Gedankensplitter: Die Würde der eigenen Wahl

«Die Würde des Menschen liegt in seiner Wahl» Max Frisch.»

Man meint es ja immer nur gut. Man verschweigt was, weil man denkt, der andere könnte damit nicht umgehen. Man handelt hinter seinem Rücken und fühlt sich gut, weil man das Richtige tut. Aus der eigenen Sicht und für den anderen. Man merkt oft nicht, welche Überheblichkeit in dem «gut meinen» steckt, zu sehr ist man vom eigenen Urteil, von der eigenen Einschätzung überzeugt. Und genau darin liegt sie, die Überheblichkeit. Man nimmt damit dem anderen die Wahl, selbst zu entscheiden, wie er mit etwas umgehen will und kann, da er gar nicht weiss, dass er eine hatte. Er wusste nichts. Von allem. Er wurde übergangen, aussenvorgelassen. Man traute ihm nicht zu, selbst einen Weg zu finden. Man traute ihm zu wenig zu, hielt ihn damit klein. So klein, wie er vielleicht gar nicht wäre, würde man ihn einbeziehen.

Wie oft habe ich schon selbst erlebt, dass ich in Situationen kam, von denen ich vorher dachte, sie nicht bewältigen zu können. Und dann traf etwas ein, ich war mittendrin und ich musste. Und es ging. Emmy Hennings sagte so schön:

«Es geht ja immer, wenn auch manchmal schief.»

Auch das darf sein. Würdevoll einen Irrweg zu beschreiten ist immer noch besser, als entwürdigt zu sein. Das ist auch ein Aufruf an einen selbst: Nicht das Ruder aus der Hand geben. Irrwege heissen nicht, dass man gescheitert ist. Ein Fehler ist kein Niedergang. Das Leben hat Höhen und Tiefen. Und wir bewältigen sie. Nicht dass wir sie uns wünschen. Aber: Wie bewältigen sie. Wenn man uns lässt.


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5 Kommentare zu „Gedankensplitter: Die Würde der eigenen Wahl

  1. Ein guter Gedanke und eine treffende Formulierung: Die Würde der eigenen Wahl. Sich selbst entscheiden zu können und vor allem zu dürfen macht einen würdig, lässt einen in der Welt sein und sie gestalten. Selbst ein falscher Entscheid, wenn es der eigene ist, ist in den meisten Fällen besser als der richtige, den andere für mich gefällt haben. Zudem sollte ich mir bewusst sein, dass auch das Nichtentscheiden ein Entscheid ist und demzufolge auch Konsequenzen hat.

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    1. Man wagt oft nicht, sich zu entscheiden, weil man denkt, es könnte falsch sein oder aber man vergebe sich Möglichkeiten. Wenn aber alle Möglichkeiten offen bleiben, realisiert man am Schluss keine. Das bleibt ein Leben in der Potenz, womit alles schlussendlich unmöglich ist.

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