Pathetische abgleitet oder auch stellenweise Züge seichter Liebesromantik trägt, so gelingt der Erzählerin doch ein Erzählfluss, der mitreisst. Und vielleicht tut gerade das auch gut bei der Schwere, welche diese Lebensgeschichte doch mit sich bringt.
Fazit:
Ein bewegendes Buch, das einen von der ersten Seite packt und nicht mehr loslässt. Die Lebensgeschichte einer mutigen Frau, die trotz grausamem Schicksal immer wieder die Kraft findet, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Sehr empfehlenswert.
Über die Autorin
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Immer wieder erobert sie die SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr Roman »Die Hölle war der Preis«, eine bewegende Geschichte, die im Frauengefängnis Hoheneck in der ehemaligen DDR spielt, stieg sogar direkt auf Platz 1 ein. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Angaben zum Buch:
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Diana Verlag (14. Dezember 2020)
ISBN-Nr.: 978-3453292277
Preis: EUR 10.99 / CHF 17.90
Zu kaufen in Ihrer Buchhandlung vor Ort oder online u.a. bei AMAZON.DE oder ORELLFUESSLI.CH
Ich gehöre tendenziell auch eher zu den Hera-Lind-Skeptikern. Nun habe ich neulich deinen Beitrag dazu gelesen und mich schon gewundert; da du jetzt aber angibst, dass sie „Tatsachenromane“ schreibe, erklärt sich das. Meiner Erfahrung nach gibt es einige Schreiber, die echt gut sind, deren Geschichtenkonzeption ich aber völlig daneben fand/finde – und dazu gehört Hera Lind. Sieht so aus, als ob ich noch mal etwas von ihr lesen sollte. 🤔
Danke dir, schönen Sonntag! ⛅
Sonntagmorgenkaffeegruß 😁☁️☕🍪👍
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Ja, die eigenen Vorurteile – ich bin vor ihnen auch nicht gefeiht, habe aber durch das Ablegen oder nochmals Hinschauen auch schon so manche Überraschung erlebt.
Liebe Grüsse zu dir
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Die Frau zwischen den Welten und zwei weitere Tatsachenberichte von Hera Lind hab ich auch gelesen. Flüssig sind sie in der Tat geschrieben, enthalten aber auch recherchemäßige Ungenauigkeiten.
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Das ist gut möglich. Aber wenn man wirkliche Recherche will, muss man wohl meist Sachbücher lesen. Und Archivnotizen. Es ist wohl ein Abwägen beim Autor wie beim Leser, welchem Anspruch er genügen will.
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Hallo du Liebe,
danke, das Buch möchte ich lesen.
Ich mag es sehr, wenn es sich um wahre Begebenheiten handelt. Danke dir
Hera Lind war für mich lange Zeit eben das „Superweib“ schlecht hin.
So wurde sie auch weitgehend in den Medien dargestellt.
Doch, ich habe vor einigen Jahren einen Bericht gesehen über ihre eigene Lebensgeschichte.
In dem Hera Lind, ihr Ehemann, auch ihre Kinder erzählt haben.
Danach habe ich meine Meinung revidiert.
Die beschriebene Geschichte in den Buch interessiert mich sehr.
Danke dir!
Segen und alles Liebe! M.M.
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Hallo liebe Monika-Maria, ja, Hera Lind hatte lange einen Ruf, der auch mich eher vor der Lektüre abgeschreckt hätte. Als ich aber den Klappentext las, fand ich die Geschichte so spannend, dass ich dem Buch eine Chance gab – und belohnt wurde. Danach habe ich mich dann etwas intensiver mit Hera Lind beschäftigt und gesehen, dass sie doch schon eine Weile sehr erfolgreich wahre Geschichten aufschreibt. Das vorliegende Buch kann ich wirklich nur empfehlen.
Viel Lesespass und liebe Grüsse, Sandra
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Habe es schon bestellt. Danke! Auch meine Tochter will es lesen! GLG M.M.
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