Warum ich schreibe

Ich will in Worte fassen, was in mir ist, will erzählen, was mich interessiert, beschäftigt, zum Nachdenken anregt. Ich möchte mit-teilen, was ich sehe, höre, lese, weil ich denke, dass dieses Teilen und Mitteilen eine Verbindung schafft aus meinem Innern in Aussen, eine Verbindung, die über Grenzen hinweg möglich ist. Ich möchte rauslassen, was in mir ist und manchmal gehe ich es schreibend auch erst suchen und finde es so.

Durch das Schreiben lerne ich. Ich lerne etwas über mich und die Welt, ich lerne, wie es ist, sich etwas zu verschreiben und vor allem lerne ich auch immer wieder, im Hier und Jetzt und mit einer Sache befasst zu sein. 

Ich geniesse den Moment des Schreibens durch das Fliessen, das sich einstellt. In mir und aus mir heraus. Es ist, als ob eine direkte Leitung von tief in mir drin in meine Finger besteht. Doch wo fängt sie an? Im Kopf? Meist ist es kein bewusstes Denken mehr, das fand vielleicht vorher statt. Dinge setzten sich über die Zeit fest, formten sich zu Ideen, wurden meine Gedanken und fliessen dann irgendwann aus den Fingern. Es entsteht etwas Neues aus mir heraus und ich sitze da und freue mich während des Schreibens an diesem Entstehen.

Natürlich gibt es auch zielgerichteteres Schreiben, zum Beispiel bei Artikeln und Büchern, bei denen ich durchaus strukturierter vorgehe. Aber das ist wohl nur vordergründig und im Groben so. Wenn die Struktur mal steht, funktioniert das Schreiben wieder gleich. Lange passiert nichts, die Speicher füllen sich durch ganz viel Aufgenommenes, fast schon Aufgesogenes, Gesammeltes, Versammeltes, schon Vorhandenes, noch neu Hinzukommendes. Und aus diesem Speicher fliesst es plötzlich wieder – meist in einem Guss.

Diese Freude, diese Leidenschaft, die darin steckt und dabei immer wieder ans Tageslicht kommt, möchte ich nicht missen.

Ich sehe überall Geschichten. Ich beobachte Menschen, laufe durch Einkaufsläden, sitze in Cafés und sie liegen vor mir und warten nur darauf, aufgeschrieben zu werden. Vielleicht liegen sie aber auch in mir und werden durch das, was um mich ist, geweckt? Ich weiss es nicht.

Wenn ich aus Impulsen heraus einfach schreibe, fliessen die Buchstaben aus mir heraus. Das fühlt sich für mich stimmig und richtig und wichtig an. Sobald ich anfange, die ganze Sache zu vergeistigen, planen will, mir selber Vorgaben machen möchte, stockt der Fluss und die Tinte trocknet vor dem leeren Papier ein.

Wenn ich nicht schreibe, bin ich nicht ich. Dann fehlt mir der Boden, auf dem ich stehen kann. Indem ich mit dem Schreiben neue Welten schaffe, stehe ich fester und sicherer in meiner. Vielleicht, weil sie mir durch das Schreiben immer wieder erfahrbarer, klarer und präsenter erscheint.

3 Kommentare zu „Warum ich schreibe

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