Lebenskunst: Mein Freund

Wenn ich an Freundschaft denken, denke ich zuerst an einen anderen Menschen. Doch was ist eigentlich mit mir selbst? Behandle ich mich selbst genauso gut, wie ich meinen Freund behandle? Wann habe ich das letzte Mal wirklich Zeit mit mir verbracht? Zeit, in der ich mich um mich kümmerte, mich hinterfragte? Behandle ich mich selbst immer mit Respekt oder sind da nicht doch viele abwertenden Sätze, mit denen ich mich martere? Sätze wie: „Das schaffe ich nicht.“, „Ich bin u blöd.“, Ich mache alles falsch.“ Vertraue ich in mich und meine Fähigkeiten oder bin ich von (Selbst-)Zweifeln zerfressen?

Diese Sätze haben  sich eingebrannt, sie sind Rückstände aus der Kindheit und werden zu Mustern, die meine Gegenwart massgeblich prägen. Durch sie wird mein Stellenwert bei mir so klein, dass ich es mir nicht wert bin, mein eigener Freund zu sein. Und ich lasse mich das immer hören – und auch spüren. Glaubenssätze wirken auf unsere Emotionen und die wirken auf den Körper. Oft verlieren wir den Zugang zu unseren Emotionen, wir fühlen nicht, was wir mit solchen Sätzen anrichten. Da kann der Gang über den Körper helfen. Einfach mal in diesen hineinspüren, fühlen, wie sich die Füsse, Beine, Hände, das Gesicht anfühlen. Wo sind Verspannungen, wie stehe ich am Boden? Etwas, das auf der Yogamatte passiert, das aber auch eine kleine Übung im Alltag sein kann, die den Zugang zu den eigenen Emotionen wieder herstellen kann. 

Und wenn ich dann sehe, was ich in mir anrichte, könnte ich mich fragen, was eine Freundin zu mir sagen würde – und es mir selbst sagen, als mein eigener bester Freund, der es gut mit mir meint. Diese Freundschaft möchte ich mir wert sein.

Schaffst du es, dein eigener Freund zu sein?

6 Kommentare zu „Lebenskunst: Mein Freund

  1. Leider nein. Ich war noch nie mit mir befreundet. Als ich noch dachte, ich wäre nicht gut genug für alles, verlangte ich von anderen mindestens meinen Standard, doch der war wider erwarten zu hoch für andere. Heute verlange ich diesen Standart nur von mir selbst, doch inzwischen kann ich diese Vorgabe kaum noch realisieren. Es bleibt ein unfairer Kampf mit mir selbst. Du weißt sicher ganz genau, wie sich das anfühlt …

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    1. Lieber Arno, leider wahr. Ich mag den Begriff Seelenverwandtschaft nicht, finde ihn pathetisch und als Begriff auch wenig bedeutsam und aussagekräftig. Doch wenn ich uns so sehe, denke ich manchmal: So könnte das gemeint sein.

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    1. Ich denke, in der heutigen Zeit liegt ganz viel Gewicht auf Selbstoptimierung, auf Individualisierung, vergessen wird dabei, dass das eigentlich weg führt von einem liebevollen Umgang mit sich. Freundschaft heisst, jemanden zu mögen und mit dem anzunehmen, was er ist. Das heisst nicht, dass alles perfekt ist und man nicht auch an sich arbeiten kann und soll, aber nicht auf dem Boden eines Leistungsdrucks.

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  2. Sandra: „Schaffst du es, dein eigener Freund zu sein?“

    Unbedingt!

    🌼

    Behandle dich wie deinen allerbesten Freund;
    so gütig, daß bloßes Dasein vollauf genügt.

    ― H.W. L. Poonja

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