Es ist ein neues Jahr, doch irgendwie hat sich gar nicht viel verändert. Das ist ja meistens so. Wir setzen uns zeitlich Termine wie Geburtstage, Jahresenden und -anfänge und dann soll alles anders sein. Dabei war nur eine normale Nacht dazwischen. Noch immer ist Corona in aller Munde, die Möglichkeiten sind beschränkt, die Aussichten ungewiss. Ich versuche weiter, das zu sehen, was geht, das bewusst wahrzunehmen, was gut ist – so auch heute wieder die fünf Inspirationen der letzten Woche.
Was ist mir diese Woche begegnet, hat mich diese Woche inspiriert?
- Ich stiess im Netz auf einen Artikel über die täglichen Routinen von Schriftstellern, ein Thema, das mich schon lange interessiert: Wie tut ein Schriftsteller das, was er tut? Ich schrieb auch meine Masterarbeit zu diesem Thema am Beispiel von Thomas Mann. Die Herangehensweisen an das Schreiben sind oft unterschiedlich, und doch finden sich auch Parallelen. Etwas, das ich oft las, dass viele Schriftsteller eine tägliche Routine haben, dass sich die Tage und das Schreiben in immer gleichem Rhythmus abspielt. Diese Verpflichtung dem eigenen Schreiben gegenüber scheint, so interpretiere ich das, eine grundlegende Voraussetzung zu sein für das erfolgreiche Schreiben (im Sinne eines wirklich stattfindenden und zu einem Ergebnis führenden). In dem Zusammenhang finde ich es auch spannend, die Schreibplätze von Schriftstellern zu sehen – dazu gab es in der NY Times mal einen Artikel: Hier
- Gerald Hüthers Buch „Würde“ hat mich zum Nachdenken angeregt – nicht zum ersten Mal: Hier die Rezension. Was bedeutet Würde eigentlich? Ist sie eine absolute Grösse oder aber eine individuelle Bestimmung? Können wir als Einzelne würdevoll leben oder bedürfen wir der Gesellschaft dazu? Ist ein Leben im Alleingang würdevoll oder zeigt sich Würde gerade auch im Miteinander?
- Freundschaft – diese Woche wurde mir einmal mehr bewusst, wie wichtig Freunde sind, wie wichtig, irgendwie lebensnotwendig es ist (in meinem Leben teilweise wirklich wortwörtlich), welche zu haben. Menschen, die da sind Die auch ehrlich sind. Die dir deine Schwächen durchaus zeigen, aber dich trotzdem lieben und dich damit begleiten. Bei denen du weisst: Ich muss mich nur melden, da kommt was zurück. Ich kann drauf zählen. Ich bin sehr dankbar, in meinem Leben Menschen kennengelernt zu haben, die ich wirklich Freunde nennen darf. An einem Tag, an dem ich Freunde brauchte waren welche da. Und ich las zufällig (?) dieses Gedicht:
Der Freundschaft Immergrün
Glücklich, was in Lieb und Treue
sich hienieden einst verband
und sich immerfort aufs Neue
noch wie weiland wiederfand!
Schön wie eine liebe Sage
klinget die Erinnerung
und im Zauber schöner Tage
fühlt das Herz sich wieder jung.
So nur gibt′s für uns kein Altern,
kein Verwelken, kein Verblühn,
wenn wir treu verbunden halten
fest der Freundschaft Immergrün.
(Hoffmann von Fallersleben, * 02.04.1798, † 19.01.1874)
- Dankbarkeit – die Freundschaft führt mich gleich zum nächsten. Aristoteles nannte das grösste Gut des Menschen die Glückseligkeit. Damit war durchaus etwas anderes gemeint das das heute alltägliche Glück – und doch… ich würde die Dankbarkeit höher einstufen. Jeden Tag zu sehen, wofür wir dankbar sein können, ist eine Gabe und eine Wohltat. Ich sage nicht, dass damit jeder Schmerz und jedes Leid aus dem Leben weggewischt ist, aber: Selbst wenn wir leiden, selbst wenn Dinge weh tun: Wir haben immer auch gute Dinge im Leben. Es hilft oft schon viel, sich diese wieder ganz bewusst vor Augen zu führen. In ganz dunkeln Stunden im Leben habe ich immer wieder damit begonnen, mich abends hinzusetzen und fünf Dinge aufzuschreiben, wofür ich an dem Tag dankbar war. Ich habe immer fünf Dinge gefunden. Die mussten nicht gross sein. Ein schönes Gespräch beim Einkaufen, eine Blume am Wegesrand, ein Hundespaziergang bei Sonnenschein, ein Lächeln, ein schönes Lied, das Erinnerungen weckte… ich hätte sie übersehen in all dem Tagesgeschehen und dem drückenden Leid. So aber brachten sie ein Gegengewicht – ein Wohlgefühl sogar. Und das tat gut. Und genau das hatte ich so dringend nötig. Und ja, vielleicht ist auch das schon ein kleines Quäntchen Glück.
- #the100dayproject – Es ist nicht neu, es findet glaube ich schon viele Jahre statt. Es geht dabei darum, 100 Tage einem Projekt zu widmen und dies dann in den sozialen Medien zu zeigen. Die Idee dahinter ist nicht neu: Wenn man etwas lang genug macht, entwickelt sich eine Routine, man wird besser. Da man aber mit solchen Projekten oft alleine ist und bei einem Durchhänger alles schwer wird, soll die Gemeinschaft der Mitstreiter helfen, die Motivation zu behalten. Es gibt dafür ein bezahltes Programm, aber das ist für mich gar nicht nötig. Das offizielle Projekt startet am 31. Januar, aber eigentlich kann man zu jedem Zeitpunkt anfangen. Nur schon die eine Frage finde ich wertvoll: Was ist mir so wichtig, was möchte ich so gerne, dass ich mich für 100 Tage verpflichten würde, es zu tun. Um selber zu wachsen. Um selber tiefer zu gehen und zu sehen, ob es wirklich meins ist. Oder auch schlicht: Um Spass zu haben. Ich habe ein paar Ideen für meinen Instagram-Account. Ich kann nicht garantieren, dass ich es jeden Tag machen werde, denn dann und wann werden Aktualitäten dazwischen kommen… aber ich bin gespannt. Und ich lasse mir die Zeit bis zum 31. Januar noch für die definitive Entscheidung.
Ich hoffe, es war was für euch dabei, das euch angesprochen hat. Wenn ihr etwas habt, das euch diese Woche angesprochen, bewegt, inspiriert hat – ich würde mich freuen, wenn ihr davon berichten würdet. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!
Ich finde es bewundernswert, mit welcher Inbrunst und welchem Engagement Du Dich Deinen Inspirationen widmest. Viele Dinge kann ich gut nachvollziehen, z.B. die Gedanken über Glück und Dankbarkeit; andere sind für mich in der geschilderten Situationen neu, z.B. die 100 Tage Aufgabe. Ich glaube nicht, dass ich das schaffen würde, weil ich mich immer eingeschränkt fühle, wenn ich wollen muss.
Die Gedanken über Freundschaft teile ich ganz und gerne, auch wenn sie für mich nicht lebensnotwendig sind. Wirklich lebensnotwendig ist für mich die Liebe. Das Freundschaftliche ist neben mir, wenn auch ganz nahe, die Liebe ist in mir als menschliche Existenzform.
Danke, dass Du Dir immer wieder die Mühe nimmst, uns als Leser und Freunde zu inspirieren
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Jemand schrieb zu dem im Artikel genannten Gedicht, Fallersleben hätte mit dem Gedicht wohl eher die Liebe als die Freundschaft gemeint. Ich kann mir das gut vorstellen.
Die Liebe ist wohl wirklich die wichtigste Kraft im Leben, das sehe ich auch so. In vielen Philosophien und Religionen wird sie als zentrale Grösse genannt, ohne die ein Miteinander, nicht mal ein Sein möglich ist. Und so ist wohl, nur wenn die Liebe da ist, anderes möglich. Fehlt sie aber, ist vieles nichtig. SO steht auch schon in den Korinthern: Am Schluss aber bleiben Glaube, Liebe Hoffnung, aber die Liebe ist die grösste unter ihnen (sinngemäss, ich kann es nicht auswendig)
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