«Weil jeder Mensch aufgrund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuankömmling in der Welt ist, können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden und etwas Neues in Bewegung setzen.» (Hannah Arendt)
Wer kennt sie nicht, die Stimmen, die immer sagen: «Das war schon immer so, das haben wir immer so gemacht.» Sie implizieren, dass es nur so und nicht anders geht. Diese Sicht hat sicher ihre Berechtigung, denn wieso sollte man Dinge ändern, die funktionieren und in Umstände umstossen, in denen man sich eingerichtet hat? Die Bequemlichkeit ruft oft zum Bewahren, denn so muss man sich auf nichts Neues einstellen, man muss nichts Neues lernen. Zudem gaukelt das Bewahren eine Sicherheit vor, indem man darauf baut, dass das, was bislang gut ging, es auch weiter tun wird. Diese Sicherheit ziehen wir oft dem Neuen sogar vor, wenn das Alte gar nicht wirklich gut war, sondern eher so leidlich oder gar nicht gut. Immerhin wissen wir, wie der Hase läuft, alles andere wäre offen und damit gefährlich.
Und doch bleibt irgendwo leise die Stimme: Das kann doch nicht ewig so weiter gehen? Das muss doch auch anders gehen? Und vor allem: Ich möchte das anders haben! Und dann?
Alles, was ist, hat einmal begonnen. Es kam in diese Welt und bestand dann in ihr fort. Selbst die Dinge, die so wirken, als seien sie immer so gewesen, nahmen irgendwann ihren Anfang – die guten wie die schlechten. In dieser Erkenntnis liegt etwas Tröstliches und etwas Hoffnungsvolles. Es liegt eine Motivation drin, denn: Wenn alles irgendwann begann, kann auch etwas Neues beginnen. Und: Es könnte mit mir seinen Anfang nehmen. Ich könnte ein neues, leeres Blatt aufschlagen und eine neue Geschichte schreiben, eine, die mir entspricht, eine, die meine Vision weiterträgt.
Heute wäre ein guter Tag für einen solchen Neuanfang!

