Wieder beginnt ein neuer Monat, ich bin gespannt, was er Neues bringen wird. Meine Lesereise im Mai war sehr bewegt, sie startete politisch mit Hannah Arendt bei totalitären Systemen, ihren Elementen und Ursprüngen und ging dann mit ihrer Bestimmung des menschlichen Seins als tätiges weiter. Ic habe mich Adornos kritischer Kulturanalyse hingegeben und mit Armin Falk geschaut, wo die Stolpersteine sind, die uns abbringen vom Weg des Gut-Seins. Ich habe über Autonomie nachgedacht, Michael Plauen und Harald Welzer haben mir dabei geholfen: Wieso ist sie wichtig? Wo läuft sie Gefahr? Wie können wir sie bewahren?
Und ab und an wurde mir alles etwas zu viel. Und mir war nicht mehr danach, positiv zu denken und ich sah nicht, wie ich alles schaffen sollte. Da sprach mir Juliane Marie Schreiber aus dem Herzen. Mit Wilhelm Schmid erkundete ich die Philosophie der Lebenskunst: Was braucht es für ein reflektiertes Leben als Selbst? Was bedeutet Lebenskunst für mein eigenes Leben und was im Umgang mit anderen? Und auch wichtig: Wie kann ich mit mir selbst befreundet sein?
Es war eine weite Reise, teilweise anstrengend, aber durch und durch bereichernd. Die Lesereise in den Juni hat bereits begonnen mit Corine Pelluchons Buch „Das Zeitalter des Lebendigen“. Ich freue mich auf weitere inspirierende Lesemomente.
Hier die ganze Liste:
Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft | Eine geschichtliche Herleitung der Vorgeschichte totaler Herrschaften, was führte zu ihnen und wie sind sie eingerichtet in Bezug auf Macht und Gewalt, auf die Unterwerfung der Massen unter eine Ideologie. | 4 |
Hannah Arendt: Freundschaft in finsteren Zeiten | Hannah Arendts Lessingrede und Nachrufe auf eine grosse Denkerin und ihren Einfluss von Richard Bernstein, Mary McCarthy und weiteren. | 5 |
Hannah Arendt: Vita active oder Vom tätigen Leben | Eine Analyse des menschlichen Tätigseins, geglieder in Arbeiten – Herstellen – Handeln, wobei nur das Handeln das dem Menschen eigene, diesen bestimmende Tun ist. Durch sein Handeln und Sprechen verortet sich der Mensch in der Welt, wird er zu dem, wer er ist. | 5 |
Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung | Eine pessimistische Kulturanalyse vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs, welche den Glauben an Vernunft und Fortschritt kritisch betrachtet und sich mit Kapitalismus, Antisemitismus und Faschismus auseinandersetzt | 2 |
Ferdinand von Schirach: Verbrechen | Kurze Geschichte über Recht, Gerechtigkeit und Lebensläufe, die aus dem Ruder geraten. | 4 |
Andrew Clapham: Menschenrechte | Eine Einführung in die Thematik der Menschenrechte, ihre Geschichte, ihre Situation in der Aussenpolitik, die einzelnen Rechte sowie deren Umsetzungsmöglichkeiten | 5 |
Hartmut Rosa: Unverfügbarkeit | abgebrochen – nicht uninteressant, aber zu wenig auf den Punkt, zu sehr kreisend und viel Altes aufgreifend | 2 |
Armin Falk: Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein… und wie wir das ändern können. Antworten eines Verhaltensökonomen | Armin Falk zeigt anhand von Studien und Beispielen auf, wie wir uns in Situationen verhalten, in denen von uns moralisches Verhalten gefordert wäre. Was bringt uns dazu, gut zu sein im Sinne des richtigen Handelns, womit umgehen wir diesen Selbst- und Fremdanspruch – und wie können wir das ändern und uns unserer Verantwortung als Mensch unter Menschen stellen? | 4 |
Michael Plauen, Harald Welzer: Autonomie. Eine Verteidigung | Ein Buch über den Wert der Autonomie, wie sie entsteht, wie man sie lebt, wo sie Gefahr läuft, wieso es sie braucht und sie doch auch hinderlich sein. | 4 |
Juliane Marie Schreiber: Ich möchte lieber nicht. Eine Rebellion gegen den Terror des Positiven | Wir können nicht alles schaffen, auch wenn uns gewisse pseudopositive Strömungen weismachen wollen. Unser Leben ist geprägt von Strukturen und auch Gegebenheiten, der ständige Aufruf, doch möglichst dies oder das zu tun, um glücklich sein zu können, kann auch einfach mal zurückgewiesen werden mit einem „Nein, ich möchte lieber nicht“. | 3 |
Wilhelm Schmid: Philosophie der Lebenskunst. Eine Grundlegung | Was bedarf es, um ein reflektiertes Leben als Selbst zu führen, was bedeutet Lebenskunst in Bezug auf sich selbst und den Umgang mit anderen. | 5 |
Wilhelm Schmid: Schönes Leben? Einführung in die Lebenskunst | Eigentlich eine Zusammenfassung und einfachere Version der Philosophie der Lebenskunst | 5 |
Julian Baggini: Der Sinn des Lebens. Philosophie im Alltag | Die Suche nach dem Sinn des Lebens kreuz und quer durch die Philosophie, alles immer wieder verwerfend, um wieder neu zu suchen. Schlussendlich gibt es ihn nicht endgültig, sondern nur individuell, jeder muss ihn für sich selbst finden. Teilweise überflogen. | 3 |
Wilhelm Schmid: Selbstfreundschaft. Wie das Leben leichter wird | Was heisst es, mit sich befreundet zu sein? | 5 |
Schön zu wissen, einen Teil der Reise geteilt zu haben; was in diesem Fall willkommener Impuls und keineswegs zu viel war. Liebe Grüße
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Das freut mich sehr! Danke, das du mitgingingst und ich immer wieder merkte, ich bin nicht allein auf dieser Reise. Das war auch sehr willkommen. Liebe Grüsse zu dir
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