Malerei als Ausdruck philosophischen Denkens
Magritte ging mit seiner Malerei neue Wege. Was er betrieb, könnte man als Philosophieren mit dem Pinsel bezeichnen. Sein Malen war Denken bildhaft dargestellt. Er setzte das Wort neben das Bild und umgekehrt. Die Malerei Magrittes befasst sich ohne Unterlass mit den Fragen über das Wesen und den Status der Kunst.
Vorhänge, Wörter, Flammen, Schatten, Fragmente und Collagen verweisen auf Legenden und Allegorien, die allesamt den Status der Bilder und deren Beziehung zur Wirklichkeit oder zur Wahrheit hinterfragen.
Immer wieder tauchen dabei die fünf Motive Feuer, Schatten, Vorhänge, Wörter und fragmentierte Körper auf. Der vorliegende Band setzt sich mit diesen Motiven auseinander, zeigt deren Funktion im Malen und Denken Magrittes und illustriert das anschaulich anhand der entsprechenden Bilder.
Magritte wollte hinter den gewohnheitsmässigen Gebrauch der Sprache blicken, er wollte offenlegen, das Worte beliebig Gegenständen zugeordnet werden und dann durch Generationen tradiert ohne je zu hinterfragen, was genau Objekt, was Wort und wie der Zusammenhang beider aussieht. Diesen Gedanken stellte er das Bild entgegen, welches auch ein Abbild des Objektes ist, aber nicht der Gegenstand selber. Dabei ist er der Überzeugung, dass die Verbindung Bild – Objekt weniger beliebig ist als die zwischen Wort und Objekt.
Aus der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen der Wahrnehmung des Bildes und der des Gegenstandes ergibt sich unter anderem, dass es „in dem Sinne, in dem es Fremdsprachen gibt, keine Fremdbilder gibt“. Fremdsprachen kann es nur geben, weil die Beziehung zwischen den meisten Wörtern und dem, was sie bedeuten, beliebig ist und daher erlernt werden muss.
Mit seinen Bildern wollte Magritte das Denken sichtbar machen. Immer wieder stellt er den Bezug zur Philosophie her, bringt die Gedanken der grossen Denker auf die Leinwand.
Die vorliegende Monografie stellt die Persönlichkeit des Künstlers ins Zentrum und legt dessen Verständnis von Kunst und Wirklichkeit sowie der Beziehung zwischen den beiden offen. Hochstehende und tiefgründige Essays führen den Leser in Magrittes Denken, seine Motivwahl und deren Bedeutung im Hinblick auf sein Denken und Malen ein:
- Magritte als Philosoph – ein Porträt (Didier Ottinger)
- Wörter, Schatten, Flammen, Vorhänge, Fragmente. Magritte und die Gründungsmythen der Malerei (Didier Ottinger)
- Zwischen Wahlverwandtschaft und Beliebigkeit. Anmalen gegen die imaginären Grenzen der Imagination (Klaus Speidel)
- Sehen, um zu glauben. René Magritte und die Erfindung der Kunst (Jan Blanc)
- Der Maler-König (Barbara Cassin)
- Magrittes Vorhänge (Victor I. Stoichita)
- Schönheit ist ein bildnerisches Problem (Jacqueline Lichtenstein)
- Vom Bild als Deckmantel zur Kunst des Problems (Michel Draguet)
Auch Magritte selber kommt zu Wort in seinem Vortrag von 1938 mit dem Titel Lebenslinie I, sowie in ausgewählten Briefen.
Veranschaulicht werden all diese Theorien anhand ausgewählter und farblich hochwertiger Bilder, durch ein stilvolles Layout in Szene gesetzt werden. Ein rundum gelungenes Buch, das jedem Magritte-Fan nur empfohlen sei.
Fazit
Ein informatives, tiefgründiges und hochwertig gestaltetes Buch, das sich fundiert mit Magrittes Bildern, Motiven sowie seinen Gedanken und Theorien auseinandersetzt. Absolut empfehlenswert.
Zum Herausgeber:
Didier Ottinger ist stellvertretender Direktor des Musée national d’art moderne, Centre de création industrielle und Autor zahlreicher Bücher.
Angaben zum Buch:
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Prestel Verlag (16. Januar 2017)
ISBN: 978-3791355979
Preis: EUR: 39.95 ; CHF 52.90
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