Aus dem Atelier: Freiheit

„Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Menschen ausmacht, folgt: nur, wer Künstler ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Joseph Beuys.

Der letzte Satz wird oft alleine zitiert und dann frei und ohne Kontext interpretiert. Er meinte wahrlich nicht, dass jeder Mensch, um Mensch zu sein, den Malpinsel schwingen müsste. Mit dem Gedanken, den Beuys hier im Sinn hatte, stand er nicht alleine, schon Schiller drückte sich sinngemäss aus, als er meinte: 

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Nimmt man dann noch Goethe dazu, der meinte:

„Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“

ergibt sich daraus die Idee einer Gesellschaft, in welcher die Freiheit oberstes Gebot ist, die Freiheit nämlich, zu spielen, kreativ zu sein, keinen vorgetretenen Pfaden folgen zu müssen, sondern eigene finden zu können. 

Ich geh’ dann mal spielen. Habt einen schönen Tag!

Zitat: Eigene Wege

Wenn man eigene Wege geht, weiss man nie, wohin man kommt. Zwar wählt man den Weg, um ein Ziel zu erreichen, doch die Unsicherheit, ob das gelingt, lässt uns oft zögern. Und wir hinterfragen uns, ob es nicht einen besseren Weg gäbe. Oder wir den gehen sollen, mit welchem andere schon zu einem ähnlichen Ziel kamen. Nur: Das ist genau das, nämlich der Weg der Anderen. Wege sind nicht nur vom Ziel her definiert, sondern auch von dem, welcher sie geht. Es ist also wichtig, dass der Weg mir entspricht, dass ich ihn mit meinen Fähigkeiten gehen, oder aber mir das Fehlende aneignen kann. Im Idealfall wählt man einen Weg, den zu gehen einem Freude macht, weil das Ziel bei aller Planung immer offen ist und wir auch nicht wissen können, ob es auch hält, was wir uns von ihm versprochen haben, wenn wir uns auf den Weg machen.

Sicher ist: Ein mit Freude gegangener Weg ist nie ein falscher Weg.

Wie seht ihr das?

Eine grosse Leseempfehlung: Rick Rubin: kreativ. Die Kunst zu sein.

Tagesbild: Wer bin ich?

*Erkenne dich selbst.» Orakel von Delphi

Das ist wohl eines der bekanntesten philosophischen Zitate und zugleich eine Aufgabe an jeden einzelnen. Die Selbsterkenntnis, so ist man sich sicher, führt zu einem gelingenden, weil selbstbestimmten Leben aus den eigenen Bedürfnissen heraus.

Stimmt das? Sind wir als die, welche wir sind, wirklich so selbstbestimmt? Wie viel Anteil haben wir an uns, wenn wir einfach unbewusst in den Tag hineinleben? Was ist mit Genen, Prägungen, Mustern, sozialen Einflüssen…. ? Sie haben in Tat und Wahrheit einen grossen Einfluss auf uns. Umso mehr also gilt es, in sich zu gehen, zu forschen, herauszufinden, wo denn nun dieses Ich wirklich ist und wie es aussieht, was es will.

Ist das so? Vielleicht wäre es besser, hinzusitzen und sich zu fragen: Wer will ich sein? Und dann daran gehen, sich zu dem zu machen, der man sein will. Wie sagte schon George Bernhard Shaw:

«Life isn’t about finding yourself. Life is about creating yourself.»

Vielleicht sind wir wie ein Klumpen Ton, den wir nun nach unseren Wünschen gestalten können. Vielleicht ist es erfüllender, statt Archäologe auf der Suche nach verschütteten Eigenschaften mehr Schöpfer seines eigenen Ichs zu sein. Ein Versuch ist es wert!

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Leben in meiner Welt

«To create one’s own world takes courage.» Georgia O’Keeffe

Die grosse Welt können wir kaum ändern, aber die kleine um uns herum, da haben wir Möglichkeiten. Nur: Ganz so einfach ist das nicht. Wir bewohnen sie nicht allein, andere leben mit und neben uns. Sie schauen auf uns, haben ihre eigenen Vorstellungen, wie eine Welt auszusehen hätte. Wenn viele die gleiche Sicht teilen, stehen wir, die wir uns in dieser Welt nicht wohl fühlen, alleine da.

«In der sozialen Welt ist es elementar, ob man drinnen ist oder draussen, ob man dazugehört oder nicht.» Ralf Konersmann, Aussenseiter

Wir stehen vor einem Grossen Wir und sind die Anderen. Wir sind die Aussenseiter, die an der Seite und aussen stehen. Da zu sein ist schwer. Mitunter einsam. Und mit dem Wissen gepaart, immer im kritischen Blick zu stehen. Dem Blick, der sagt: Wir wissen, wie die Welt zu sein hat, du passt da nicht rein.

«Die Konstellation ist jedoch asymmetrisch. Denjenigen, die drin sind, fällt mit ebendiesem Drinsein die Position zu, über Drinnen und Draussen zu entscheiden.» Ralf Konersmann, Aussenseiter

Der Mensch möchte dazugehören. Aus dem Grund passt er sich in Welten ein, die ihm nicht passen. Oft führt das zu einer gefühlten Entfremdung – zur Welt und schlussendlich zu sich. Da auszubrechen und sich die eigene, passende Welt zu schaffen, erfordert Mut. Doch ist es wirklich eine Option, es nicht zu tun?

Habt einen schönen Tag!

(Buchtipp zum Thema Aussenseiter: Ralf Konersmann, Aussenseiter, erschienen im Fischer Verlag)

Tagesbild: Katzendame

Irgendwo las ich mal das Zitat von jemandem, den ich vergessen habe:

«Was andere hinter meinem Rücken über mich sprechen, geht mir am Arsch vorbei.»

Die Wortwahl mag sehr deftig sein, den Inhalt möchte ich mir gerne auf die Fahnen schreiben können. Ich ertappe mich doch immer wieder beim Gedanken: «Was denken wohl die anderen?» Und noch schlimmer: «Ich kann doch nicht XXX, sonst denken andere…»

Damit stand ich mir zu oft selbst im Weg. Lao-Tse sagte dazu:

«Sorge dich um die Anerkennung anderer und du wirst immer ihr Gefangener sein.»

Als ich das erkannt habe, was für ein Befreiungsschlag war das. Natürlich ist es mir auch heute nicht egal, so weit bin ich nicht, aber immerhin steht die Tür des Gefängnisses offen und ich gehe freier rein und raus.

Katzen sind da schöne Vorbilder. Sie machen ihr Ding, kümmern sich wenig um das, was andere wollen oder denken. Wenn sie aber etwas wollen, dann fordern sie es ein. Unbeirrbar.

Habt einen schönen Tag!

Tagesbild: Bad Hair Day

«We don’t see things as they are, we see things as we are.» Anaïs Nin

Es gibt den schönen Spruch, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Wenn zwei Menschen das Gleiche sehen, sehen sie oft nicht dasselbe. Jeder sieht, was er durch sein So-Sein, seine Prägungen, Muster, Gewohnheiten, Erfahrungen hineinlegt. Hockney bezog sich auf diesen Umstand, als er die Kamera als Gefahr für die Kunst sah. Viele Maler kämen vom gegenständlichen Malen ab, weil sie dächten, die Kamera erfasse die Dinge genauer. Aber, und der Gedanke findet sich schon bei Cézanne, eine Kamera erfasse nicht gleich viel wie der Mensch. Die Wirklichkeit ist mehr, als ein aus einer Perspektive abgelichtetes Objekt.

Übertragen auf das Leben könnte man sagen, dass das Urteil anderer oft mehr über sie als über einen selbst aussagt. Nicht, dass man es ignorieren sollte, aber man sollte im Bewusstsein behalten, dass dies nur eine Sicht von vielen ist – die, eines anderen.

Habt einen schönen Tag!

Einfach spielen

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Friedrich Schiller

Das Spiel wird in unserer Zeit immer mehr in den Hintergrund geschoben, Leistung zählt, schon bei den Kindern. Immer früher setzt der Unterricht ein, immer weniger Zeit zum freien Spiel bleibt neben Schule und durchorganisierter Freizeit. Folgt man Schiller, so nimmt man dem Kind dadurch eigentlich die Basis seines Menschseins, ist das Spiel doch der Ort, in dem es sich und sein Sein in der Welt ausprobieren kann. Im Spiel lernen Kinder, zu kooperieren, zu interagieren, auch mal Frustration auszuhalten und Neues auszuprobieren. Der Spielplatz als Lernort fürs Leben.

Das Spiel geht immer da verloren, wo der Schwerpunkt auf dem Ergebnis liegt statt auf dem Weg dahin. Es gibt den Spruch von Konfuzius, der Weg sei das Ziel. Ich mochte ihn nie, versuchte ihn zu zerpflücken und durch Begriffsklauberei zu zerstören. Und muss gestehen: Er hatte recht. So lange es nur ums Ergebnis geht, sind wir selten an unserem Ort. Erst, wenn wir den Prozess, den Weg dahin, lieben, in ihm aufgehen, spüren wir unser Menschsein – eben im Spiel.

„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt daran, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Pablo Picasso

Vielleicht auch ein Grund, wieso ich die Liebe zum Spiel wieder entdeckt habe. Wieder ein wenig Kind sein. Nicht am Ergebnis haften, sondern das Tun feiern. Und manchmal bringt genau das die schönsten Ergebnisse.

Habt einen verspielten Tag!

Lebenskunst: Die innere Burg

„Was ist also zu tun? Das Beste aus dem zu machen, was in unserer Macht liegt, und den Rest so zu nehmen, wie es von Natur aus geschieht.“ Epiktet

Als Menschen sind wir soziale Wesen und von anderen abhängig. Ohne sie entgeht uns alles, was uns zu Menschen macht, ohne Beziehungen bleiben wir und die Welt uns fremd. Nun reicht es nicht, dass da einfach andere Menschen sind, zwischen mir und diesen Menschen muss eine Verbindung entstehen, eine Beziehung, in der ich mich als mich angenommen fühle. Was, wenn das nicht klappt?

Du bist, wie du bist und du bist nicht genehm
Du bist, wer du bist, und du wirst nicht geseh’n.
Du wirst ausgemessen und sorgsam geprüft,
man schaut nur von aussen, mehr will man nicht seh’n.

Das reicht schon zu wissen, ob du wirklich passt.
Du denkst dir nichts Böses, du möchtest nur sein.
Und merkst ganz tief drin, ich gehör’ hier nicht rein.
Du fühlst dich alleine, verlassen und leer.

Du fühlst dich verloren, und möchtest weggeh’n.
Du stellst dir die Frage: «Wo soll ich nur hin?
Wo ist der Ort bloss, für mich, wie ich bin?»

Allen werde ich nie gefallen, danach zu streben hiesse, mich immer wieder selbst zu verletzen durch falsche Hoffnungen und Erwartungen und die darauffolgenden Enttäuschungen. Es bleibt wohl nur eines: Ich muss mir immer wieder klar werden, wer ich bin und was ich will und brauche im Leben. Und dann muss ich sehen, ob ich das in solcher Form kriege an dem Ort, wo ich bin, oder ob ich vielleicht am falschen Platz bin. Gäbe es einen passenderen? Vielleicht reichen auch schon kleine Anpassungen aus, um einen Ort zu einem passenden zu machen.

Auch helfen könnte, mir ein Schutzschild zu errichten, eine innere Burg, in der ich für mich geborgen bin, wenn ich mich im Aussen nicht mehr zurechtfinde. Eine Möglichkeit, mich zurückzuziehen, in mich zu gehen, bis ich wieder zur Besinnung komme: Ich bin, wie ich bin, und das ist gut so. Und dann trete ich wieder hervor und schaue, ob das auch noch andere finden. Und wenn ich mich auf die konzentriere, statt immer jene im Blick zu haben, die mich ablehnen, stehe ich plötzlich in einer Welt, in der ich mich wohlfühlen kann.

Lebenskunst: Leben aus tiefstem Herzen

„Gunst suchen ist erniedrigend:
erschreckend, wenn sie erlangt ist,
erschreckend, wenn sie verloren geht.“
Laotse (Tao Te King, 13)

„Was denken wohl die anderen?“ Ein Satz, der oft auf Gedanken kommen, was man eigentlich machen möchte, sich aber nicht traut und drum verbietet, weil man fürchtet, von anderen abgelehnt, belächelt, gar verstossen würde. Wie oft trauen wir uns nicht, unsere Sehnsüchte und Wünsche zu leben, passen und über Gebühr an, um anderen Erwartungen zu entsprechen. Wir unterdrücken unser ureigenstes Sein für Anerkennung, Ruhm, Geld, Macht – alles Dinge im aussen, die einem zugesprochen werden, wenn man systemkonform lebt. Ansonsten – so fürchtet man zumindest – steht man am Rand, im Dunkeln, ausgeschlossen. Wie sagte schon Brecht so schön:

„Die im Dunkeln sieht man nicht.“

Und so streben wir oft zum Licht des schönen Scheins, vergessen dabei unser inneres, das unseres Seins. Im Tarot gibt es die Karte des Narren, die Null. Sie symbolisiert Unwissenheit, stellt einen Anfang dar. Sie steht dafür, unbedarft in die Welt zu gehen, aus sich selbst heraus sich darin einzurichten mit seinen eigenen Wünschen, Sehnsüchten, (Lebens-)Träumen. Dazu braucht es Vertrauen, Vertrauen in sich, in die Welt und das Vertrauen, dass man als Ich in dieser Welt seinen Platz hat und findet. Denn: er steht jedem Wesen zu.

Wieso soll ich mir also nicht die Narrenfreiheit nehmen, mit Mut und Entschlossenheit das leben, was ich tief in mir drin bin und will? Ganz im Sinne von Udo Jürgens Lied:

„Heute beginnt der Rest deines Lebens.“

Lebenskunst: Mein Freund

Wenn ich an Freundschaft denken, denke ich zuerst an einen anderen Menschen. Doch was ist eigentlich mit mir selbst? Behandle ich mich selbst genauso gut, wie ich meinen Freund behandle? Wann habe ich das letzte Mal wirklich Zeit mit mir verbracht? Zeit, in der ich mich um mich kümmerte, mich hinterfragte? Behandle ich mich selbst immer mit Respekt oder sind da nicht doch viele abwertenden Sätze, mit denen ich mich martere? Sätze wie: „Das schaffe ich nicht.“, „Ich bin u blöd.“, Ich mache alles falsch.“ Vertraue ich in mich und meine Fähigkeiten oder bin ich von (Selbst-)Zweifeln zerfressen?

Diese Sätze haben  sich eingebrannt, sie sind Rückstände aus der Kindheit und werden zu Mustern, die meine Gegenwart massgeblich prägen. Durch sie wird mein Stellenwert bei mir so klein, dass ich es mir nicht wert bin, mein eigener Freund zu sein. Und ich lasse mich das immer hören – und auch spüren. Glaubenssätze wirken auf unsere Emotionen und die wirken auf den Körper. Oft verlieren wir den Zugang zu unseren Emotionen, wir fühlen nicht, was wir mit solchen Sätzen anrichten. Da kann der Gang über den Körper helfen. Einfach mal in diesen hineinspüren, fühlen, wie sich die Füsse, Beine, Hände, das Gesicht anfühlen. Wo sind Verspannungen, wie stehe ich am Boden? Etwas, das auf der Yogamatte passiert, das aber auch eine kleine Übung im Alltag sein kann, die den Zugang zu den eigenen Emotionen wieder herstellen kann. 

Und wenn ich dann sehe, was ich in mir anrichte, könnte ich mich fragen, was eine Freundin zu mir sagen würde – und es mir selbst sagen, als mein eigener bester Freund, der es gut mit mir meint. Diese Freundschaft möchte ich mir wert sein.

Schaffst du es, dein eigener Freund zu sein?

Lebenskunst: Glauben

Mein Zugang zum Yoga kam über die Philosophie. Ich kannte zuerst die Hintergründe, stieg erst dann auf die Matte. Man könnte sagen, dass dies dem entspricht, was ich bin: Ich will zuerst wissen, was ich tue, bevor ich es tue. Diesen Zug habe ich nie ganz ablegen können, er ist aber auf der Matte anders geworden: Ich habe gelernt, etwas zu tun, um dann zu erfahren, was dahinter steckt, wie es wirkt. Dies nun von der Matte ins Leben zu holen, ist nicht immer einfach, aber immer befriedigend, wenn es gelingt, da es einen unmittelbareren Zugang zum Leben mit sich bringt, einen, der nicht von vorauseilenden Gedanken, Bewertungen, auch Ängsten beschwert ist. Es ist eine neue, mir vorher sehr fremde Art des Vertrauens in das Tun und dessen Wirkung, ein Vertrauen auf die Erfahrung dadurch und daraus.

Meine erste Begegnung mit Ganesha kam erst später. Und: Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte in verschiedenen Yogastudios verschiedene Statuen hinduistischer Gottheiten gesehen, sie haben ich alle nicht sonderlich angesprochen, hier war es anders. Dass Ganesha der Gott der Intelligenz und der Künste ist, dass er Glück bringt und Hindernisse aus dem Weg räumt, erfuhr ich dann bei der weiteren Auseinandersetzung und befand: Das passt, das kann ich brauchen.

„Om Gam Ganapataye Namaha“ (Ganesha-Mantra)

Nun bin ich kein gläubiger Mensch und in vielem doch eher westlich als östlich ausgerichtet, da so geprägt, und doch gefällt mir das hinduistische Konzept der Anbetung verschiedener Götter je nach Lebenssituation und Bedürfnissen. Für mich bedeutet das, die Energie auf das zu lenken, was im Leben aktuell ist. Ich stehe vor einer Aufgabe und sehe Hindernisse? Ganesha ist da. Für mich nicht als Gott, sondern eher als Symbol dafür, dass Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können. Wenn ich daran glaube und das Meinige dazu tue. Diese Haltung kommt aus dem Glauben, dass das, worauf ich meine Energie lenke, stark wird, weil die gelenkte Energie ihm Kraft gibt. Und wer weiss: Vielleicht hilft Ganesha ja doch mit. Und sonst ist er einfach «mein Elefäntli», das mich begleitet in meinem Leben. (Dass ich Elefanten liebe und sammle, hat sicher auch ein wenig zu dieser Liebe beigetragen)

Lebenskunst: Vertrauen statt Zweifeln

„Lenke deine Energien mehr und mehr in dein Vertrauen und deine Liebe – denn die Energie, die zu Zweifel wird, ist die gleiche Energie, die zu Vertrauen wird.“ Osho

Und plötzlich ist da diese Idee. Du willst etwas machen und malst dir alles in den buntesten Farben aus. Und dann kommen sie: die leisen und immer lauter werdenden Stimmen, die überall Probleme sehen, die alles in Zweifel ziehen, die eine Hürde nach der anderen sehen und einem Gelingen kaum mehr Chancen geben. Es sind die Stimmen der Angst vor dem Scheitern, die Stimmen, die alles im Keime ersticken, was gross werden könnte. Es sind die Stimmen, die Risikos vermeiden wollen um der Sicherheit willen – die eigentlich der Tod alles Lebendigen ist.

Wie viele Träume hast du schon nicht verwirklicht, wie viele Wege bist du nicht gegangen aus Angst, sie könnten in die Irre führen? Wie viele Entscheidungen hast du nicht getroffen, nur um später zurückzuschauen und zu denken: Hätte ich doch… Und wieso? Um keinen Fehler zu machen? Nicht zu „scheitern“? Was wäre so schlimm? Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte, wenn etwas misslingt?

Oft fürchten wir einen Gesichtsverlust oder fürchten, etwas zu verlieren bei der falschen Entscheidung. Nur: Ohne Entscheidung verlieren wir mehr: Unser Vertrauen in uns, unseren Glauben an unsere Möglichkeit, unser Leben zu gestalten, und: Unsere Freiheit. Zweifel sind die Stäbe eines selbstgebauten Gefängnisses, Vertrauen ist der Boden, auf dem wir stehen und aus diesem hinauswachsen können.

Zweifel unterdrücken zu wollen, bringt nichts, sie werden tief drin weiter wüten. Aber wir können anfangen, Möglichkeiten zu sehen statt Hindernisse, können Wege finden statt Blockaden. Und dann machen wir den ersten Schritt. Und den nächsten. Und irgendwann kommen wir am Ziel an. Vielleicht ist es sogar ein anderes als geplant, aber es ist eines, das wir mutig erreicht haben.

Lebenskunst: Folge deiner Natur

«Das höchste Gut, sagen sie, sei es, in Einklang mit der Natur und in Harmonie mit ihr zu leben.» Cicero

Ich setze einen Apfelkern in den Boden und giesse die Stelle regelmässig. Langsam wächst ein kleiner Ast aus dem Boden, er trägt schon Blätter. Wenn ich dem noch kleinen Trieb gut schaue, wird er über die Zeit wachsen und ein Bäumchen entsteht. Es wird grösser und grösser und ich kann es kaum erwarten, dass die erste Frucht an meinem Baum hängt. Und eines Tages ist es soweit: Ein Apfel, noch klein, hängt an einem Ast. Ich schaue ihn an – und bin enttäuscht. Ich hätte mir eine Birne gewünscht.

Das klingt merkwürdig, doch wenn man genau hinschaut: Ist es nicht das, was wir so oft im Leben machen? Wir wünschen uns etwas, das unserer Natur nicht entspricht und sind enttäuscht, wenn es nicht klappt oder wir damit nicht glücklich werden. Goethe sagte einst:

«Die grösste Freiheit ist es, das zu wollen, was man muss.»

Wir sind vielleicht nicht frei, alles zu sein und zu tun, was wir in jedem Moment wollen, aber wir sind frei, das zu mögen, was da ist, was geht. Ist es nicht schöner, in einen saftigen Apfel zu beissen, den wir selbst gezogen haben, als trübsinnig unter dem Baum zu hungern, weil keine Birne dranhängt? Und genauso ist es schöner, das zu tun, was uns wirklich entspricht, als und irgendwelchen Träumen und Wünschen hinzugeben, die bei genauerem Betrachten gar nicht in unserer Natur sind.

Lebenskunst: Angst

«Es gibt mehr Dinge auf der Welt, die wir fürchten, als Dinge, die uns wirklich zerstören. Wir leiden viel öfter in unserer Vorstellung als in der Realität.» Seneca

Kennst du das auch: Du willst etwas unbedingt tun und schiebst es doch immer auf. Deutlicher wird es, wenn du mit einer Situation konfrontiert bist, die dich überfordert, weil sie etwas von dir verlangt, dem du dich nicht gewachsen fühlst, oder weil du Angst hast. In dir schreit alles «das kann ich nicht» und du suchst nach Wegen, dich der Situation zu entziehen. Tief drin weisst du, dass es kein Entkommen gibt, du musst da durch. Oder du willst es eigentlich wirklich, wenn da nur nicht all die negativen inneren Stimmen wären.

Angst ist etwas zutiefst Menschliches, Evolutionäres. Sie diente vor vielen Jahren dazu, körperlich und seelisch vor Gefahren zu schützen, was überlebenswichtig war. Heute sind die Gefahren selten so  bedrohlich, doch die Angst übernimmt noch immer diese Alarmfunktion und steht uns so oft im Weg. Wir mögen sie nicht, doch eigentlich zu Unrecht, denn Angst ist immer ein Fenster nach innen. Wenn du ihr offen begegnest und sie hinterfragst, gibt sie dir viel über dich preis. Plötzlich merkst du, was in dir oft unbewusst abläuft, du entdeckst zum Beispiel die Angst vor dem Scheitern, aber auch die Angst vor Erfolg – beides könnte dein Leben, wie es ist ändern. Willst du das? Doch bedenke:

«In Ängsten findet manches statt, was sonst nicht stattgefunden hätte.» Wilhelm Busch

Wenn du also das nächste Mal Angst hast, vor etwas wegrennen willst: Schau hin und frage dich: Was macht mir daran Angst und wieso? Oft sind die Antworten überraschend und gewinnbringend.

Wovor hast du Angst?

Lebenskunst: Ich sein – weil ich es darf!

Als Kind der (vor-?)letzten Generation bin ich mit Aufforderungen aufgewachsen, bloss nicht zu laut zu sein, bloss nicht aufzufallen, mich auch ja schön artig zu benehmen. Am besten war es, wenn man mich nicht wahrnahm, ich quasi als braver Mitläufer in dieser Welt existierte, der seine Leistungen gut und richtig (nach äusserem Massstab) erfüllte und wenn eine Wirkung, dann eine positive hervorrief. Unter allem lag die latente Botschaft: Sei nicht so (wie du bist). und bei Nicht-Gelingen sofort: „Du bist nicht gut genug.“

Leider nehmen wir solche Prägungen oft ins Erwachsenenleben, die Sätze setzen sich fest, sie werden Glaubenssätze, an denen wir unser Denken, Fühlen und Handeln ausrichten. Der Satz „Das kann ich nicht.“, die eigene Verurteilung „Ich bin nicht gut genug.“ und das harte Gericht mit uns selbst, wenn etwas misslingt, sind Zeugen davon. Sich davon loszusagen, erfordert Mut. Ja, man könnte anecken, ja, es könnte nicht jedem gefallen. Nur: „So what?“ Gefällt es dir, es nicht zu tun?

Es ist (auch) deine Welt, es ist (nur) dein Leben!