Bedrohlich erst, noch sehr subtil,
brach es dann aus, so voll und ganz,
in Strömen kamen, Wellen gleich,
in Flüssen strömten, Wogen reich.
So über mich, in vollen Zügen,
unter mir, ganz weggefegt,
kein Boden mehr, wie Scheine trügen,
kein Himmel mehr, die Sicht belegt.
Ich sitze hier, ich bin allein,
ich fühle mich, gar hilflos klein,
ich sitze hier, ich weiss nicht aus,
und ein schon gar, wo könnt es sein?
So heimatlos und eingeklemmt,
in käfiggleichen Stabstrukturen,
seh ich kaum Welt, krieg ich kaum Luft,
und sehne mich nur nach dem Du.
Ich merk sogleich, es wird nicht sein,
ich bin hier schlicht so ganz allein,
es gibt nur eins, das mir noch bleibt,
ich nehm den Strom, ich geb mich rein.
©Sandra Matteotti
Liebe Sandra,
ist das Alleinsein wirklich ein Defizit? Die Worte „einsam“ und „allein“ drücken Verlassenheit aus. Es fehlt die Gesellschaft mit anderen.
Die ‚Eins‘ steht in der Kabbala für das absolute Ganze, für den Schöpfer und die ursprüngliche Einheit.
Doch, wenn man genauer hinschaut, liegt in beiden Worten überwiegend die Silbe „ein“. Dies drückt eine Einheit, Vollkommenheit aus. Jeder Mensch hat das All-ein-sein in sich. So kann das Eins-Sein ganz zu seinem Wesen werden, wenn er lange ein-sam ist.
Da es außerhalb des Ganzen NICHTS gibt, ist es nicht möglich, dass jemandem, der so das Ganze und die Einheit erfährt, etwas fehlt. So sind Alleinsein und Einsamkeit Zustände der absoluten Erfüllung.
Dein Gedicht klingt traurig und perspektivlos. Wir können nicht hinter den Horizont schauen, aber ich denke, dass es dort immer weitergeht.
Bleib gesund!
Herzliche Grüße von Gisela
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Liebe Gisela
Lieben Dank für deinen Kommentar. Ich für mich bin grundsätzlich sehr gerne allein. Wie heisst es doch so schön: Der grösste Feind des Künstlers ist nicht mangelndes Talent, sondern die Unterbrechung durch andere. Ich kann nicht kreativ schaffen, wenn Menschen um mich sind – insofern suche ich das Alleinsein sogar immer wieder. Natürlich bin ich aber auch froh, dass ich dann wieder aus diesem Auftauchen und in Gemeinschaft sein kann.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es wohl für Menschen schwer, die sich nicht allein beschäftigen können. Ich höre das rundrum. Und ja, ab und an überfällt auch mich ein Gefühl des Alleinseins, das so nicht gewünscht und gesucht ist, das mich aber immer auch wieder an einen guten und kreativen Ort bringt – insofern liegt also auch da etwas Gutes drin.
Bleib auch du gesund, liebe Grüsse
Sandra
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