George Tabori (24. Mai 1914 – 23. Juli 2007)

George Tabori wird am 24. Mai 1914 in Budapest geboren. Seine Eltern ziehen ihn erst katholisch auf, bis sie ihm mit sieben Jahren erklären, dass die jüdisch sei. Weil sein Vater findet, Schreibende gäbe es bereits genug und er müsse was Anständiges lernen, beginnt Tabori in Berlin eine Hotelfachlehre, bis sich die antisemitischen Vorfälle häufen und er schliesslich 1933 Deutschland verlässt.

„Als der Reichstag brannte, war es Zeit zu verschwinden.»

Die folgenden Jahre verschlagen ihn nach Budapest, London, in die Türkei, nach Palästina und Ägypten. 1941 erhält er die britische Staatsbürgerschaft. Er arbeitet Kriegsberichterstatter, später als Journalist und Übersetzer.

„Was ich immer erzählen muss, immer sagen muss: dass ich keine Heimat habe, dass ich ein Fremder bin, und das meine ich nicht pathetisch, sondern als gute Sache. Weil ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muss ein Fremder sein.“

1943 erscheint Taboris erster Roman («Beneath the stone»), weitere folgen. 1947 fliegt er auf Drängen einer Literaturagentin in die USA, wo er als Drehbuchautor engagiert wird. Aus den geplanten drei Monaten werden zwanzig Jahre. In den USA lernt er auch die ganze schreibende Zunft der Auswanderer kennen und arbeitet teilweise mit ihnen.

„Stell dir vor, du lebst in einem Haus, und jeden Sonntag kommen Büchner, Kafka, Flaubert, Mahler und so weiter zu Besuch …“

1968 reist er zum ersten Mal zurück nach Deutschland, um da ein Auschwitzstück am Theater zu inszenieren. Er tut dies nicht ohne Befürchtungen, doch es wird ein Erfolg. 1971 zieht er ganz nach Deutschland, wo er sich in diversen Städten mit verschiedenen Tätigkeiten rund ums Theater einen Namen macht.

George Tabori stirbt am 23. Juli 2007 in Berlin.

Zu seinem Werk

„Der kürzeste deutsche Witz ist Auschwitz.“

Das Thema «Auschwitz» hat George Tabori nie losgelassen. Nicht nur liessen ihn die Verfolgungen durch das Naziregime von einem Ort zum anderen reisen, so dass er sich immer als Fremder fühlen musste, er hat auch seinen Vater da verloren, welcher 1944 in Auschwitz starb.

„Sechzig Jahre später besuchte ich Auschwitz, suchte nach einem Zeichen, das er mir zurückgelassen hatte. Ohne viel Hoffnung. Die Toten waren in Rauch aufgegangen… Ich hob einen Stein auf, wo ist er, ich hielt den Stein in der Hand, versuchte, seine Gegenwart zu spüren, umsonst, ich steckte ihn in die Tasche, ein Souvenir… Mahnmale sind für die Lebenden. Die Toten kümmern sie nicht.“

George Tabori war ein Mann, dem Humor wichtig war, was sich auch in seinen Theaterstücken zeigte: Er brachte den Holocaust auf eine komische und politisch nicht korrekte Weise auf die deutschen Bühnen, er provozierte und forderte sein Publikum immer wieder heraus, weil sich dieses oft schwertat, in seine Art Humor hineinzufinden. Die Anstrengung lohnt sich!

Buchempfehlung:

Neben den Klassikern wie «Autodafé» und «Meine Kämpfe» möchte ich dieses Buch ans Herz legen: «Gefährten zur linken Hand»

Der Krieg wütet im Sommer 1943 überall, nur einen kleinen Badeort in Italien scheint er vergessen zu haben: San Fernando. Dahin zieht es den Autor Stefan Farkas, welcher aber immer am Rand bleibt, das Geschehen aus Distanz beobachtet und sich mit einer zynischen Gelassenheit über alles stellt – bis der Krieg auch hier einbricht. Fakras kommt zum Schluss:

«Es gibt Zeiten, in denen das einzig Nützliche der Tod ist.»

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