Gerhard Richter (9. Februar 1932)

«Da es keine absolute Richtigkeit und Wahrheit gibt, streben wir immer die künstliche, führende, eben menschliche Wahrheit an. Wir werten und machen eine Wahrheit, die andere ausschließt. Die Kunst ist ein bildender Teil dieser Wahrheitsfindung.» Gerhard Richter

Heute hebe ich mein Glas auf Gerhard Richter, einen der grössten noch lebenden deutschen Maler. Er feiert heute seinen 93. Geburtstag. Für mich ist er ein wahrer Künstler, ein Mensch, der nie die Neugier verlor, immer seinen Weg ging, Neues probierte, nie stehen blieb. Ein Mensch, der eine Meinung hat und sie kundtut, auch wenn sie unbequem ist – oder gerade dann.

«Ich verwische, um alles gleich zu machen, alles gleich wichtig und gleich unwichtig. Ich verwische, damit es nicht künstlerisch-handwerklich aussieht, sondern technisch, glatt und perfekt. Ich verwische, damit alle Teile etwas ineinanderrücken. Ich wische vielleicht auch das Zuviel an unwichtiger Informationen aus.» Gerhard Richter

Er hat von Fotorealismus bis hin in die Abstraktion viele Etappen durchlaufen. Was seine Bilder auszeichnet ist das Spiel mit dem Zufall, aber auch eine Bedeutung, die sich erst auf den zweiten Blick eröffnet. Es sind keine eingängigen Bilder, man muss sich einlassen.Es sind keine eindeutigen Bilder, der Widerspruch ist immer auch in ihnen angelegt.

«Über Malerei reden, das hat keinen Sinn. Indem man mit der Sprache etwas vermittelt, verändert man es. Man konstruiert solche Eigenschaften, die gesprochen werden können, und unterschlägt die, die nicht ausgesprochen werden können, die aber immer die wichtigsten sind.» Gerhard Richter

Es gibt nicht viele Interviews mit Gerhard Richter, er sprach lieber durch seine Bilder als mit Worten. Einen der wenigen Einblicke gibt ein Film über ihn, sehr aufschlussreich ist deswegen der Film über ihn von Corinna Belz, die auf Arte lief: Gerhard Richter – Painting

https://www.arte.tv/de/videos/073767-000-A/gerhard-richter-painting/

Jürgen Schreiber hat sich auf Spurensuche begeben und dunklen Geschichte von Richters Familie nachgespürt, in welcher sich Täter und Opfer des Naziregimes kreuzen, etwas, das Richter auch zum Thema einiger Bilder gemacht hat.

Sehr empfehlenswert ist auch Uwe M. Schneedes Buch «Gerhard Richter: Der unbedingte Maler» umfassend und fundiert zeigt es Richters Lebens- und Schaffensweg auf, beleuchtet die Hintergründe seiner einzelnen Schaffensphasen. Die Sprache ist teilweise etwas bemühend, aber der Inhalt tröstet darüber weg.


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5 Kommentare zu „Gerhard Richter (9. Februar 1932)

      1. Vor Jahren war eine Ausstellung im Albertinum in Dresden von ihm zu sehen, wo auch ein Riesengemälde in Grautönen von ihm hing. Später habe ich mal geschaut zu welchen Preisen so ein Gemälde verkauft wird – utopisch. Er selbst sagte dazu, dass er sich so ein Gemälde für so einen Preis auch nicht kaufen würde.

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