Gedankensplitter: Ehrfurcht vor sich selbst

«Das Unrechte, das man getan hat, ist die Last auf den Schultern, etwas, das man trägt, weil man es sich aufgeladen hat.» Hannah Arendt, Denktagebuch

Hannah Arendt spricht hier im Sinne Sokrates’, welcher sagte, dass es besser sei, Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun. In einer Zeit wie heute, in der das Individuum zuoberst steht, in der das eigene Wohl vor dem der anderen gesichert sein will (was aber durchaus auch im Menschen angelegt ist), klingt das auf den ersten Blick widersinnig. Wie meint sie das?

Wenn ich Unrecht tue, bin ich mir dessen bewusst. In mir gibt es diese Stimme, die sagt, dass das, was ich tue, nicht richtig ist. Man kann sie Gewissen nennen, man kann sie aber auch Stimme der Vernunft sehen, wie Kant es sah, welcher die Vernunft als universalen inneren Massstab über richtig und falsch erachtete. Wenn ich also Unrecht tue, so wird das in mir zu einem Gefühl der Unstimmigkeit führen, weil ich grundsätzlich das Richtige tun will. Dieses Gefühl werde ich mitnehmen, auch wenn das Unrecht schon längst getan ist. Von diesem Gefühl kann ich mich nicht einfach lösen, weil ich mit mir zusammenleben muss. Also wirkt es in mir fort. Unrecht zu vermeiden ist also nicht nur Dienst am anderen, sondern vor allem auch an sich selbst. Ich kann mit mir nur in Frieden leben, wenn ich so handle, dass ich mit mir im Reinen bin. Man könnte sagen, richtiges Handeln geht auch zurück auf eine, wie Schiller sich ausdrückte, «rettende Ehrfurcht vor sich selbst».


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Ein Kommentar zu „Gedankensplitter: Ehrfurcht vor sich selbst

  1. dem Wort man:

    ist ein jemand der sofern er in einer bestimmten Situation stellvertretend für jedermann genommen werden kann

    irgendjemand oder eine bestimmte Gruppe von Personen im Hinblick auf ein bestimmtes Verhalten, Tun oft anstelle einer passivischen Konstruktion
    man vermutet es wird allgemein vermutet, dass er es selbst getan hat

    die Leute stellvertretend für die Öffentlichkeit
    man ist in diesem Punkt heute viel toleranter

    jemand, der sich an bestimmte gesellschaftliche Normen, Gepflogenheiten hält
    so etwas tut man nicht

    ich, wir wenn der Sprecher, die Sprecherin in der Allgemeinheit aufgeht oder aufgehen möchte
    „man versteht ja sein eigenes Wort nicht!“

    du, ihr, Sie; er, sie zum Ausdruck der Distanz, wenn jemand die direkte Anrede vermeiden will
    „hat man sich gut erholt?“

    Herkunft
    mittelhochdeutsch, althochdeutsch man (Mann), eigentlich = irgendeiner, jeder beliebige (Mensch)

    Mit dem Begriff Man versucht Heidegger, den kulturellen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund des Daseins zu erfassen. Der Mensch ist als kulturelles Wesen stets auf ein Überlieferungsgeschehen angewiesen und durch dieses bestimmt.

    —-
    Wie verhält sich nun aber das von Hanna Arendt befürwortete Todesurteil für Eichmann zu den Menschenrechten im Allgemeinen und zum „Recht auf ……..

    *****

    Die unteilbare Würde hat Gültigkeit für alle Menschen.

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