Kürzlich hörte ich von einer Frau – und es klang lobend und freudig:
Mein Mann hilft im Haushalt.
Sie sagte das als Antwort auf das Jammern ihrer Freundin, welche beklagte, dass sie alles alleine machen muss. Im ersten Moment dachte ich „toll“ und gratulierte der guten Lobenden innerlich. Schliesslich muss man sich den Mann passend aussuchen und man weiss meist, was man kriegt. Doch dann überlegte ich weiter. Und war nicht mehr so begeistert.
Man kommt als Paar zusammen und gründet einen gemeinsamen Haushalt, irgendwo ein gemeinsames Leben. Natürlich sind da Rollen zu verteilen. Dies sollte im besten Fall gemeinsam passieren, so dass jede der beiden Parteien zufrieden ist. Wenn nun aber ein Haushalt gemeinsam ist, hilft dann einer dem anderen, wenn es darum geht, diesen in Schuss zu halten? Oder aber ist es eine gemeinsame Aufgabe, die man im Miteinander löst?
Nun gibt es verschiedene Beziehungsmodelle:
Beide arbeiten gleich viel. Spontan könnte man hier sagen, dass beide gleich viel im Haushalt machen müssten. Nehmen wir an, einer arbeitet 100%, der andere 60%. Müsste nun die Haushaltslast entsprechend angepasst werden? Was, wenn der mit 60% gleich viel verdient, wie der mit 100%? Und: Wohnt dann der, welcher 100% arbeitet, weniger im Haushalt als der andere? (Nicht nur zeitlich, auch gefühlsmässig). Nehmen wir an, eine Hausfrau mit drei (gemeinsamen oder auch durch Heirat mit aufgenommenen) Kindern lebt mit einem zu 100% arbeitenden Mann zusammen. Wer gehört in den Haushalt? Spannend wird es in dem Modell bei den Ferien des so arbeitenden Mannes. Kann er nun übernehmen? Wenn nicht: Wann sind ihre Ferien? (Die Frage kann man auch mit umgekehrten Geschlechtsrollen stellen).
Man merkt wohl, worauf ich hinaus will: Es ist nicht ganz so einfach, schon gar nicht mathematisch. Es mag wohl hinkommen, dass der, welcher mehr zu Hause ist oder seine Arbeit freier einteilen kann, mehr Möglichkeiten hat, Dinge im Haushalt zu erledigen. Das macht diesen aber nicht zu dessen Haushalt, es bleibt ein gemeinsamer. Ergo ist es keine Hilfe, sondern ein Beitrag, wenn der andere was tut.
Reine Wortklauberei? Ich finde nicht. In diesen Worten steckt eine Hierarchie. Der eine muss und der andere macht nur aus gutem Willen mit, muss dafür schon gelobt werden. Es ist nicht selbstverständlich, dass beide dafür sorgen, dass das gemeinsame Heim schön ist, einer will es schön haben, der andere macht. Und ja, nehmen wir das Rollenmodell Hausfrau-100%Arbeiter: Wer nun einwenden will, dass gewisse Männer ach so arm und viel arbeitend sind (vice versa für Frauen im umgekehrten Falle), dem sei gesagt: Sie könnten das in dem von ihnen gewählten Modell auch nicht tun, wenn sie nicht Frauen hätten, die ganz viel abnehmen – zum Beispiel: Drei Kinder zu unterschiedlichen Hobbies fahren, Elterngespräche wahrnehmen, Sorgen abhören und Hausaufgaben überwachen. Essen kochen, Dinge einkaufen, die der Mann nicht essen dürfte wegen seiner Diät und ihn trösten, wenn die Waage nicht will, wie er. Für alle anderen Modelle kann man das anpassen oder das Wort „Hilfe“ per se in die Tonne treten. Und das kann man es auch in diesem Fall.
Letztendlich sind Menschen in Beziehungen Partner. Und als solche schauen sie gemeinsam, dass die Beziehung läuft und das gemeinsame Leben funktioniert. Es hilft nicht einer dem anderen, sondern man ist füreinander da. Gegenseitig. Und macht, was gemacht werden muss. Gemeinsam. Jeder, was er kann, nicht nur, was er gerne möchte – oder grad gut als Hilfe verkaufen kann.