Lebenskunst: Ich bin so frei

Jeder kennt wohl die Situation, dass es in einem brodelt, etwas raus will, man sich aber nicht getraut, es zu sagen. Was, wenn der andere dann enttäuscht, böse, traurig ist? Was, wenn das etwas zwischen uns verändert in einer Weise, die ich nicht will? Und so schweigen wir. Und manchmal hoffen wir dann insgeheim, der andere käme von selbst drauf, was wir wollen. Tut er das nicht, machen wir ihm das fast zum Vorwurf, sogar dann, wenn wir es selbst nicht so genau wissen.

Was ich wirklich will, kann nur ich selbst wissen. Und wenn ich es nicht weiss, weiss es sicher kein anderer.Aber: Ich kann dem auf die Schliche kommen, indem ich in mich hineinhöre: Was will ich wirklich? Oft sind dann verschiedene Stimmen in mir, alle wollen sie etwas anderes. Woher kommen sie? Wer spricht in und durch uns? Welches sind meine wirklichen Bedürfnisse und was ist nur anerzogen, angelernt, Erwartungen geschuldet?

„Das Schlimmste aber, wenn man ein Gefängnis mit unsichtbaren Mauern bewohnt, ist, dass man sich den Schranken nicht bewusst ist, die den Horizont versperren.“ Simone de Beauvoir

Wenn ich selbst nicht weiss, was ich will, oder aber wenn ich mir das, was ich will, versage aus Ängsten heraus, baue ich mir selbst ein Gefängnis, das ich von meinen Ängsten bewachen lasse. ich liefere mich diesen aus und versage mir, so zu leben, wie es mir entsprechen würde.

„Der Frau bleibt kein anderer Ausweg, als an ihrer Befreiung zu arbeiten. Diese Befreiung kann nur eine kollektive sein.“ Simone de Beauvoir

Wirklich authentisch zu sein, meine eigene Natur zu erkennen und zu leben, ist der einzige Weg, der wirklich glücklich macht, weil ich mich nur dann frei und damit auch leicht fühlen kann. Mich selbst hinter Gitterstäben zu halten ist nicht nur eine Unterdrückung von mir selbst, es ist auch eine Absage an erfüllende und bereichernde Beziehungen, da es unmöglich ist, eine gleichberechtigte, freie und zu gegenseitigem Wachstum anregende Beziehung zu leben, wenn ich all das bei mir selbst einschränke oder gar negiere.

Fällt es dir leicht, zu deinen Bedürfnissen zu stehen?

9 Kommentare zu „Lebenskunst: Ich bin so frei

  1. Guten Morgen miteinander,

    Der Mensch muss sich wohl immer wieder, ein Leben lang, befreien und Ketten ablegen, wenn er in die Selbstbestimmung und Freiheit gelangen will.
    Was mich betrifft: habe mich früher viel nach anderen gerichtet. Ich bemühe mich so selbstständig und echt wie möglich zu sein. An meine private Außenseiter Rolle habe ich mich seit Jahrzehnten gewöhnt, wenn anfangs auch schwierig.
    Ein Lebensthema – der freie Wille, die Autonomie und die Zitate von Adorno, Rousseau und Sartre („Allein sein kann man nur, weil es andere gibt“)
    In mir angenehmen Gruppen und Gesellschaften blühe ich auf. Meistens bin ich Individualist.
    Liebe Grüße Sandra

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  2. Klasse: diesen Text gerne gelesen sowie auch die sich anschliessenden Kommentare. »Der Frau bleibt (vermutlich) kein anderer Ausweg (bis heute), als an ihrer Befreiung (wirklich direkt und offensichtlich mit) zu arbeiten. Und, diese Befreiung kann nur eine kollektive sein.“ Simone de Beauvoir; und um
    wirklich „authentisch zu sein“ oder zu werden.

    Um genau zu wissen, was ich will, von mir eventuell, unter Umstände und in einer Situation gewollt wird und ich will sowie eventuell gewillt bin zu tun. Ist es häufig nicht nur eine Frage, die ängstliches Empfinden sowie die Furcht oder die Angst erzeugt oder diese, mit Ängsten belegte Angelegenheit:en schafft; sondern die … durchaus verstrickten, eventuell auch komplizierten und komplexen »kollektiven« Angelegenheiten, die wie beschrieben »Arbeit« bedeuten, die gescheut wird, da es schmerzhaft, anstrengend und sehr unangenehm werden könnte im Befreiungsstreben: da Freiheit einem nicht gegeben, sondern man/frau sich diese Freiheit nehmen muss. Nicht nur in einer Situation oder für eine Situation, sobald diese auftritt und es erforderlich macht, sondern für die Dauer, die etwas länger andauernde Zeit, einen Zeitraum

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    1. Danke für deinen Kommentar. „Die Freiheit ist nicht gegeben, sondern man muss sie sich nehmen.“ Dem stimme ich zu. Im Wissen, wozu. Und: Man muss sie sich auch zugestehen. Oft steht man der eigenen Freiheit selbst im Weg und ist sich dessen nicht bewusst. Man denkt, man muss, doch merkt man nicht, dass man sich in dieses „Müssen“ durch eigene Entscheidungen selbst manövriert hat.

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      1. JA, es muss eventuell und auch gar bewusster dieser maschinellen Logik »beachtenswertes« bedacht, angedacht und „geschenkt“ werden, welche jede:r so natürlich und selbstverständlich nutzen und im Sinne »fair use…« benutzen kann, darf, sollte und muss, um sich frei zu bewegen und auch zu fühlen

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