Da stand er vor mir und erklärte mir die Welt. «Als Künstler muss der Arbeitsplatz chaotisch sein, dieses ganze Chaos insipiriert erst so richtig.» Ich dachte an meinen Wunsch nach Ordnung (im Aussen, in mir drin ist es oft chaotisch genug) und fing zu erklären an, innerlich zweifelnd, ob ich nicht schon verloren hatte, weil ich schlicht falsch lag.
«Man muss keine Türen schliessen können, arbeiten kann man immer und Störungen gehören zum Leben.» Wie auf Knopfdruck ging mein Rechtfertigungsmodus an und ich erläuterte meinen Arbeitsprozess und wieso ich mit Störungen nicht umgehen kann. Ich erklärte, wieso für mich geschlossene Türen Freiheit bedeuten und sah schon am Blick das Unverständnis.
Wäre ich nicht ich, könnte ich es stehen lassen, denken, er ist er und ich bin ich. Das tue ich zwar, und doch bleibt eine kleine Spitze im Herzen stecken, die sich reinbohrt und Fragen eröffnet: «Liege ich falsch? Bin ich falsch?» Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, einfach nickend ja zu sagen und mein Ding weiterzumachen, wie es mir eben entspricht. Und doch habe ich immer wieder das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen. Wenn ich ab und zu sage, man könnte auch aufhören, ständig die Dinge zu bewerten und sie zu thematisieren, sondern einfach jeden so lassen, wie er ist, höre ich oft: «Das darf ich doch wohl sagen?»
Ja, sagen darf man alles, nur: Muss man? Ist das unreflektierte, ziellose Ausplaudern jeder kleinen Gedankenregung nötig? Für wen? Wieso?
Nun denn: Ich schaue auf mein Pult, sehe, dass es für meine Verhältnisse schon wieder zu chaotisch ist und beschliesse, aufzuräumen. Dann schliesse ich die Tür und werde arbeiten.
Habt einen schönen Tag!
Entdecke mehr von Denkzeiten - Sandra von Siebenthal
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ich liebte Ordnung. Jetzt liebe ich Beständigkeit. In meinem Schreibtisch-Chaos finde ich mich prima zurecht, aber schöner wäre es natürlich ohne Chaos, aber was solls 😉 Liebe Grüsse zu Dir!
LikeGefällt 2 Personen
Bei mir wächst es immer wieder zu einem Chaos (in meiner Sicht) und dann ist irgendwann der Punkt, wo ich mich nach Ordnung sehne. Und dann räume ich auf. Bis zum nächsten… Liebe Grüsse zu dir zurück!
LikeGefällt 1 Person
Genau.
Ich nenne es „Ebbe und Flut“.
Liebe Grüße!
LikeGefällt 1 Person
Das passt auf mich auch. Schön! Liebe Grüsse zurück!
LikeLike
… und wunderschön passt es auch zur wechselnden Situation in meinem Portemonnaie …
LikeGefällt 1 Person
Auch das kenne ich leider nur zu gut 😉
LikeLike
Das kann ich auch nicht ab – wenn man mich beobachtet und jede Kleinigkeit bewertet. Da muss ich mich dann wehren. 😊
Liebe Grüße
Rosa
LikeGefällt 1 Person
ich finde es äusserst wichtig, die Tür zum eigenen Raum zumachen zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen – egal ob man nun arbeitet oder nicht. Ich schließe die Tür von Innen ab, das gibt mir die nötige Ruhe.
LikeGefällt 1 Person
Das würde ich auch gerne…
LikeGefällt 1 Person