Menschenwürde – in aller Munde und doch schwer greifbar
Der erste Grundsatz in den Grundgesetzen vieler Menschen lautet (so oder ähnlich):
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Dieser Grundsatz stellt die Menschenwürde aufs Podest der Werte und Bestimmungen, alles andere erscheint nachrangig, wichtig ist, dass die Menschenwürde bewahrt wird in allem Tun und Erleben. Diese Sicht ist allerdings, schaut man auf den Lauf der Geschichte, eher neu, bis vor einigen Jahrzehnten war von Menschenwürde kaum je die Rede, zumindest nicht im alltäglichen Leben, aber auch sonst nicht in dieser Gewichtung.
Dietmar von der Pfordten geht im vorliegenden Buch zur Menschenwürde dem Begriff nach, stellt dar, wie er historisch entstanden ist, wie er sich philosophisch entwickelt hat, wie er Einzug ins Rechtssystem gefunden hat und welches Gewicht er da hat und auch was unter dem Begriff überhaupt zu verstehen ist. Er tut das sehr fundiert,
Für die Begriffsanalyse definiert von der Pfordten Teilbereiche der Menschenwürde:
- die Selbstbestimmung über die eigenen Belange (grosse Menschenwürde)
- die wesentliche soziale Stellung des Menschen (kleine Menschenwürde), sowie deren natürliche und damit prinzipiell unveränderliche Gleichheit als Grenzbereich (mittlere Menschenwürde)
- das menschenwürdige Dasein als ökonomische Bedingung der Menschenwürde
Anschliessend referiert von der Pfordten die Frage, ob auf Menschenwürde verzichtet werden kann und unter welchen Bedingungen dies der Fall wäre. Auch geht er der Frage nach, ob man, wenn man eines anderen Menschen Würde verletzt, damit automatisch seine eigene tangiert. Das abschliessende Kapitel wendet sich schliesslich aktuellen Fragen zu und setzt diese in Beziehung zur Menschenwürde. Es geht dabei um Abtreibung, Klonen, terroristische Angriffe, etc.
Menschenwürde steht in der Reihe C. H. Beck Wissen, welche immer für kurze, fundierte Einführungen in relevante Themen steht. Das ist auch im vorliegenden Fall hervorragend gelungen, bietet von der Pfordten doch eine sachlich kompetente, inhaltlich fundierte, stringente Einführung zum Thema Menschenwürde.
Fazit
Eine sehr gute, fundierte und informative Einführung in ein wichtiges Thema unserer Zeit. Sehr empfehlenswert!
Zum Autor:
Dietmar von der Pfordten ist seit 2002 Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Georg-August-Universität Göttingen und dort Direktor der Abteilung für Rechts- und Sozialphilosophie. Vorher war er seit 1999 Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität Erfurt. Seit 2001 ist er Mitglied der Thüringer Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und Mitglied der Kommission der Bundesregierung zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz
Angaben zum Buch:
Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: JC. H. Beck Verlag (10. Februar 2016)
ISBN: 978-3406688379
Preis: EUR: 8.95 ; CHF 12.90
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Menschenwürde.
Las gerade über die Assimilationsversuche der deutschen Juden ab 1870 in einem Buch von Wolfgang Benz..
Bis zu einem gewissen Grad gelang es- scheinbar, aber nie durchgehend und in allen Belangen. Eine unsichtbare Grenze blieb immer bestehen.
Wieso ist das mit fast allen ethnischen Minderheiten so?
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Nun, fragwürdig erscheint mir vor allem, dass man Assimilation überhaupt versucht, statt zu integrieren und gegenseitig akzeptieren.
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