20. April

„Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in Stürmen der Gegenwart.“ (Jean Paul)

Auseinandersetzungen, Angriffe, unfaires Verhalten – jeder hat sie schon erlebt und darauf reagiert. Oft reagieren wir aus dem Affekt heraus, wollen gleich antworten, wenn wir angegriffen werden, wollen reagieren, wo wir uns ins Unrecht gesetzt fühlen. Und sehr oft ist genau das nicht wirklich zielführend, sondern es endet in einem unschönen Schlagabtausch in welchem meist alle, sicher aber man selber verliert.

Spontanes Verhalten ist in uns Menschen angelegt und ist durchaus sinnvoll in gewissen Situationen: Wenn ein Löwe auf uns zustürmt, ist es sicher besser, die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliehen, anstatt noch lange zu überlegen. In Auseinandersetzungen führt die Flucht nach vorne jedoch meist ins Verderben. Besser wäre es, den ersten Ärger verziehen zu lassen, die Situation zu analysieren und eine angemessene Reaktion auszudenken. Nicht nur besteht so die Hoffnung, einen noch im Keim befindlichen Streit zu umgehen, selbst wenn das nicht gelingt, kann man sich nicht hinterher vorwerfen, unangemessen reagiert zu haben.

19. April

„Weise ist der Mensch, der Dingen nicht nachtrauert, die er nicht besitzt, sondern sich der Dinge erfreut, die er hat.“ (Epiktet)

Ein neues Auto, ein grösserer Fernseher, endlich mal Urlaub, ein paar Kilos mehr oder eine neue Beziehung – du bist überzeugt, dass du glücklich wärst, wenn du nur erst das hättest, was du dir so sehnsüchtig wünschst? Du kannst dich in Tagträumen verlieren, wie du durch die Gegend führest, die Filme endlich geniessen könntest, am Strand lägst, neue Kleider kaufen könntest und die deinem neuen Freund vorführen? Und statt all das zu geniessen, bist du frustriert, weil all das in weiter Ferne ist, du stattdessen das leben hast, das du eben hast?

Wünsche zu haben, ist nicht verkehrt, wenn sie dir aber die Laune vermiesen, ist es höchste Zeit, genauer hinzusehen: Gibt es neben all diesen unerfüllten Wünschen wirklich nichts Gutes in deinem Leben? Wie wäre es, einmal eine Liste mit all den Dingen zu machen, die gut sind, und dich dann daran zu freuen?

18. April

„Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum.“ (Marc Aurel)

Was gibt es nicht alles für ärgerliche Dinge auf dieser Welt: Unfreundliche Verkäuferinnen, Buschauffeure, die dich kommen sehen und trotzdem abfahren, Autofahrer, die dir die Vorfahrt nehmen, Nachbarn, die ständig Streit suchen, Chefs mit dauerhaft mieser Laune, Lehrer, die ständig Fehler sehen, aber nichts zu leben sehen. Und du sitzt zu Hause und ärgerst dich. Holst dir immer wieder ins Gedächtnis, was dir passiert ist, fühlst erneut, was du in der Situation gefühlt hast, schimpfst über all die Menschen, die dir den Tag versaut haben. Und die? Haben von allem keine Ahnung und lassen es sich gut gehen (wenn sie nicht sind wie du).

Im Moment gibt es eigentlich nur einen Menschen, der dir den Tag vermiest: Du selber mit deinen Gedanken. Bist du sicher, dass du das willst?

Das Leben mutig leben

Und plötzlich weiss man: Das möchte ich tun. Das wäre das Leben, das ich gerne leben würde. Und in uns entsteht ein Bild in den buntesten Farben, wir malen alles aus und fühlen uns wohl damit. Manchmal ist es auch nicht ein ganzer Lebensentwurf, nur ein Projekt, das wir gerne umsetzen, ein Plan, den wir gerne verfolgen würden. Egal, was und wie gross es ist: So soll es sein!

Doch dann kommen die inneren Stimmen: „Das geht doch nicht!“, „Ich kann doch nicht!“, „Was werden bloss die anderen sagen?“, „Wie könnte ich das schaffen?“ Das eben noch so leuchtende Bild wird trüber, die eigene Freude gedämpft. Erich Fried hat diese inneren Stimmen in Bezug auf die Liebe in ein wunderbares Gedicht verpackt:

Das Gedicht „Was es ist“ musste leider gelöscht werden, da der Verlag mit rechtlichen Schritten drohte bei einer Publikation hier.

Wir können diese inneren Stimmen wichtig nehmen und alles lassen, wogegen sie stänkern. Wir können uns einreden, dass unsere Pläne wirklich unsinnig, aussichtslos, lächerlich, leichtsinnig oder gar unmöglich sind. Und dann tun wir brav das, was wir schon immer taten. Der Umstand, dass wir beim Denken neuer Wege aufblühten, zeigt zwar, dass wir mit den alten nicht glücklich waren, trotzdem das wäre sicher der Weg des geringsten Widerstands. Wir bleiben dabei aber auch das, was wir waren: Unglücklich, zumindest unzufrieden.

Was ist die Alternative? Wir fassen uns ein Herz und wagen das Risiko. Das braucht Mut, keine Frage, und ich behaupte nicht, dass es einfach ist. Neue Wege sind immer unsicher, wir betreten damit Land, das wir vorher noch nicht kannten, verlassen unsere eingetretenen Pfade, die uns vertraut waren. Aber: Schon Hermann Hesse wusste:

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Diese Zeile des Gedichts ist wohl vielen bekannt, aber das Gedicht geht weiter:

Der uns beschützt und der und hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ und Stufe heben, weiten.

Mut zu haben, heisst nicht, dass wir von jetzt auf gleich keine Angst mehr haben. Es heisst auch nicht, dass all die Stimmen plötzlich verstummt sind und wir nur noch optimistisch in die Welt grinsen. Es ist sogar wichtig, die inneren Stimmen anzuhören, die Risiken einzuschätzen und abzuwägen. Unter Umständen erkennen wir so Hindernisse, die wir ausräumen können.

Dass wir den Mut aufbringen, für unsere Wünsche und Ziele einzustehen, bedeutet, dass wir uns ernst nehmen. Wir stehen für uns ein und gestehen uns ein: Es ist, was es ist. Ich bin, wie ich bin. Und ich bin es mir wert, dass ich für mich meine Wege gehe.

Natürlich ist es möglich, dass wir mit einem Plan in die Irre laufen. Es ist auch gut möglich, dass ein erreichtes Ziel beim Erreichen plötzlich nicht mehr so bunt ist, wie es auf dem Weg dahin schien. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, den Weg zu gehen. Entweder zeigt er uns auf, was wir schon hatten, aber nicht sahen, oder aber wir entdecken eine Abzweigung, die uns wirklich an einen Ort führt, der für uns richtig ist. Und ab und an gehen wir den Weg, kommen ans Ziel und wissen: Ich habe es geschafft. Das war mein Weg und ich bin angekommen. Was könnte es schöneres geben?

Am Anfang stehen immer die Fragen: Wer bin ich? Was will ich im Leben? Wie will ich leben? Wie will ich sein? Sie geben den Weg vor, den wir gehen wollen. Und: Wenn wir Dinge mit Leidenschaft tun, unser Herz daran hängt, dann eröffnet sich immer etwas Gutes daraus. Dieses ist nicht zwangläufig immer das, was wir uns am Anfang vorstellten, aber der Weg, den wir dahin gingen, war selbst gewählt. Die nötige Vorsicht ist geboten, die Vernunft soll immer mitgehen, aber der Mut soll die Führung übernehmen, denn er ist der Verbündete der Liebe – der Liebe zu uns selber.

Hermann Hesse schliesst sein Gedicht „Stufen“ mit der wunderbaren Zeile:

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

17. April

„Wer bei allem affektfrei bleibt, wenn er dies oder das erfährt, Erfreuliches oder Unerfreuliche, weder begehrt noch hasst, dessen Weisheit ist fest gegrundet.“ (Bhagavad Gita, 2.57)

Es klingt gar utopisch, keine Affekte mehr zu zeigen auf alles, was passiert im Leben. Der erste Impuls auf diesen Satz ist vielleicht auch, dass man das gar nicht möchte, da man sich gerne freut, wenn etwas schön ist, da man – vor allem positive – Gefühle nicht aus dem Leben verbannen will. Was für ein eintöniges Leben wäre das, würden wir nur in einer Einheitssuppe gleichförmiger Gefühlslosigkeit dahin leben?

Auf der anderen Seite bringt es wenig, Dinge zu wollen oder abzulehnen, auf die wir keinen Einfluss haben. Was passiert, tut das oft ohne unser Zutun. Wenn wir darauf aus dem Affekt heraus reagieren, führt das mehrheitlich nicht zu einem Gefühl der Freude, sondern eher zu Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit. Wenn es uns gelingt, unsere Gefühle so unter Kontrolle zu haben, dass sie uns nicht überwältigen, sondern heilsam sind, wird unser Leben in ruhigeren Bahnen laufen, keine unnötige Kraft brauchen, aber doch Freude beinhalten. Das wäre wohl ein weiser Umgang mit den eigenen Ressourcen.

16. April

„Wo zwei zusammenstossen, siegt der Besonnene.“ (Laotse)

Gehen mit dir auch mal gerne die Pferde durch? Etwas passiert, jemand kommt dir schräg, dein Adrenalinspiegel steigt und die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Direkt aus dem Bauch heraus, impulsiv und – oft übers Ziel hinaus.

Es heisst nicht umsonst, man solle erst mal durchatmen, bevor man reagiert. Das tiefe Durchatmen verschafft dir einerseits Zeit, andererseits hilft es auch, dich zu beruhigen. So gewappnet mit dem nötigen Abstand und einer Prise eingeatmeter Ruhe wird deine Reaktion besonnener und angemessener ausfallen.

15. April

„Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins.“ (Marie von Ebner Eschenbach)

Gelassenheit ist ein grosses Wort. Zwar ist es leicht zu verstehen, dass mit mehr Gelassenheit das Leben insgesamt einfacher wird, auch gibt es genügend Hinweise, was du alles tun könntest, um gelassener zu werden, und du kennst sie alle, nur wenn es dann soweit ist: Von Gelassenheit keine Spur. Du hast dir was vorgenommen, es ging gründlich daneben, nun kreisen deine Gedanken und du schimpfst mit dir.

Neigst du zu Verallgemeinerungen, dazu, mit dir hart ins Gericht zu gehen und beim kleinsten Versäumnis zu Abwertungen (ich tauge nichts, ich bin nicht genug…)? Wie soll auf so einer Grundlage Gelassenheit entstehen? Der erste und wichtigste Schritt hin zu mehr Gelassenheit ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Nur weil du einen Fehler machtest, heisst das nicht, dass du eine Niete bist. Nächstes Mal machst du es besser. Auch wenn etwas nicht klappte, bist du gut genug. Fange an, deine selbstzerstörerischen Sätze auszutauschen gegen aufbauende. Und wie durch die Hintertür taucht plötzlich auch mehr Gelassenheit in deinem Leben auf.

14. April

„Gestatte dir daher keine Abneigung gegen alles, was nicht in unserer Macht ist, und laß sie nur gegen das walten, was der Natur der in unserer Macht stehenden Dinge zuwider ist.“ (Epiktet)

Stell dir vor, du bist unterwegs, plötzlich steht vor dir eine ganze Kolonne an Autos, du weißt, dass du die nächsten Minuten, wenn nicht Stunden im Stau stehen wirst. Und du wirst innerlich unruhig, fängst innerlich an zu schimpfen, schimpfst immer intensiver, wippst mit dem Fuss, haderst mit dem Schicksal.

Stell dir vor, du bist zu einer Party eingeladen, es stinkt dir grausam, du hättest lieber mal einen ruhigen Abend zu Hause, weißt, du bräuchtest ihn auch, weil die Woche anstrengend war. Doch du kannst das dem Organisator nicht sagen und es dir selber nicht zugestehen. Du merkst, wie innerlich Unruhe aufsteigt, du wütend wirst, schimpfst auf die Party und auf dich.
Im ersten Fall ist es, wie es ist. Du hast nichts in deiner Hand. Unfälle passieren, Staus kommen vor. Das einzige, was du in der Hand hast, ist, wie du drauf reagierst. Du kannst wütend, ungeduldig, ärgerlich werden und dir die Zeit noch mehr versauen, oder aber du nimmst das Unabwendbare an und geniesst die Zeit für dich, in der niemand etwas von dir wollen kann, du mal die Musik auf Hochtouren laufen lassen kannst und sogar noch lauthals mitsingen, ohne dass jemand es hört. Und wer weiss: Vielleicht kommst du schlussendlich als glücklicher und zufriedener Mensch am Ziel an, weil die Auszeit nur für dich schlicht nur gut tat, so wie du sie genutzt hast.

Im zweiten Fall hast du es in der Hand. Willst du deine Bedürfnisse nach Ruhe ernst nehmen? Dann steh dazu und erkläre es dem Gastgeber entsprechend, eventuell auch mit dem Vorschlag für eine Entschädigung. Willst du fremde Erwartungen erfüllen, dann versöhne dich damit und schau auf das Positive, das durchaus an dieser Party kommen wird – wenn der Energiehaushalt es wirklich zulässt. Zu oft ignorieren wir den nämlich und lasten uns immer noch mehr auf, ignorieren körperliche Symptome im Anspruch auf „ich schaffe alles“.

Wir haben nicht alles in der Hand. Es bringt nichts, mit dem zu hadern, was ausserhalb unserer Kontrolle liegt. Wir haben schon mehr als genug damit zu tun, was wir in der Hand haben – hätten, wenn wir hinschauen würden.

13. April

„Ändere deine Ansichten und du hörst auf, dich zu beklagen.“ (Marc Aurel)

Wenn du dich beklagst, weil das Leben ungerecht ist, weil Menschen sich nicht so verhalten, wie du das gerne hättest, du nicht an dem Punkt im Leben stehst, an dem du gerne stündest, kannst du dich folgendes fragen?

Wieso gehst du davon aus, dass das Leben gerecht sein soll? Wer bestimmt zudem, was gerecht ist und was nicht? Wieso sollen Menschen sich so verhalten, wie du dir das wünschst? Ist es deinMassstab, der über ihr Verhalten bestimmen darf? Was hast du getan, um an den Punkt zu kommen, an dem du sein willst? Ist es wirklich der richtige Punkt oder aber waren es die richtigen Massnahmen?

Falsche Erwartungen führen zu Unzufriedenheit. Wenn du also das nächste Mal dein Leben beklagst, überprüfe deine Erwartungen.

12. April

„Das alles ist nicht mein Bereich –
Was soll ich mir viel Sorgen machen?
Die Fische schwimmen glatt im Teich
und kümmern sich nicht um den Nachen.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ertappst du dich auch dabei, dass du dir öfters mal über das Leben anderer Gedanken machst? Du stellst dir vor, wie du ihre Probleme lösen, dich in ihrer Situation verhalten würdest. Du hinterfragst in Gedanken ihr Tun und Sein. Die Frage, die sich stellt: Warum? Und: Wozu?

Das eigene Leben bietet oft genügend Gelegenheit, dir den Kopf zu zerbrechen, überlass das Leben anderer denen. Das bedeutet nicht, dass du ihnen nicht bestehen sollst, wenn sie dich um Hilfe bitten. Wenn du dann denkst, einen hilfreichen Beitrag leisten zu können, ist dies der richtige Zeitpunkt, dir Gedanken zu machen.

Glück: Begeisterung statt Erfolg

Zu allen Zeiten wurde es als höchstes Gut, als erstrebenswertes Ziel genannt: Das Glück. Schon Aristoteles propagierte es in seiner Nikomachischen Ethik, die heutige Ratgeberliteratur bestätigt es weiter. Wenn man das weiss, würde man denken, dass wir Menschen alles dafür tun, das Glück zu finden und es in unser Leben zu integrieren.

Was genau ist Glück? Es ist ein Gefühl. Es stellt sich ein, wenn wir ganz in einer Sache aufgehen, wir diese um ihrer selbst willen machen, uns dabei vergessen. Ein Kind, das auf einer Schaukel sitzt, schwingt, den Wind in den Haaren spürt, ist glücklich. Auch ein Kind, das am Teich die Enten füttert, ist glücklich. Ein Mensch, der sich für etwas begeistern kann und darin aufgeht, ist glücklich. Diese Begeisterung am eigenen Tun löst das Glück aus, indem das Hirn die entsprechenden Hormone ausschütten. Wir versuchen das Hirn im Alltag zu überlisten, indem wir mit Ausgleichshandlungen wie Schuhe kaufen oder Alkohol trinken ähnliche Ausschüttungen herbeiführen. Die halten zwar kurz an, sind dann aber weg – ohne weitere Wirkung auf uns. Wirkliches Glück bleibt im Hirn als Erfahrung gespeichert, so dass nächste Erfahrungen immer auf älteren aufbauen, sich zusammenschliessen, unser Leben und uns selber beeinflussen.

Eigentlich einfach? Die Frage ist, wieso wir alles dazu tun, uns genau das auszutreiben. Wir fangen schon bei kleinen Kindern an, indem wir ihnen sagen, wie sie zu sein hätten. Schon früh müssen sie Leistung zeigen, denn wer keine Leistung zeigt, aus dem wird nichts. Wir lehren sie, dass sie Erfolg im Leben haben müssen und Erfolg ist dadurch definiert, über andere zu siegen. Zuoberst zu stehen. Dafür müssen sie als Kleinkinder Sprachen lernen, weil man es ja dann so einfach lernt, später nicht mehr (man weiss aus der Hirnforschung, dass das nicht zwangsläufig richtig ist), müssen gute Noten bringen und alles dafür einsetzen. Dinge, die sie begeistern, müssen hintenanstehen, denn wir haben Prioritäten und die gilt es, zu erfüllen.

Das zieht sich ins Erwachsenenalter hinein. Wir kämpfen gegeneinander, stehen im Wettbewerb, wollen besser sein, höher hinaus, wir wollen Erfolg haben. Ein Miteinander geht so schwer, denn jeder trachtet danach, die anderen zu überrunden. Das Miteinander ist höchstens noch Mittel zum Zweck, nicht das, was man anstrebt.

Wenn wir schauen, was die Grundbedürfnisse eines Menschen sind, die er im Leben erfüllt haben möchte, kristallisieren sich zwei heraus: Verbundenheit und Freiheit. Er will einerseits dazugehören zu einer Gruppe, will akzeptier sein, mit all seinen Fähigkeiten, Schwächen und Stärken angenommen. Er will gleichzeitig frei sein, sich zu entwickeln, zu wachsen, seinen Teil beizutragen. Das geht nur, wenn man in der Gruppe, in der Gemeinschaft darauf setzt – nicht auf Erfolg um jeden Preis. Denn: Meist ist der Preis dafür die Ausmerzung der Begeisterung – und damit töten wir das Glück ab.

Wieso also nicht wieder mal hinsehen, wofür wir uns begeistern? Wieso nicht einfach sich mal Zeit nehmen, etwas zu tun, weil es Spass macht, gut tut, Begeisterung auslöst? Und dann das Glück spüren. Und wenn wir so Glücksmomente sammeln, Glücksgefühle ins Leben bringen, dann wird das Leben bunter, das Wohlgefühl steigt – seelisch und körperlich.

11. April

„Man muss den Dingen gegenüber Gleichmut bewahren und sich das Leben nicht mit überflüssigem Grübeln und Philosophieren verbittern.“ (Maxim Gorki)

Eine Situation lief nicht, wie sie sollte, jemand sagte etwas zu uns, das wir nicht mochten. Und schon geht es los: Das Gedankenkarussell dreht sich, wir käuen immer und immer wieder, was passiert ist, stellen uns vor, was dahinter stehen, was daraus folgen könnte. Wir malen uns in allen düsteren Farben das Leben aus und stecken in einer Gedankenspirale fest.

Wenn du wieder einmal in einer solchen Gedankenspirale sitzt, reicht es vielleicht nicht, dir einfach nur vorzunehmen, nicht mehr daran zu denken, weil es nichts bringt. Helfen kann in dem Moment, etwas anderes zu machen, etwas, von dem du weisst, dass es dir gut tut, dich ablenkt, dir Freude bereitet: Musik oder Sport machen, spielen, malen, Freunde treffen (um über anderes zu sprechen und nicht in den gleichen Gedanken weiter zu drehen), einfach etwas, bei dem du im aktuellen Tun aufgehst, so dass das Grübeln von selber aufhört.

Perspektiven

„Meine Meinung,
meine Sicht und
alles fertig, alles
schlicht grad so,
wie ich es will.“

„Du armer Mensch,
der du nur diese
eine Sicht des Lebens
hast und dich dafür
noch weise nennst.“

„Komm mir nicht blöd,
ich weiss genau,
wovon ich rede
schliesslich bin ich,
wer ich bin.

Bin schlicht allwissend
und auch neunmal
klug und weise
von mir selbst
ernannt – nun staunst du?

„Ob staunen oder wundern
bleibe nun dahin gestellt,
doch sicher ist das eine nur:
Gar einfach ist sie,
deine Welt!

@Sandra Matteotti

10. April

„Freu dich, Herz am Heute, das Morgen lasse ruh’n, und mit gleichgültigem Lächeln mildre was dich kränkt; vollkommen Beglücktes gibt es nirgend auf Erden.“ (Horaz)

Wie oft gehen wir durch den Tag, denken dabei an einen Streit von gestern, eine Erledigung von Morgen und merken gar nicht, dass das Heute ungesehen an uns vorbei zieht. Statt in Ruhe unseren Kaffee zu trinken und ihn zu geniessen, weil wir ihn auch wirklich schmecken, machen wir innerlich eine Liste, was morgen alles zu tun ist. Oder weil wir uns in Gedanken an die Vergangenheit verlieren.

Es mag nicht alles immer eitel Sonnenschein sein, trotzdem gibt es immer Schönes in der Welt. Wir können nicht nur blind in den Tag hineinleben, ab und an ist auch Planung nötig.: Aber es gibt etwas, das wir geniessen können, wenn wir genau hinschauen und uns auch mal die Zeit nehmen und geben, es zu tun. Gestern ist vorbei, Morgen kommt noch schnell genug, was heute zählt ist das Heute. Das ist das einzige, was wir wirklich geniessen können, denn das Morgen ist noch nicht da. Und sollte es dann da sein, ergeht es ihm womöglich wie dem Heute heute, wenn wir nicht aufpassen.

Sei mutig, wild und wunderbar

„Sobald du dich für etwas entscheidest, kommt das Universum zusammen, um es Realität werden zu lassen.“ Ralph Waldo Emerson

Wenn wir uns dafür entscheiden, etwas zu tun, geschieht es oft, dass wir plötzlich überall Dinge erleben, die dem in die Hand spielen: Wir treffen auf gleichgesinnte Menschen, lesen plötzlich etwas, das hilft, kriegen von unerwarteter Seite Unterstützung. Als ob sich das Universum verschworen hätte, uns bei unserem Vorhaben zu helfen.

Wenn also wieder einmal eine Entscheidung ansteht, wir noch zweifeln: Wieso nicht drauf vertrauen, dass das Universum schon zur Stelle sein wird, wenn wir unser Vorhaben wirklich anpacken?

Wie heisst es doch so schön:

Den Mutigen gehört die Welt.

Drum: Sei mutig, wild und wunderbar – und die Welt ist auf deiner Seite!