Frauen erzählen von ihren Heldinnen, Vorbildern und Wegbereiterinnen
Inhalt
«[Der Prozess der Gleichberechtigung] muss vorangetrieben werden. Zum Beispiel, indem man über Vorbilder und Wegbereiterinnen spricht, über die Freiheit, die Frauen haben sollten, wenn sie ihren Weg gehen.»
Wie wird man, wer man ist? Neben Veranlagungen und kulturellem Umfeld gibt es oft auch Menschen, die einen beeinflussen, weil sie ihr Leben auf eine Weise meistern, die beeindruckt. Davon handelt dieses Buch: Von Frauen, die auf ihrem Lebensweg von Frauen beeindruckt wurden, Frauen, die andere Frauen als Wegweiser und auch Mutmacher hatten und die nun über diese weiblichen Wegbereiterinnen und Wegbegleiterinnen sprechen.
Anne Ameri-Siemens hat in diesem Buch Lebenserzählungen von Frauen wie Senta Berger, Jutta Allmendinger, Nina Ruge, Katharina Schulze und weiteren zusammengetragen. Entstanden ist ein inspirierendes Buch mit spannenden Lebensgeschichten.
Weitere Betrachtungen
«…dass Gleichberechtigung nur erreicht werden könne, wenn sie auch Männersache sei – und als gemeinsames Ziel von Männern und Frauen verstanden werde. (Jutta Allmendinger)»
Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau, dauert schon lange, und noch immer sind wir nicht am Ziel. Noch immer sind Frauen in vielen Bereichen untervertreten und benachteiligt. Damit das nicht so bleibt, gilt es, nicht aufzuhören mit dem Einsatz, sondern weiter zu kämpfen. Dies wird aber nur Erfolg haben, wenn Frauen nicht allein und schon gar nicht gegen Männer kämpfen, sondern wenn dieser Kampf zu einer gemeinsamen Sache wird.
«Unsere Realitäten werden sich aber nur ändern, wenn Frauen aktiv gegen die genannten Zuschreibungen angehen – und gegen das frühe Antrainieren von Rollenbildern.» (Stephanie Caspar)
Damit ein System sich verändert, das über so viele Jahrzehnte gewachsen ist, braucht es neben den Forderungen für gerechtere Bedingungen auch einen Befreiungsschlag. Wir müssen uns lösen von tradierten Rollenbildern. Wir müssen diese Rollenbilder erkennen und bewusst darauf achten, dass wir sie nicht übernehmen oder gar in der Erziehung an die nachfolgende Generation weitergeben.
Die Geschichten dieser spannenden Frauen, die in dem Buch zu Wort kommen und über ihre Prägungen sprechen, zeigen, dass man als Frau erfolgreich seinen Weg gehen kann, dass man dabei auch auf Vorbilder schauen kann und das Rad nicht neu erfinden muss.
«Das Bedauern, es nicht versucht zu haben, ist später sicher schwerer auszualten , als wenn man auch mal scheitert oder nicht mit allem Erfolg hat. (Gisa Pauly) »
Vieles erscheint schwierig und kaum erreichbar, die fehlende Chancengleichheit kann als abschreckende Hürde wirken, der Umstand, dass man als Frau oft auch sonst benachteiligt ist und gegen Klischeevorstellungen ankämpfen muss, kann demotivieren. Und doch: Wenn man nicht wagt, aufzustehen, auszubrechen aus eingefahrenen Pfaden und Neues anzugehen, wenn man es nicht wagt, die eigenen Ziele und Wünsche zu erfüllen, wird man es wohl irgendwann bereuen.
Persönlicher Bezug
«Aus Zurückhaltung entsteht nichts Neues, kann nichts Gutes erwachsen.» (Jutta Allmendinger)
Als Mädchen wächst man oft mit der Forderung auf, möglichst gehorsam zu sein, nicht aufzufallen, sich zu fügen in das, was Mädchen zusteht. Eltern, Schule, das weitere Umfeld – oft sind sich alle einig darin und das prägt, prägt mit der Zeit so sehr, dass man viel aus dem Blick verliert: die eigenen Wünsche und auch sich selber. Unser patriarchalisches System ist darauf angelegt, es erhält sich so selber am Leben. Und wenn wir uns nicht wehren, geht es so weiter.
Ich habe in den letzten Wochen viel darüber nachgedacht, habe die prägenden Abwertungen meiner Vergangenheit gesehen, aber auch gemerkt, dass ich für mich doch oft Wege fand, aus solchen Mustern auszubrechen, mir meine eigenen Wege zu suchen – es ging nicht ohne Gegenwehr und Verletzungen, teilweise schmerzhaften. Ich würde mir wünschen, dass wir weiter gehen, dass wir diese alten Muster durchbrechen können, dass nachfolgende Generationen es leichter haben werden. Dazu müssen wir nicht ständig von vorne beginnen, wir können an das anknüpfen, was Frauen vor uns schon erkämpft haben. Es gibt in der Vergangenheit spannende, mutige, kämpferische, tolle Frauen, die den Weg zu ebnen begannen. Machen wir weiter.
Fazit
Ein inspirierendes Buch von Frauen über Frauen, davon, dass man als Frau seinen Weg mit Erfolg gehen kann und dabei Wegbereiterinnen hat, die einen prägen. Sehr empfehlenswert.
Autorin
Anne Ameri-Siemens, geboren 1974 in Frankfurt am Main, arbeitet als Journalistin für das Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» und die «Frankfurter Allgemeine Quarterly». Für ihren «Spiegel»-Bestseller «Für die RAF war er das System, für mich der Vater» wurde sie 2007 u. a. mit dem Internationalen Buchpreis Corine ausgezeichnet. Mit der Verfilmung des Buchs, der Dokumentation «Wer gab euch das Recht zu morden?», war sie 2008 für den Grimme-Preis nominiert. Zuletzt erschien «Ein Tag im Herbst. Die RAF, der Staat und der Fall Schleyer» (2017).
Angaben zum Buch
Herausgeber: Rowohlt Berlin; 1. Edition (19. Oktober 2021)
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
ISBN-Nr.: 978-3737101271
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Vielen Dank, ein weiteres Mal.
«…dass Gleichberechtigung nur erreicht werden könne, wenn sie auch Männersache sei – und als gemeinsames Ziel von Männern und Frauen verstanden werde. (Jutta Allmendinger)»
Genau das finde ich auch und würde ergänzen: Alles andere ist manichäisch und führt so weiter weg vom Ziel.
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Wir sind uns – mal wieder – einig. Es darf nicht von einer Front zur nächsten wechseln.
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