Gift und bayrische Gemütlichkeit
„Ich laufe nicht davon. Ich will mein Leben ändern.“
„Und da wirfst du einfach alles fort, was du dir aufgebaut hast?“ Nader lächelte nicht, als der das sagte. „Entwciklungshilfe. Ich bitte dich. Das sind Perlen vor die Säue, wenn du den Ausdruck entschuldgist. Jemand wie du kann der Menschheit auf anderem Wege weit effektiver nützen.
Frieda May hat gerade ihre Dissertation beendet, ihr Doktorvater, Gabor Nader, will sie an die Klinik mitnehmen, in der er in Kürze eine Chefarztposition innehat. Zwar möchte Frieda lieber Entwicklungshilfe leisten statt die Karriereleiter weiter hochkraxeln, doch kann sie ihrem Doktorvater, mit dem sie mehr als nur Wissenschaft verbindet, nicht widerstehen – sie geht nach München, wo ihr Gabor Nader eine Unterkunft bei seinem alten Freund Quiril Quast, urchiger Bayer und nicht nur karrieretechnisch pures Gegenteil von Nader, vermittelt.
Kurz nach dem Klinikeintritt stirbt Gabor Nader an einer Vergiftung. Quast und May sind überzeugt, dass das kein natürlicher Tod war und gehen dem Ganzen auf eigene Faust nach. Immer tiefer tauchen sie in den Sumpf von Vetternwirtschaft, Plagiat und Intrigen im Klinikalltag ein. Dass auch Quast selber eine mysteriöse Vergangenheit mit Nader hat, lässt Frieda May vorsichtig werden.
Frieda wurde es heiss. Jetzt war der Moment, um nachzuhaken. Diesmal durfte sie ihn nicht verpassen. Krampfhaft suchte sie nach den Worten, die Quast aus der Reserve locken würden. Schliesslich sagte sie: Und was ist mit der Vergangenheit? Gab es da nicht irgendetwas zwischen Gabor und dir?“ Sie liess die Worte im Raum stehen und beobachtete Qusst: Er schien ungerührt, nur die Falte zwischen seinen Augen wurde um ein weniges Tiefer, das Grübchen in seiner Wange verschwand.
Mit Giftgrün ist Bettina Plecher ein amüsanter und spannender Erstling gelungen. Sie nimmt den Münchner Lokalkolorit genauso auf wie die Abläufe des Klinikalltags, spinnt inmitten dieser Schauplätze eine Geschichte, die trotz Themen wie Mord, Gift, Intrigen und Betrug leicht und spritzig daher kommt. Dass die einzelnen Figuren etwas gar klischeehaft erscheinen, kann man ihr verzeihen, da der Lesespass nicht darunter leidet, sondern eher dadurch gesteigert wird
Fazit:
Ein leichte und lockere Lektüre für zwischendurch. Absolut empfehlenswert!
Zur Autorin
Bettina Plecher
Bettina Plecher wurde 1969 in Pasing (München) geboren, studierte nach dem Abitur Germanistik und Klassische Philologie. Nach dem Studium unterrichtete sie zuerst in Yorkshire, danach an verschiedenen bayrischen Gymnasien. Es folgte eine Kinderpause, der anschliessende Wiedereinstieg ins Lehreramt wurde durch das Projekt um ihren Erstlingsroman, Giftgrün (2013), vereitelt. Bettina Plecher lebt mit ihrer Familie in München.
Angaben zum Buch:
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag (2. Mai 2013)
ISBN: 978-3499235627
Preis: EUR 9.99/ CHF 15.90
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Ich hatte das Vergnügen, „Giftgrün“ zu lesen – ein hinreißendes, intelligentes, vielschichtiges Buch, sehr gut geschrieben, spannend und derart klug komponiert, dass die Auflösung buchstäblich erst am Schluss kommt. Nicht nur Krimi-Liebhabern uneingeschränkt zu empfehlen.
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Ja, dem stimme ich uneingeschränkt zu. Das Buch war witzig, spritzig, menschlich, hatte Tiefgang ohne schwer zu werden, dabei aber nicht seicht.
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