Heute stiess ich auf Facebook auf einen Beitrag eines „Freundes“. Ich gebe zu, ich hatte keine Ahnung, wer das war und wie ich zu der Ehre der Freundschaft gekommen war, aber das sah ich nun: Ein Bild, das er irgendwo kopiert hatte. Zwei sich küssende (wirklich attraktive) Männer. Er schrieb dazu, er fände das widerlich. Die Kommentare schlugen in die gleiche Kerbe. Zwei Männer gingen gar nicht. Liebe sei nur Mann und Frau, alles andere sei pervers. Da wurden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung als WIDERLICH (sorry, ich muss das deutlich sagen) bezeichnet.
Ich habe das angeklagt. Ich schrieb einen eigenen Post und sagte, dass ich ein solches Verhalten nicht akzeptiere. ich sagte, dass ich keine Homophoben Menschen in meiner Freundschaftsliste haben will. Ich sagte, dass es nicht angehe, Menschen wegen ihrer religiösen, sexuellen Ausrichtung, Herkunft oder Hautfarbe abzuwerten. Ich wurde angegriffen. Und zwar massiv.
Ich bin aktuell geschockt. Und nachdenklich. Ich bin geschockt, wie viele sich für eine Meinungsfreiheit bei menschenverachtendem Tun einsetzten. Wie ich angegriffen wurde, weil ich Menschen in ihrer Würde, ihrem Sein schützen wollte.
Ich sei ein Ignorant, weil ich mich für Menschenrechte einsetzte. Die Meinungsfreiheit wurde ins Feld geführt, nicht wissend wohl, dass die Menschenwürde, die angegriffen wurde, höher steht. Und: Meinungsäusserungsfreiheit wurde für Diskriminierung, Abwertung geltend gemacht, wo diese doch zum Schutz der Menschenwürde und des Antirassismus einst eingeführt wurde – das mutete schon fast skurril an.
Ich stehe weiter dazu: Ich bin gegen Rassismus, gegen Diskriminierung, gegen Pauschalverurteilungen aufgrund von Herkunft, Religion, sexueller Ausrichtung, Hautfarbe. Wenn das Intolerant ist, dann bin ich das.
Ich bin ganz deiner Meinung. So etwas geht gar nicht. Wir leben im 21. Jahrhundert, da denkt man wir wären ein Stück weiter gekommen. Tatsächlich ist erst seit 2001 für homosexuelle Paare eine Lebenspartnerschaft in Deutschland möglich. Erschreckend.
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Wir geben uns so aufgeklärt, wir sind noch nicht weit gekommen. Alleinerziehende Mütter sind immer noch gescheiterte Existenzen. Homosexuelle sind irgendwie spektakulär. Juden so die, welche mal endlich aus dem Opferstatus treten müssten. Aber wir sind ja ach so aufgeklärt. Notfalls pochen wir auf Meinungsäusserungsfreiheit. Damit ist dann alles totgeschlagen.
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Man hört bei uns sowieso ständig wie weit wir gekommen sind. Wie gut wir uns entwickelt haben. Dabei stecken wir teilweise noch in den Kinderschuhen was Hautfarbe, Homosexualität und Religion angeht.
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Leider wahr. Den Überlebenden des grossen Schreckens gehen langsam die Stimmen aus. Die Nachkommen sind (unverständlicher- und traurigerweise) ambivalent. Ich hoffe, dass die immer noch lauten Stimmen die nachfolgende Generation (deine) wachhalten können. Es ist so wichtig. Und dringend nötig.
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Meine Generation ist leider nicht viel besser. Kaum welche stehen für andere ein. Da wird einfach mit gemacht oder ignoriert.
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Es waren oder sind wohl immer die Ausnahmen. Und sie haben es schwer. Ich sehe es leider auch so.
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Ja leider
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Ich seh da ein Problem kommen, ganz generell: Je mehr kommunziert wird, und zwar auch an MEHRERE, von denen man/frau nicht alle kennt, desto mehr Situation entstehen, wo Meinungen kollidieren. Das ist neu! Und, so ich es sehe, brandgefährlich… Wie erlernen wir wieder zu schweigen….? Weil reden ist ja nur Silber!
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Mmmmmmh Sunny, da bist du wohl auf ein Nest ängstlicher Dummköpfe gestossen, die ihre Anonymität im Netz dazu nutzen Mist abzusondern. Wen ich bei solcher Meinung ertappe fliegt und wird gesperrt. Was ich aber auch schon bei mir festgestellt habe sind FB-Freunde die gerne meine Plattform nutzen um sich nach vorne zu spielen, deshalb wird auch nicht jeder fremde Post gleich sichtbar, aber es war notwendig, um nicht hinterher wieder die Gemüter besänftigen zu müssen. Gute Nacht aus Marburg.
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Danke, dass du den Mund aufgemacht und Stellung bezogen hast! Es ist erschreckend, wie Diskriminierung unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit verbreitet wird. Du hast sehr gut herausgearbeitet, dass die Menschenwürde über der Meinungsfreiheit steht – und warum das so ist.
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Ich danke dir!
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Viele Menschen verwechseln bei diesem Theme ein paar Dinge:
Meinungsäusserungsfreiheit bedeutet, dass man seine Meinung äussern darf, ohne dafür rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. ABER: Beleidung, Verleumdung, Rufschädigung, Verletzung der Anti-Rassismusgesetze und andere Straftaten gelten *nicht* als Meinung und sind nicht durch dieses Recht geschützt. Andere Menschen zu beleidigen wird *nicht* vom Recht auf freie Meinungsäusserung gedeckt!
Zweitens deckt das Recht auf freie Meinungsäusserung nur das Recht ab, diese Meinung zu äussern. Es gibt kein Recht darauf, dass alle anderen die geäusserte Meinung gut finden müssen und es gibt kein Recht auf Applaus.
Drittens bedeutet das Recht auf freie Meinungsäusserung nicht, dass sich alle anderen dieser Meinung anschliessen müssen. Sondern im Gegenteil, dass auch sie frei ihre Meinung über die von einer anderen Person geäusserten Meinung äussern dürfen. Einfacher gesagt: A darf sagen, dass er Schwule für pervers hält und du darfst sagen, dass du das Scheisse findest. Beide Meinungen sind geschützt!
Und viertens und wichtigstens: Wenn Du jemanden für ein Arschloch hältst hast Du jederzeit das Recht, ihn von Deiner Freundesliste zu entfernen. Kein Gesetz der Welt zwingt Dich dazu, Dich mit Unsympathen abgeben zu müssen (ämel nicht in deiner Freizeit).
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Danke für diese ausführliche Antwort, dem ist nichts hinzuzufügen. Ich sehe es genauso.
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Die Meinungen in Kommentarspalten verblüffen mich auch häufig! Sie scheinen eine Seite der Gesellschaft stark überzogen darzustellen, die ich so vorher nicht kannte. Der Einsatz für das Menschenrecht nicht diskriminiert zu werden ist immer gut, danke dir dafür! Die attackierenden in deinem Fall stecken in einer eigenartigen Doppelmoral. Sie gehen so weit die Menschenwürde anderer herabzusetzen ohne irgendeine Kritik an der eigenen Position zuzulassen. Ziemlich traurig
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https://denkzeiten.com/2017/04/26/ich-sage-nein/#respond
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Die meisten Menschen welche die „Meinungsfreiheit“ für ihre haltlosen Aussagen reklamieren, sind schlicht zu faul um sich ihres Verstandes zu bedienen.
Mein Blog ist neu aber ich bemühe mich, entsprechend meines Namens, gehaltvolle Aussagen und Argumente zu formulieren, die ohne „Meinungen“ auskommen.
Es gibt keinen rationalen Grund wieso sich zwei Männer nicht küssen/lieben dürfen. Ob Homosexualität widerlich ist oder nicht ist keine Frage der Meinung. Wenn es der eigenen ästhetischen Empfindung widerstrebt, kann zwar niemand was dagegen machen, aber es ist kein Grund für Beleidigung, Diskriminierung oder irgendeine Art von politischer Folgerung.
Zu Ihrer Frage ob Sie deshalb, weil Sie gegen Rassismus, gegen Diskriminierung, gegen Pauschalverurteilungen aufgrund von Herkunft, Religion, sexueller Ausrichtung, Hautfarbe, sind, intolerant wären: NEIN
Das hat mit dem Paradoxon der Toleranz zu tun, nach Karl Popper:
„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz….“
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Ignorant sein, WEIL man sich für Toleranz und Akzeptanz einsetzt???
Hallo, da verstehe ich dich aber 100%
Toller Einsatz und ich vermute mal stark, dass sich diese Freundschaft erledigt hat, oder?
Cooler Artikel, deine Q
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Aber sowas von 😉 Danke dir und liebe Grüsse, Sandra
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Finde ich gut zu sehen, dass es da draußen noch mehr Menschen gibt, die sich engagieren
Viele Grüße zurück, deine Q
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Ich kann schlecht schweigen, wenn was nicht passt.
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